Die Browserkriege - Teil 42

Dieser Artikel bezieht sich auf ein früheres Design der Seite. Die Screenshots sind somit nicht mehr mit dem momentanen Aussehen in Verbindung zu bringen, jedoch sind die geäußerten Grundgedanken weiterhin gültig.

Vor ein paar Jahren schrieb ich einen Artikel mit dem Titel "Flash, DHTML, CSS, marquee und Professionalität". Zum Thema hatte er Browserkompatibilität, oder eher der Mangel daran im Internet. Ultrakurzfassung: Bitte macht Seiten kompatibel mit allem. Sich einfach auf die neueste Technologie zu verlassen, ist schwachsinnig, da viele Besucher noch nicht so weit sein werden mit ihrer Clientsoftware.

Das kann ich immer noch genauso unterschreiben. Geändert hat sich nur (und das ist der Grund, warum dieser neue Artikel existiert) die Definition von "kompatibel". Zur Zeit des alten Artikels (und sogar bis zur Erstellung des Designs, das die Seite 2004 bekam, und am Tag der Veröffentlichung dieses Artikels abgelöst wurde), war mein Ziel, die Seite identisch in jedem vorstellbaren Browser darstellen zu lassen. Egal, ob dieser zehn Jahre alt, oder brandneu war.

Die technologische Konsequenz dieser Überlegung war, dass ich nur den kleinsten gemeinsamen Nenner benutzen konnte. Konkret hieß das einfachstes HTML4. Alle Elemente platziert durch Tabellen und so viel wie möglich durch Grafiken darstellen, da man beim Anzeigen von Bildern weniger falsch machen kann. Diejenigen Leser, die sicht selbst schonmal in die Untiefen des Webdesigns für eine einigermaßen umfangreiche Seite hinabbegeben haben, wissen, in wie viel Probierarbeit das mündet. Das gute daran: Es klappte, und Beschwerden wegen Anzeigefehlern gab es keine.

Doch zu welchem Preis? Darstellung und Inhalt waren so weit verwoben, dass es praktisch unmöglich war, etwas zu ändern, ohne die gesamte Seite neu zu programmieren - inklusive der Skripte, die die Hintergrundarbeit erledigen. Der HTML-Code, der mit jedem Seitenaufrug zu den Clients geschickt wurde, war riesig, wenn man bedenkt, dass es sich um einfache Textdaten handelt.

Als ich das vorige Design Anfang 2004 fertigstellte, schwor ich mir (und sagte es auch öffentlich), dass es das letzte Mal gewesen sein sollte, dass ich ein Design auf diese Art und Weise erstellen würde. Und jetzt ist dieser Tag gekommen: In der Tradition der Seite, alle zwei Jahre ein grundlegendes Redesign vorzunehmen, gibt es nun ein neues Aussehen. Jetzt ist die Seite endlich so geschrieben, wie ich mir "modernes" Webdesign vorstelle. Doch gewisse Browserhersteller sitzen seit Jahren auf ihren veralteten Produkten, ohne etwas zu verbessern. Was bedeutet das also für die Besucher?

Die gute Nachricht ist, dass die Seite mit jedem Browser funktioniert, egal welcher. Der HTML-Code, der runtergeladen werden muss, ist auf etwa ein Viertel im Vergleich zum vorigen Design zusammengeschrumpft, was deutlich schnelleren Seitenaufbau bedeutet. Die schlechte Nachricht ist, dass es je nach Browser sehr unterschiedlich aussehen kann. Auf jeden Fall ist es benutzbar, aber gut aussehen muss es nicht zwangsläufig. Im Folgenden ein paar Fälle (hinter den Thumbnails verstecken sich Vollbilder):



Gecko Gecko

Da es Einige geben mag, die mit diesem Namen nichts anfangen können: Es ist die Rendering-Engine, die in den Mozillaprodukten und ihren Ablegern benutzt wird, also z.B. Firefox, Seamonkey, Camino usw. Den Standards sehr nahe, und sehr webmasterfreundlich. Überhaupt keine Probleme - so soll es aussehen. Alles ist an seinem Platz und von richtiger Größ.



Opera Opera

Ein weiterer Browser mit sehr guter Standardumsetzung. Wenn etwas mit Gecko funktionert, geht es auch mit Opera und andersrum. Nur ein kleiner Unterschied zeigt sich: Opera stellt die Ecken der "Kästen" wirklich eckig dar (anstelle des runden Effekts bei Gecko). Tja, Opera liegt richtig in diesem Fall. Was Gecko da anzeigt ist eine Vorschau auf CSS3, die sie schon eingebaut haben. CSS3 ist allerdings offiziell noch nicht fertiggestellt, und so kann man es Opera wohl kaum vorwerfen, es nicht zu unterstützen. Trotzdem habe ich die rundungen eingebaut, weil es einfach gut aussieht, und (wie auf diesem Screenshot zu sehen) auch anderen Browsern nicht schadet. Zwecks alternativer Würze gibt es stattdessen gestrichelte Rahmen für einige Kästen.



Safari Safari / KHTML / Webcore

Apples Webcore - Engine ist ein Ableger von KHTML aus Konqueror. Zwar kann es vorkommen, dass die eine der anderen zeitweise etwas voraus ist, aber im Allgemeinen reicht das Testen mit einer von beiden. Der Screenshot wurde mit Apples Safari gemacht. So ziemlich das, was auch Opera anzeigt, also keinerlei Grund zur Beschwerde. Eine Spezialität aller Browser, die das Cocoa-Toolkit benutzen (Safari, Camino,...), ist allerdings zu sehen: Formularelemente können nicht von den auf Betriebssystemebene eingestellten Attributen abweichend gestaltet werden. Deshalb sieht das "Los"-Button im oberen Menü falsch aus. Die einzige Alternative wäre gewesen, Grafiken zu benutzen, doch das h&auuml;tte wieder andere Schwachstellen gehabt (Farben der verschiedenen Kategorien, Platzierung usw.). Deshalb fällt dieses eine Element nun aus dem Design heraus. Nicht toll, aber funktionsfähig, und auch nicht optisch fatal.



Non-CSS Browsers Nicht-CSS-fähige Browser

Waaaaaaaah! Was ist das? Ein Screenshot der selben Seite, die für die obigen Beispiele benutzt wurde, dargestellt von Dillo. Vorweg muss erwähnt werden, dass Dillo ein durchaus guter Browser ist, der genau das leistet, was er verspricht. Es steht hier nur als Beispiel für alle Browser, die keinerlei CSS unterstützen. Ja, davon gibt es jede Menge. Abgesehen von Dillo benutze ich selbst manchmal iBrowse (das die Seite ähnlich darstellt). Ja, mir ist bewusst, dass das nicht allzu toll aussieht. Bei genauerer Betrachtung sollte allerdings jeder feststellen können, dass alles da ist: das Menü (das den meisten Platz beansprucht), die allgemeinen Informationen zum Spiel, der Test und am Ende auch noch die Vergleiche. Alles nach logischen Gesichtspunkten geordnet. Alles funktioniert genauso, wie es soll. Nur eben keinerlei Design.
Diese Besuchergruppe ist durch das Raster der Neudefinition vom "kompatibel" gefallen. Grundlegende Kompatibilität ist wie gesagt vorhanden. Wer an den Inhalt kommen, die Informationen lesen und Dateien runterladen will, kann dies tun. Nicht steht einem im Weg, außer vielleicht dem eigenen visuellen Geschmack. Aber wenn das tatsächlich ein Hindernis ist, ist es der Fehler des Besuchers - auch wenn es brutal klingen mag. Meiner Meinung nach ist es sowieso nicht hässlich. Einfach nur sehr nah daran, wie das WWW ursprünglich mal gedacht war.
Es sei unter diesem Punkt angemerkt, dass auch Netscape 4 etwas sehr Ähnliches anzeigt, und ich deshalb keinen eigenen Screenshot mehr davon gemacht habe. Der einzige sichtbare Unterschied ist, dass das Logo wegen eines Bugs in der PNG-Unterstützung nicht lesbar ist. Ernsthaft: Wen interessiert das?



Internet Explorer Internet Explorer

Wer dachte, es könnte nach dem vorigen Fall nicht mehr schlimmer werden, der lag daneben. Kein CSS zu unterstützen ist ok, denn dann behindert zumindest nichts die eigentliche Funktionalität. Es gibt eine weitere Gruppe von Browsern (um genau zu sein ist es eigentlich ein bestimmter, aber theoretisch wäre es denkbar, dass auch andere entsprechende Probleme hätten), die Designern deutlich mehr Kopfschmerzen bereiten: Diejenigen, die ein bisschen CSS unterstützen, aber dabei unvollständig und fehlerbehaftet sind. Dieser Browser ist natürlich Microsofts Internet Explorer. All die kleinen Fehler und Probleme aufzuzählen würde den Rahmen sprengen, deshalb nur eine kurze, unsortierte Liste der wichtigsten: Von all dem abgesehen, sollte alles soweit funktionieren. Um diesen Stand zu erreichen, waren viele Stunden nötig, um "Hacks" und "Workarounds" einzubauen. Spaß hat es nicht gemacht. Leute, auch wenn es schmerzt: Ihr benutzt antike Software. Die schlimmste Art von allen: die voller Fehler. Ihr mach das Leben aller Webdesigner zur Hölle! Auf privaten Seiten wie dieser mag ich mit solch einer halben Kompatibilität davonkommen, aber all diejenigen, die versuchen, ihren Lebensunterhalt in dieser Branche zu verdienen, nicht. Sie müssen also noch mehr Stunden verschwenden, um ihren bereits korrekten Code um- und umzuschreiben, damit es für euch "richtig" aussieht.
Warum rege ich mich über diesen Fall auf, aber nicht den vorigen? Weil es für alle, die Micosofts Schrott benutzen, jede Menge Alternativen gibt! Leute, die iBrowse benutzen, haben bereits den fortschrittlichsten Browser für ihr Betriebssystem. Besucher mit Dillo haben wahrscheinlich Computer, die einfach zu alt sind, um umfangreichere Software laufen zu lassen. Das ist ok, und es funktioniert ja auch alles. Jetzt, da mit dem Jahreswechsel IE für Mac offiziell eingestellt wurde, gibt es ihn nur noch für Microsoft Windows. Computer, die ein resourcenfressendes Betriebssystem wie Windows XP in benutzbarer Art und Weise laufen lassen können, können unmöglich ein Problem damit haben, Firefox zu schultern. Und diese halbwegs alte Maschine, die immer noch mit Windows 98 läuft, weil ein Upgrade die Hardwareressourcen überlasten würde, sind immer noch gut genug für Opera oder eine alte Version von Firebird / Phoenix (alte Versionen von Firefox - Jahre alt, aber sie stellen diese Seite problemlos dar). Man muss sie nur runterladen und installieren. Kostenlos und ohne sonstige Verpflichtungen. Wer also immer noch darauf besteht, Microsofts Browser zu benutzen, der tut dies aus reiner Faulheit - und darauf nehme ich keine gesteigerte Rücksicht. Danke, dass ihr Webtechnologie auf dem Stand des letzten Jahrtausends haltet.



Internet Explorer 7 Update (3.9.2007): Internet Explorer 7

Zwischenzeitlich hat sich Microsoft erbarmt, ihrem "Browser" eine neue Versionsnummer zu spendieren, und seitdem freut sich meine Mailbox praktisch täglich über Anschuldigungen, dieses Editorial ignoriere absichtlich die unbestreitbare Überlegenheit dieser neuen Software (aus "politischen" Gründen).

Schauen wir uns also den Screenshot an. Ein paar Bugs wurden anscheinend tatsächlich behoben (hover, min-width, max-width), Einiges ist allerdings immernoch indiskutabel (das Spielemenü ist nach rechts verschoben, kein Abstand zwischen Logokasten und Hauptinhalt usw.). Javascript scheint ebenfalls nicht unterstützt zu werden, was sich durch die nicht auftauchenden Kommentar- und Screenshotkästchen auf den Testseiten zeigte. Wieder mal musste ich meine wertvolle Freizeit opfern, um irgendwas zusammenzustückeln, damit überhaupt etwas für gewisse Leute auftaucht.

Um also zum Schluss zu kommen: Dafür habt ihr mehrere Jahre gebraucht? Immer noch schrecklich; Lichtjahre hinter der Konkurrenz hinterher. Die abschließenden Bemerkungen zum Internet Exploder direkt hier drüber gelten weiterhin.

Puh... der letzte Teil war lang. Jetzt, da wir das geschafft haben, ein paar abschließende Worte, um auf den Anfang zurückzukommen. Mit zwei Kernforderungen habe ich den Artikel eingeleitet: Kompatibilität und Vorsicht bei neuen Technologien.

Zum zweiten Punkt: Außer den abgerundeten Ecken, die unter "zukünftige Technologie" fallen, stammt alles, womit diese Seite erstellt wurde (XHTML 1.0 Transitional, CSS2, PNG-Grafiken), aus dem letzten Jahrtausend. Jetzt schreiben wir das Jahr 2006. Also kaum "topmodern", Zeit diese Technologien einzubauen hatten die Browserhersteller genug, und auch die Benutzer hätten ihre Software locker auf diesen Stand bringen können.

Und zuletzt zum ersten Punkt: Dieses Design ist kompatibel zu und benutzbar mit jedem Browser. Getestet wurde das mit deutlich mehr Browsern als den hier aufgeführten. Was allerdings noch wichtiger ist: Es ist zukunftskompatibel. Wenn eine neue Browserversion rauskommt, oder sogar eine vollkommen neue Rendering-Engine irgendwo auf der Welt entwickelt wird, dann wird diese Seite weiterhin funktionieren, denn sie wurde nach einem offiziell dokumentierten und anerkannten Standard geschrieben. Um einzelne Browserbugs kümmere ich mich nicht mehr (oder zumindest reduziere ich das auf ein Minimum) und ich kann trotzdem nachts sehr gut schlafen - in dem Wissen, dass ich an dem Design nicht arbeiten muss morgens, nur weil ein neuer Browser draußen ist, der mit dem Pseudocode, den ich geschrieben habe, nichts anfangen kann. Und jetzt stürtzt euch endlich auf den Inhalt der Seite, wie auch immer er aussehen mag...

Mr Creosote (26. Februar 2006)

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