Mad News
für Amiga (OCS/ECS)

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Mr Creosote:Besucherwertung:
5.3/6
Firma: Ikarion
Jahr: 1995
Genre: Strategie
Thema: Geschäftswelt / Cartoon & Comic / Humor
Sprache: Deutsch
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 43765
Rezension von Mr Creosote (13.07.2006)
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Mad TVs Erfolg schrie förmlich nach einem Nachfolger. Rainbow Arts kündigte Mad Burger an, eine Fastfood-Simulation. Ralph Stock, der Designer des ersten Teils, hatte die Firma verlassen, und arbeitete an Mad News, das bei Ikarion veröffentlicht wurde. Von Mad Burger hörte man nie wieder etwas, aber zwei Jahre später erschien Mad TV 2 (der einzige „offizielle“ Nachfolger) - und es war ein einziges Desaster. Dieser Test behandelt aber Mad News. Das Spiel, das vielleicht als einziges verdient, als Abkömmling des Originals bezeichnet zu werden.

Mad News beginnt da, wo Mad TV endete. Dem Alter Ego des Spielers unterläuft ein fataler Fehler, als er sein sehr privates Unterhaltungsprogramm mit der Show, die er senden sollte, verwechselt - gefeuert. Zum Glück bekommt er eine zweite Chance: als Chefredakteur eines kleinen Boulevardblattes. Vorbild war wohl die „Bild“, nur die Verkaufszahlen sind natürlich noch nicht vergleichbar. Der Spieler muss nun Mad News (so der Name der Zeitung) zum führenden seiner Art in den USA machen.

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Um Geld zu sparen, befinden sich die Büroräume in einem Schrottreifen Kreuzfahrtschiff, das man sich mit zwei Konkurrenten teilt. Abgesehen von dieser eigenartigen Umgebung sollten sich Mad TV - Spieler gleich wie zu Hause fühlen: Hinter jeder Tür findet man ein Büro, wo man Inhalte für seine Zeitung und sonstige sinnvolle Dinge erwerben kann. Also läuft man rum und sammelt die heißesten Neuigkeiten, die aktuellesten Sportergebnisse, Comicstrips und so weiter, und trägt dann alles zum Herz des Spiels: dem eigenen Büro.

Auf dem Computer kann man die sechs täglichen Seiten einfach per Drag & Drop gestalten. Wer braucht schon Pagemaker oder eines dieser anderen sündhaft teuren DTP-Programme? Natürlich steht hinter allem der Termindruck. Obwohl eine Zeitung natürlich in ihrer Gesamtheit erst am nächsten Tag herauskommt, beginnt der Druck der einzelnen Seiten schon im Laufe des Tages, und das selbst, wenn man es nicht schafft, sie pünktlich zu füllen - der Drucker lässt sich nicht beirren und spuckt auf leere Seiten zuverlässig aus.

Hinter dem Ganzen steht auch noch ein höheres Ziel. Bea, die Tochter des Chefs und die Ehefrau des Spielers, mag zwar gut aussehen, aber sie ist der Teufel in Menschengestalt. So wie man in Mad TV Geschenke für Betty gekauft hat, überlegt man sich hier böse Streiche für Bea. Ein netter Gag, aber wie auch schon in Mad TV kaum ein wirklicher Bestandteil des Spielverlaufs.

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Mad News kann natürlich nicht mit den authentischen Filmtiteln, die Mad TV so spaßig machen, aufwarten. Stattdessen rühmt es sich mit Artikeln, die aus der Redaktion der (mittlerweile lange vom Markt verschwundenen) echten Zeitung Neue Spezial stammen, deren Konzept es war, ausschließlich frei erfundenen Inhalt zu veröffentlichen. Also bekommt man irre Schlagzeilen wie „Rauchen lebensgefährlich: Platzgefahr“ oder „Hat der Papst eine Geliebte?“ vorgesetzt. Die zugehörigen Artikel kann der Spieler ausnahmslos lesen, und sie gewinnen einem auch das eine oder andere Lächeln ab.

Würzen kann man das Agenturmeldungseinerlei, das jedem gleichermaßen zur Verfügung steht, auch noch. Wenn man denkt, dass sich aus einer Story mehr rausholen lässt, schickt man seine Reporter los. Meist ergibt sich nichts, aber sollte sich zum Beispiel rausstellen, dass es sich bei der Papstgeliebten um Claudia Schiffer handelt, hat man eine exklusive Schlagzeile...

Einige Teile aus Mad TV wurden deutlich gekürzt. Zum Beispiel ist der komplette Aspekt des Terrorismus und der Sabotage weggefallen. Der einzige kleine Hinweis darauf sind die japanischen Investoren, die ihre Ingenieure jeden Tag in einem anderen Raum arbeiten lassen, und ihn somit blockieren. Wenn es sich dabei um das eigene Büro handelt, Pech (oder Dummheit, denn man hätte sie ja bestechen können). Räume können nicht mehr leergemacht werden, aber das ist andererseits auch nicht notwendig, da es keine äquivalente Funktion zum Studio in Mad TV gibt.

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Auch die anderen beiden Zeitungen sind wenig mehr als reine Makulatur. Die Japaner scheinen sie überhaupt nicht zu kratzen (wenn ihre Büros unbenutzbar sind, kommen trotzdem vollständige Zeitungen raus, was dem Spieler unmöglich wäre) und die Sprites, die sich durch das Schiff bewegen, haben offensichtlich überhaupt keine Funktion (wenn man beispielsweise den Newsraum den gesamten Tag lang besetzt, und somit für die Gegner unzugänglich macht, haben sie am folgenden Tag trotzdem die neuesten Schlagzeilen). Bugs oder Designschlampigkeit? Auf jedes Fall degradiert es die Konkurrenz einzig und allein auf die Funktion, das Spiel zu verlängern: Bea wird man nicht los, bevor man nicht die anderen in die Pleite getrieben hat.

Positiv hervorzuheben ist, dass das Layout der Zeitung mehr Freiraum erlaubt als die Programmplanung mit Mad TVs vorgegebener Blockstruktur und dass es einige Detailverbesserungen am Spielsystem gibt (zum Beispiel kann nun die Spielgeschwindigkeit überall geändert werden). Das ist wichtig, da die witzigen Artikel allein einen natürlich nicht lange genug bei der Stange halten. Genau wie bei solcherlei Zeitungen im wirklichen Leben wird es nach erster Begeisterung schnell langweilig, Artikel immer gleichen Stils zu lesen. Und dann kommt es auch die spielerischen Qualitäten an - die Mad News zur Genüge vorweisen kann. Keine revolutionären neuen Ideen, aber die waren auch nicht nötig. Gute Unterhaltung!

Technisches: Mad News benötigt 1,5 MB RAM und es muss auf eine Festplatte installiert werden. Weitere Einschränkungen gibt es nicht, ein A500 mit Kickstart 1.3 reicht. Es gilt aber natürlich: Je schneller der Computer, desto flüssiger der Spielablauf.

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