Das schmutzige Erbe
für Amiga (OCS/ECS)

Mr Creosote:
Firma: Umweltbundesamt
Jahr: 1993
Genre: Adventure
Thema: Lernspiel / Werbespiel
Sprache: Deutsch
Lizenz: Freeware
Aufrufe: 9087
Rezension von Mr Creosote (08.08.2016)
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Der stilbildende Klassiker des Werbe-/Propagandaadventures ist zurück! Das schmutzige Erbe setzt direkt am scheinbaren Happy End des ersten Teils an. Durch die umweltverträgliche Renovierung des onkel'schen Hauses bekommt der Spieler 5 Millionen DM ausgehändigt. Doch anstatt sich dieses Reichtums zu freuen, plagen einen Fragen über den Schlüssel, den man dazu auch noch bekommen hat. Das passende Bankschließfach ist einfach aufgespürt, jedoch benötigt es zwei Schlüssel. Nicht dass es einen wirklich interessieren sollte, aber wow, wie mysteriös! Nicht zu vergessen ist die Flamme Lolita auch ein bisschen sauer, da man sich schon länger nicht gemeldet hat. Nicht, dass sie das wirklich interessieren sollte, jetzt da wir Millionär sind, aber na ja, dies ist eben nicht die echte Welt.

Das vorrangige Ziel ist es erstmal wieder bei Lolita zu landen… in ihrem Herzen selbstverständlich! Da die Masche des letzten Mals sich bewährt hat, wiederholen wir sie einfach und laden sie zu einem romantischen Essen bei uns zu Hause ein (übrigens, wir wohnen immer noch in unserer Wohnung, nicht in dem extra renovierten Haus). Dafür stehen ein Einkaufstripp und ein bisschen Aufräumen zu Hause an.

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Wie bekannt bevorzugt Lolita umweltbewusste Verehrer. Also kaufen wir beispielsweise frischen Käse statt eingeschweißten und anscheinend besitzen wir noch nicht einmal Besteck! Als Transportmittel erstehen wir ein Fahrrad im Autoladen, dessen Verkäufer uns dafür ordentlich verhöhnt. Zu Hause tauschen wir eine Glühbirne aus und reinigen den Teppich. Aufregend, was? Na ja, immerhin rückt Lolita daraufhin mit einem Tipp heraus, wo der zweite Schlüssel zu finden sein könnte…

Eine drastische konzeptuelle Änderung gegenüber dem ersten Teil ist, dass das Spiel einem zwar umweltunfreundliche Optionen beim Einkaufen und Verwenden noch anbietet, sie einen allerdings nicht mehr tatsächlich durchführen lässt. Stattdessen erscheinen beim Versuch längliche Vorhaltungen, warum das nun aber wirklich falsch wäre, wie das der Umwelt schade usw. So spart man sich (und dem Spiel) die lächerlichen Szenen, in denen die Erde vollständig dadurch zerstört wurde, weil ein einzelner Mensch die Heizung angelassen hatte, aber andererseits macht es das Spiel auch sehr… fade. Einem nicht zu gestatten, Fehler zu machen, gestaltet die Lösung trivial.

Die Bedienung, der zweite Nervfaktor des ersten Teils, wurde immerhin leicht verbessert. Die Anzahl Klicks, die man zur Durchführung einer Aktion benötigt, ist immerhin reduziert. Was allerdings immer noch schmerzlich fehlt, ist der „Was-ist“-Befehl der Lucasfilm-Adventures, um Objekte in den Szenen überhaupt entdeckbar zu machen (und das obwohl der Interface sehr klar von Lucasfilms Spielen der gleichen Zeit inspiriert ist). Weiterhin bewegt sich der Spielersprite nicht einmal, wenn man nicht auf ein existierendes Objekt klickt.

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Apropos Spritebewegung, die Wegfindungsroutine bringt einen zwar dorthin, wo man möchte, doch obwohl es eine Laufanimation von der Seite gibt und der Bildschirm auch immer eine höhere Breite als Tiefe hat, präferiert sie anscheinend die Bewegung nach vorne und hinten. So bekommt man fast immer den Sprite bei alberner Seitwärtsbewegung zu sehen.

Und dann ist da natürlich noch das Ende… puh, tut mir leid, aber das muss ich jetzt leider verraten, um darüber sprechen zu können. Das Schließfach enthält Dokumente über das letzte Bauprojekt des Onkels, der sein Vermögen mit schmutzigen Geschäften gemacht hat. Der Spieler wirft nur einen Blick auf den trostlosen Wohnkomplex, vor dem ein einsamer Typ von einer Umweltorganisation protestiert. Man redet mit ihm und schenkt ihm auf der Stelle die kompletten 5 Millionen!

Die große Lektion soll wohl sein, dass man nicht von schmutzig verdientem Geld leben möchte, sondern es lieber weggibt, um den entstandenen Schaden wiedergutzumachen. Sehr moralisch, aber fernab jeglicher Realität! Das ist dermaßen abgekoppelt von wirklich vorstellbaren Lebenssituationen oder realistisch möglichen Entschlüssen, dass es einfach nur noch lächerlich ist (dass Lolita diese Geste natürlich absolut beeindruckt, ist da nicht mehr als eine Fußnote).

Trotz der Verbesserungen in der Spielbarkeit schafft es das Spiel leider ebenfalls nicht, seine erzieherische Botschaft glaubwürdig zu verkaufen. Wie schon die übertriebenen Game-Over-Szenen des ersten Teils ist auch dieses Ende mehr als lachhaft. Eine reine Traumwelt zu suggerieren ist einer Akzeptanz bei der Zielgruppe wohl kaum förderlich.

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