Inca
für CD-i

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Mr Creosote:
Firma: Coktel Vision
Jahr: 1993
Genre: Action, Denkspiel
Thema: Science Fiction / Krieg / Mythen und Sagen
Sprache: Français, English, Deutsch, Nederlands
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 12203
Rezension von Mr Creosote (27.08.2016)
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Die Geschichte wird bald neu geschrieben werden müssen. Im frühen 16. Jahrhundert begann die spanische Eroberung / der Völkermord des Reichs der Inka. 500 Jahre später (also so ca… jetzt) wird dieser Konflikt zu einem Ende kommen im Weltraum! El Dorado, der mystische Anführer der, na ja, nicht der Inka, sondern der Chibcha (aber was soll man sich schon über historische Genauigkeit aufregen in einem Spiel über Inkas im Weltraum…), wird endlich gefunden und unter der Anleitung des Geists Huayna Cápacs stellt er sich dem spanischen Bösewicht Aguirre in einem Entscheidungskampf entgegen.

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Doch ganz so einfach wird es natürlich nicht sein. Zuerst muss er noch drei magische Edelsteine finden, die ihm Kontrolle über Zeit, Energie und Materie geben. Einen bekommt man nur, wenn man die Prüfung einer Priesterin besteht. Einer befindet sich im Besitz feindlich gesinnter Mayas. Einer ist hinter einem Ritual versteckt. Und natürlich sitzt Aguirre auch nicht auf der faulen Haut, sondern versucht einen aufzuhalten.

Incas stärkster Punkt ist der köstlich seltsame Plot, der dem Spieler auf sehr angemessene Weise präsentiert wird. Flötentöne heißen einen willkommen, gemeinsam mit einer Stimme aus dem Off, die in unheilvollem Tonfall per (denke ich) erfundener pseudo-indigener Sprache (mit Untertiteln) zu einem spricht, bevor dann ein Ohrwurm im 1980er-Synthie-Stil loslegt. Das stylische „Set-Design“ irgendwo im Spannungsfeld historischer Kunst und futuristischer Technologie funktioniert bestens. Die Animationen sind stellenweise etwas abgehackt und sichtbare Schauspielerei gibt es eigentlich kaum (da nur drei Charaktere überhaupt gefilmt im Spiel auftauchen und nur wenige Szenen haben), aber die Sprecher machen ihre Sache durchgehend hervorragend.

Spielerisch gibt es allerdings nicht nur Positives zu berichten. Eine Einschränkung besteht darin, dass sich das Spiel in Szenen teilt, die völlig zusammenhanglos zueinander existieren und völlig linear hintereinander ablaufen. Planung seitens des Spielers ist unnötig; man lässt sich vom Plot treiben. El Dorado ist also nicht mal richtig Protagonist seiner eigenen Geschichte.

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Diese Szenen reichen von eher langweiligen Labyrinthen, die spielerisch eigentlich Schießbuden sind (Spanier-Aufstellfiguren werden von Zeit zu Zeit ins Bild geschoben, die auf Treffer warten), und Flüge durch Gräben, geklaut von Krieg der Sterne, in seltsam grober Grafik bis hin zu einfachen Rätseln, die meist innerhalb eines Bildschirms stattfinden, und Raumschiffduellen im Weltraum. Von den letzten Beiden sind Erstere recht unterhaltsam und schaffbar, aber das liegt auch an ihrem geringen Umfang, so dass man eh kaum hängenbleiben kann.

Die Raumkämpfe kann man wohl als Höhepunkt des Gesamtpakets bezeichnen. Wing Commander muss sich keine Sorgen machen, und die gerade mal verschieden eingefärbten Kampfjäger, die einen angreifen, können recht eintönig werden, aber sobald die Weltraumgalleonen (mit vollen Segeln, die sich in Weltraumwinden wölben!) ins Spiel kommen, steigen Interesse und damit Spaß gleich um Faktor 10.

Dieses Spiel reißt also nicht zu Begeisterungsstürmen hin. Es ist und bleibt einer dieser typischen französischen „Multimedia“-Blender. Doch immerhin ist es an den Standards dieses Genres gemessen gar nicht mal so übel. Die Interaktivität ist schonmal viel größer als in vielen ähnlich gelagerten Spielen; es ist kurz, aber auch kompakt, denn es vermeidet weitgehend langwieriges Füllmaterial. Die Spielelemente sind einfach zu erfassen und zu meistern. Wer also mal aus erster Hand sehen will, wie diese Zeiten früher CD-Spiele wirklich waren, könnte eine schlechtere Wahl treffen.

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