The Wacky World of Miniature Golf
für CD-i

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Mr Creosote:Besucherwertung:
3/6
Firma: Philips Sidewalk Studio
Jahr: 1993
Genre: Denkspiel
Thema: Cartoon & Comic / Humor / Individualsportarten / Multiplayer
Sprache: English
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 7356
Rezension von Mr Creosote (21.01.2017)
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Wenn sich etwas schon „verrückt“ nennt, ist es meist ein schlechtes Zeichen. Das riecht immer nach Überkompensation. „Weird“ Al Yankovic und Konsorten. Aber, ok, eventuell wäre eine direkte Umsetzung des Minigolfsports auf den Computer tatsächlich als etwas langweilig aufgenommen worden.

Inwiefern ist dieses Spiel also „verrückt“? Die Bahnen sind nicht so, wie man sie erwartet hätte. Einlochen muss man an ungewöhnlichen Plätzen, versteckt hinter unerwarteten Hindernissen. Spielt man beispielsweise im Garten hinter dem Haus, kommen einem ein Rasenmäher und ein Hund in die Quere. Laufen/fahren diese im falschen Moment durchs Bild, prallt der Ball zurück oder wird vielleicht sogar gleich zerstört.

Spielerisch präsentiert man sich simpelstmöglich. Man hat jeweils die Wahl, geradeaus, nach links oder rechts zu schlagen. Mit dem richtigen Timing kommt man so voran (oder trifft sogar). Simpler geht's wirklich nicht. Jeder kann mitspielen.

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Die Sache hat nur einen Haken. Aufgrund der typischen Einschränkungen des CD-is, Animationen „live“ zu berechnen, ist man beim Timing nicht vollkommen frei. Mal illustriert am Zug-Level (siehe Bild). Zwei Züge überqueren abwechselnd den Pfad zum Loch: ein weißer und ein blauer. Man sollte meinen, das Erfolgsrezept sei offensichtlich: Sie fahren ziemlich schnell, also sollte man den Ball schlagen, kurz bevor der schnellere (der weiße) den Übergang überquert, so dass der Ball die Schienen genau hinter ihm erreicht. Damit sollte der Ball herüberkommen, bevor der blaue Zug dort ist.

Falsch gedacht. Jeder solcher Versuch endet darin, dass der weiße Zug den Ball überrollt. Die Variationen dessen, was überhaupt passieren kann, sind strikt limitiert. Schlägt man geradeaus, kennt das Spiel nur ein Ergebnis: den weißen Zug, wie er den Ball plattmacht. D.h. obwohl der langsamere, blaue Zug folgen sollte, wird stattdessen die Animation des weißen Zugs eingespielt. Der hat sich wohl wieder an die linke Seite teleportiert. Genauso, wie der Rasenmäher urplötzlich auch mal aus der anderen Richtung wiederauftaucht usw., wenn man „falsch“ schlägt.

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Schade, denn dadurch wird Wacky Minigolf ein Memory-Spiel. Geht man mit Logik an die Sache (wie im Beispiel dargestellt), weiß man nie, was geschehen wird. Stattdessen bleibt nichts anderes, als die drei möglichen Richtungen mit leichten Timingvariationen durchzuprobieren und einfach zuzuschauen. Klappt etwas, merkt man sich diesen Schlag und macht ihn am besten beim nächsten Mal genau so wieder, denn (Miss-) Erfolg ist reproduzierbar.

Das mag sich jetzt ziemlich negativ anhören und für „ernsthaftes“ Spielen ist es das auch. Es verhält sich allerdings so, dass sowohl Erfolg, als auch Misserfolg mit Animationen im flachen Cartoonstil dargestellt werden, die eben auch „verrückt“ sein sollen. Fasst man es als zwangloses Partyspiel auf, dann liegt die Belohnung gar nicht mal notwendigerweise darin, in möglichst wenigen Schlägen einzulochen, sondern darin, sich gemeinsam darüber zu amüsieren, was da so auf dem Fernseher vor sich geht. Der kalauernde Off-Kommentator unterstützt diesen Eindruck noch.

Soll heißen, dies ist ein Spiel, das man wohl gar nicht trainieren und definitiv meistern soll. Vielmehr soll man einfach gemeinsam Spaß haben, ohne dabei zu ergeizig zu werden. Mein Eindruck, das sei CD-i eine Art spiritueller Vorgänger von Nintendos Wii, verstärkt sich…

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