One Must Fall 2097
für PC (DOS)

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Mr Creosote:MasterLee:Gesamt:
5.5/6
Besucherwertung:
4/6
Weitere Titel: OMF 2097
Firma: Epic Megagames
Jahr: 1994
Genre: Action
Thema: Kämpfen / Multiplayer / Science Fiction
Sprache: English
Lizenz: Freeware
Aufrufe: 12696
Rezension von MasterLee (22.03.2017)

One Must Fall hätte ein Street Fighter-Klon für den PC werden sollen, aber dann entschlossen sich die Entwickler, das Spiel in die Zukunft zu verlegen und 2097 anzuhängen. In diesem Jahr spielt zumindest die Story des Einzelspieler-Modus. Und dort erwartet uns schon die erste Änderung im Vergleich zu Street Fighter und anderen Kampfspielen. Hier wählt man nicht einen Kämpfer, sondern eine Piloten und einen Roboter.

Diese Piloten haben zwar alle eine eigene kleine Geschichte, oder besser gesagt Beschreibung, die ist aber nicht besonders wichtig. Wichtiger sind die drei Werte, die neben dem Kämpfer stehen und angeben, wie stark der Pilot austeilen, wie schnell er sich bewegen und wie viele Treffer er einstecken kann, bevor er benommen wird. Hat man sich für einen Piloten entschieden, muss man einen Roboter wählen, welcher je nach gewähltem Piloten eine andere Farbe bekommt. Roboter gibt es in verschiedenen Formen und Größen und auf die Größe kommt es dann schon ein bisschen an. Hat man lange Beine, kann man dem Gegner schon mal die Füße wegtreten, bevor der nah genug dran ist.

Allerdings hat jeder Roboter seine speziellen Moves, worunter auch einige Combos und Special Moves zählen. Letztere stehen wie bei Street Fighter 2 im Handbuch und ähneln diesen auch, was die Art und Weise der Ausführung angeht. So gleicht der Raketenabschuss des Novas dem Hadouken, was die Tastenfolge angeht. Apropos Nova, diesen Roboter kann man im normalen Spiel nicht spielen, da er dort dem bösen Endgegner vorbehalten ist. Der ist nämlich Transhumanist und verfolgt einen üblen Weltherschaftplan. So steht es zumindest in seiner Rede, die er hätte halten wollen, wäre er nicht gestorben.

Neben dem Einspieler-Modus gibt es noch den Zweispieler-Modus und den Demo-Modus. Für ersteren braucht man einen Freund, wahlweise auch über Modem oder Netzwerk. Beim Demo-Modus hingegen spielt der Computer gegen sich selbst. So weit, so eintönig, aber dann gibt es zum Glück noch den Tournament-Modus. Und der hat es in sich.

Hier erstellt man sich erst mal seinen Piloten, gibt ihm einen Namen und sucht einen von vier Bildern aus. Man kriegt ein kleines Startkapital, wovon man sich in eine Liga einkauft, seine Werte trainiert oder seinen Roboter verbessert. Und schon kann es in der „Liga” losgehen. In dieser Liga kämpft man immer gegen den nächststärkeren Piloten; besiegt man den Piloten auf Rang Eins, ist die Liga vorbei. Also stellt euch das so vor: Der TV Jahn hat sich in die erste Fussball-Bundesliga eingekauft; besiegt er Bayern München, ist die Bundesliga vorbei und der TV Jahn ist Meister. Die Liga kann also ewig gehen, es sei denn, man verliert zu oft.

Das Verlieren an sich ist nicht so schlimm, aber die Reparaturkosten des Roboters können einen in die Pleite treiben. Und wenn der Mechaniker kein Geld mehr bekommt, beginnt er, Roboterteile zu verkaufen. Ist Nichts mehr da, dann muss man arbeiten, um Geld zu bekommen, will heißen man fliegt aus der Liga und verliert Fähigkeiten. Der Mechaniker war übrigens selbst mal ein toller Kämpfer, laut eigener Aussage, fragt sich nur warum er jetzt Geld verdienen muss. Neben den Kommentaren vom Mechaniker gibt es allerdings auch noch am Ende des Kampfes eine Zusammenfassung in Form einer kleinen Fernsehberichterstattung, welche sich aber auf die Dauer wiederholt.

Soviel zum Drumherum, aber jetzt zum Schluss noch mal eine Wort zum Kampf und was das Spiel so toll macht. One Must Fall ist nämlich wie Street Fighter 2 ein Raumkampfspiel, bei dem es darum geht, die Handlungsfähigkeit des Gegners zu minimieren. Man sorgt also vorrangig dafür, dass der Gegner sich nicht bewegen oder nur in sehr beschränkten Bahnen bewegen kann, vorzugsweise welche, die man gut kontern kann. Dabei hilft einem die Tatsache, dass der Gegner nach einem Treffer kurz bewewegunglos ist. Erschwert wird die Sache dadurch, dass der Gegner nach einem Treffer noch kürzer unbesiegbar ist. Und wie schon gesagt, jeder Schlag und Tritt deckt den Raum unterschiedlich ab. Auch verändert sich die eigene Trefferzone je nach aktueller Aktion. Das alles sollte man im Kopf haben und die eigene Schadensausteilzone gekonnt so zwischen sich und den Gegner stellen, dass der Gegner keine erzeugen kann, die einen erreicht. Dann braucht man auch kaum Special-Moves und kann sich lieber auf Kombos konzentrieren, die mehr Punkte und am Ende Geld bringen.

Rezension von Mr Creosote (22.03.2017)
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Seine aufkommende Shareware-Szene war Anfang der 1990er Jahre eine große Attraktion für Spieler auf der IBM-PC-Plattform. Anders als auf den streng kontrollierten Konsolenökosystemen hatten hier auch kleinere Entwickler die Chance, etwas gegen die Konventionen und Trends auf den Markt zu bekommen, was wiederum Spieler anlockte.

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Epic Megagames, eine der großen zwei Sharewarefirmen, brauchte One Must Fall heraus und das Spiel bot eine Variante des Zweikampfspiels, mit der zwar bereits ein paar Mal experimentiert worden war, die jedoch nach den Special-Move-Orgien der frühen 90er Jahre in Vergessenheit geraten war. Es legt viel Wert auf Charakterentwicklung im Spielverlauf.

Dies geschieht sogar auf zwei Ebenen, denn Charakter und Equipment sind spielerisch getrennt. Die Kontrahenten kämpfen nicht direkt miteinander, sondern bedienen sich Robotern, um ihre Meinungsverschiedenheiten auszutragen. Sowohl die Charaktere, als auch die Roboter haben bestimmte Fertigkeiten, die man trainieren und entwickeln kann; man kann den Roboter sogar komplett gegen einen anderen austauschen, wenn das Budget es zulässt. Woraufhin man dann natürlich vorhandene Upgrades des alten Modells wieder verliert und sich auch spielerisch an das neue umgewöhnen muss.

Im „Karriere“-Modus tritt man in unterschiedlichen Turnieren an. Man muss dabei nicht nur gewinnen, sondern dabei auch darauf achten, den Roboter einigermaßen intakt zu halten, denn vom Preisgeld sind natürlich zuerst Reparaturen zu bezahlen, bevor man in Aufrüstung investieren kann. Solche Abwägungen ergänzen das übliche destruktive Spielprinzip um eine neue Ebene.

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Die Steuerung über zwei Feuerknöpfe funktioniert sehr gut, selbst per Tastatur. Das Spiel läuft flüssig und die Geschwindigkeit kann eigenen Vorlieben angepasst werden. Externe Gefahren in den Arenen – wie hervorstechende Spitzen oder angreifende Jagdjets – bringen zufällige, aber faire Würze ins Geschehen. Die hervorragende Titelmusik bringt einen sofort in Stimmung. Nach den Kämpfen wartet jeweils eine mediale Berichterstattung und der grantige Mechaniker bringt mit seinen Sprüchen ebenfalls etwas Leben in die Welt. Nicht zu vergessen kann man im Zweispielermodus per Handicap-Einstellung auch Duelle zwischen verschieden geübten Spielern ermöglichen.

Insgesamt ist OMF damit vielleicht nicht das sofort auffälligste Prügelspiel seiner Zeit, aber trotzdem eventuell eines der besten. Es belohnt vorsichtiges, strategisches Vorgehen gegenüber reinem Reflextraining. Wodurch es wohl ein Spiel ist, das wirklich nur auf einem Computer existieren kann. Ob man das nun den üblichen Alternativen vorzieht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Meine Meinung ist klar.

P.S. Aus dem Sharewarespiel ist mittlerweile ein Freewaretitel geworden.

Kommentare (5) [Kommentar schreiben]

Mr Creosote:

Also wenn ich mit einem anderen Spielpartner eine direkte Verbindung aufbaue, bekomme ich wohl keine Pakete von 100 anderen Spielen. Und normalerweise spiele ich selbst nicht mehr als ein Spiel zur Zeit. Erschließt sich mir also nicht. Aber, gut, wenn's irgendwie hilft.

Edit: Habe nun mal selbst nachgelesen. Im Prinzip geht es ja nur darum, dass keiner der Spieler nach außen einen Port öffnen muss. Also praktisch Convenience. Routerkonfiguration sparen und so.

Um aufs Spiel zurückzukommen: Natürlich ist es zu zweit super, aber was ich OMF besonders hoch anrechne ist, dass es eben im Unterschied zu so vielen im Genre auch allein Spaß macht. Viel zu viele Spiele machen überhaupt nichts dafür.

MasterLee:

Classic Game Arena ist quasi ein geschützter Dosbox-IPX Relay/Tunnel. Einen eigenen Client benötigt das System weil es mehrere Spiele gleichzeitig unterstützt und man nicht IPX Nachrichten für mehrere 100 parallel laufende Spiele auch empfangen möchte.
Allerdings wäre das ganze auch möglich mit in DOS geschriebenen Programmen. So kann man Classic Game Arena unter Android zur Zeit vergessen.

Mr Creosote:
Wo ist der Vorteil gegenüber der direkten Verwendung von Dosbox und dessen IPX-Emulation?
LostInSpace:
Ein Prügelspiel macht doch am meisten mit einem menschlichen Gegner Spaß, obwohl man in diesem Fall eigentlich von Kampfrobotern sprechen müsste. In OMF: 2097 gibt es dafür auch einen Mehrspieler Modus für die Verbindung über das Internet. Auf dem folgenden Internetportal kann man sich kostenlos mit anderen Spielern weltweit verbinden: http://www.classicgamingarena.com/. Es ist allerdings die Installation eines Zusatzprogramms notwendig.
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