Alien Breed 3D II: The Killing Grounds
für Amiga (AGA)

01.jpg
Mr Creosote:
Firma: Team 17 / Ocean
Jahr: 1996
Genre: Action
Thema: Horror / Multiplayer / Science Fiction
Sprache: English, Deutsch
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 9943
Rezension von Mr Creosote (22.07.2017)
Avatar

Dieses Spiel zu rezensieren gestaltet sich schwierig. Wer bereits anderswo im Internet Screenshots gesehen hat, wird wahrscheinlich über den großen grafischen Qualitätssprung im Vergleich zum ersten Teil verblüfft sein. Und auf der Grafik fußte doch mein Hauptkritikpunkt (deren Effekt aufs Spielerische) am ersten Teil, stimmt's? Dann sollte doch eigentlich alles in Ordnung sein, oder? Wenn es nur so einfach wäre.

Da AB3DII zugegeben spielerisch keine großen Revolutionen anzettelt, bleiben wir doch gleich mal bei der Grafik. Deren schmutziges Geheimnis: Was man üblicherweise auf Screenshots zu sehen bekommt ist zwar echte Spielgrafik, aber eben auf der höchsten Detaileinstellung und im Vollbild. In der Realität findet man keinen Amiga, der einen das Spiel derart tatsächlich sinnvoll spielen lässt. Denn ein solcher Amiga existiert gar nicht. Selbst in der voreingestellten Fenstergröße und mit hohen Details hat mein 68030/50 hart zu kämpfen und es be-we-gt si-ch a-lles nur no-ch im Schn-eck-en-tem-po. Was sich natürlich ebenfalls spürbar auf den Spielspaß auswirkt.

16.png
So sollte es aussehen

Nicht nur aufgrund des Ruckelns an sich, sondern primär, weil die Hauptfertigkeit, die das Spiel abfragt, Reaktionsvermögen ist. Reagieren kann man jedoch nur stark verzögert. Beispielhaft: Treffer der Gegner werfen einen spürbar nach hinten und man dreht sich ein wenig in zufälliger Richtung. Um zurückzuschießen und auch zu treffen, muss man sich wieder neu ausrichten; doch da man den Effekt erst verspätet überhaupt dargestellt bekommt und auch der Effekt des Gegensteuerns nur stark verzögert zu sehen ist, führt das nur Übersteuern oder gleich vollständiger Verwirrung. Was oben drauf auch nicht unbedingt hilft, ist, dass sobald die abgehackt animierten Monster dann erscheinen, alles sogar noch langsamer wird.

Im Spiel mit enthalten ist auch eine grafisch leichtgewichtigere Version. Diese ist mit „2MB“ betitelt (was sich auf das notwendige RAM bezieht, im Gegensatz zu den sonst benötigten 4MB) und hat ihre ganz eigenen Probleme. Im Prinzip hat man damit wieder den Pixelmüll des ersten Teils, allerdings sogar noch detailärmer: Weder die eigene Waffe, noch die Schüsse sind sichtbar, auf Boden- und Deckentexturen hat man ganz verzichtet usw. Ach ja, und selbst das verhindert nicht quälende Langsamkeit in den späteren Levels.

Heutzutage könnte man natürlich argumentieren, dass ohnehin jeder per Emulator spielt. Und tatsächlich bekommt man mit den richtigen Emulatoreinstellungen ein flüssig ablaufendes Spiel. Womit die Notwendigkeit gegeben wäre, doch noch über den ganzen Rest zu sprechen.

Die Existenz begleitender Musik unterstützt sicher die Atmosphäre. Die Lichteffekte sind ebenfalls recht gelungen. Die halbtransparente Automap, die das Hauptfenster (im Descent-Stil) überlagert, erweist sich als ungemein praktisch. Ein paar Levels werden durch kleine Details aufgewertet, wie beispielsweise einem energiezehrenden Säurebad, durch das man wohl oder übel durch muss. Doch leider ist damit auch schon alles gesagt über die Levels.

Die viel typischere Spielsituation ist leider diese, in der man eine Tür öffnet und direkt dahinter eine Horde Monster bereits wartet. Türen öffnen sich durch Berührung, so dass die Gegner also nun direkt über einen herfallen. Was an sich bereits unfair genug wäre, doch es geht noch weiter. Monster sind in der Spielengine keine festen Objekte (oder aber der Spieler ist es nicht), so dass sie durch einen durchlaufen können (und umgekehrt). Durch ihr unberechenbares Verhalten befinden sie sich also urplötzlich hinter einem, wo man völlig wehrlos ist. An anderen Stellen, wo wir gerade bei unberechenbarem Verhalten sind, laufen sie dagegen scheinbar zufallsgesteuert herum; die nahe Anwesenheit des Spielers ignorieren sie einfach.

Über die basischen Bewegungsbefehle hinaus kann man hoch und runter gucken, springen, sich seitlich bewegen usw. Soweit, so gut, doch wird davon im Leveldesign kaum etwas jemals berücksichtigt. Zwei oder dreimal erweist sich ein beherzter Sprung als sinnvoll, doch ansonsten braucht man nichts davon. Was ebenfalls Bände über die Originalität des Leveldesigns spricht.

06.png
So sieht es echt aus

Selbst mit dem unmöglichen, virtuellen Traumcomputer ist AB3DII also kein gutes Spiel. Es ist fordernd, aber nicht auf spannende, sondern frustrierende Weise. Wie bereits im Vorgänger ist außerdem die thematische Verbindung zum eigenen Namen verloren geblieben: Aliens bekommt man nicht zu sehen und die stattdessen auftretenden Roboter explodieren bei Beschuss in einem absurden grünen Schleim. Es gibt einen Leveleditor, aber nur für Multiplayerpartien; und Multiplayer beschränkt sich auf genau zwei Spieler im Duell in einem ansonsten völlig leeren Level (langweilig).

Der Marketingtrick war der, die verbliebenen Fachzeitschriften schöne Screenshots abdrucken zu lassen und damit schon die Käufer abzugreifen. Zufriedene Käufer waren dagegen wohl optional, da es jedem spätestens zu Hause klar geworden sein musste, dass es sich um eine absolute Mogelpackung handelte. Die Benennung der Versionen nach ihrem RAM-Hunger muss man ebenfalls als grenzwertig betrügerisch bezeichnen; technisch mag sie korrekt sein, aber vom CPU-Hunger, um überhaupt etwas einigermaßen Spielbares zu bekommen, war nirgendwo die Rede

Und zuguterletzt kann das Spiel mangels Wunderhardware bei Team 17 selbst auch ohnehin gar nicht so richtig getestet worden sein. Das gesamte Genre der 3D-Shooter steht und fällt mit dem Design der Gegner und der Levels. AB3DII ist in beiden Belangen schwach. Und mit dieser Erkenntnis endet eine recht langanhaltende Spielereihe, die vielleicht niemals ganz oben mitgespielt haben mag, aber immer wieder Potential durchblitzen ließ. Von dem Versuch, in die dritte Dimension zu gehen, hat sie allerdings wirklich nicht profitiert.

Kommentare (1) [Kommentar schreiben]

[Antworten]

Quiz