Shard of Inovar
für C64

shard-of-inovar-commodore-64-front-cover.jpg
LostInSpace:
Firma: Bulldog Software
Jahr: 1987
Genre: Adventure
Thema: Mythen und Sagen / Textbasiert
Sprache: English
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 9946
Rezension von LostInSpace (24.05.2018)
Avatar

Einfache Spiele haben auch oft auch eine einfache und zweckmäßige Grafik. Getragen wird das Spiel dann hauptsächlich durch das gute Spielprinzip oder im Adventurebereich durch eine gute Story. Die Geschichte von Shard of Inovar ist jedenfalls mal gar nicht ausgelutscht. Ebensowenig die Bedienung. Die Piktogramme am äußeren Rand des Bilschirm stehen jeweils für eine bestimmte Aktion. Das Spiel ist verglichen mit der Anzahl der Piktogramme eher kurz und darum wird so manches Symbol wie zum Beispiel „Schwimmen“ für die Beendigung des Adventures gar nicht benötigt. Dafür wird sehr oft von einem Icon namens Invoke zum beschwören von Zauberformeln bzw. vollziehen eines Rituals Gebrauch gemacht. Und ja richtig, die Story ist im Fantasybereich angesiedelt. Die Autoren Les Hogarth und Clive Wilson waren seinerzeit führende Figuren des Mastertronic-Labels und haben dieses Textadventure auch als Triologie zusammen mit VENOM und KOBYASHI NARU auch für andere Plattformen als den C64 veröffentlicht. Ein gewisser Anspruch auf Qualität ist also mit von der Partie, als ich mich ins Geschehen werfe.

Im vorliegenden Fall sollte man aber vorher noch die Vorgeschichte im Handbuch lesen. Dies war wohl das früher übliche Gegenstück zum heute weit verbreiteten videosequenzierten Intro. Diese kleine Einführung macht den geneigten Leser mit den wohlklingenden Namen der Bewohner der urzeitlichen Welt vertraut. Das Elfenvolk der Eharin mit ihrem Anführer Sunquat und deren düstere Gegenspieler die Singard unter der Führung von Arthemin, der gleichzeitig der frühere Meister unserer Spielfigur Varwield war und sich aus Verbitterung dem Bösen zugewendet hat. Um die lebensnotwendigen und machtvollen Rituale unseres Meisters wieder in den Dienst des Guten zu stellen, fällt uns am Anfang des Spiels nur ein Splitter des Inovar in die Hände. Dies ist ein kleines Bruchstück des sternenförmigen Elfensteins der Eharin, dessen Macht für Sicherheit vor den einfallenden Raubtieren und bei Bedarf auch für Regen in dem trockenen Land sorgt.

Eine kleine Grafik im linken Fenster veranschaulicht den momentanen Standort und im rechten Fenster werden aufgesammelte Gegenstände angezeigt. Noch viel wichtiger ist der Lauftext über den Fenstern, der permanent die Himmelsrichtungen der abgehenden Wege und – in Kombination mit bestimmten Icons vom Bildschirmrand – die selektierten Inventargegenstände oder Text-Begriffe aus der Umgebungsbeschreibung anzeigt. Das System erfordert keine eigenen Texteingaben. Trotzdem ist die Auswahl an Aktionen vielfältig. Für meinen Geschmack ein cleverer Vorläufer der klassischen Icon-Steuerung, die auf auswählbare Wörter in der Umgebungsbeschreibung und nicht auf anklickbare Grafikgegenstände in der Bildschirmkulisse referenziert. Der Spielverlauf ist eher geradlinig. Sogar das obligatorische Labyrinth ist im Vergleich richtig klein und vom einen Ende der Spielewelt zum Anderen hat man sich schnell durchgeklickt. Bemerkenswert ist hierbei noch das ausgefallene Icon Mount, um sich an eine der ziegenbockähnlichen Kreaturen namens Laryx zu hängen, die einen schnell über größere Entfernungen tragen.

Das Spiel lebt insgesamt vom epischen Szenario, das im besten Fall durch die schön geschriebenen englischen Texte seine beabsichtigte Atmosphäre entfaltet. Die Rätsel passen sich sehr gut in den Rahmen ein und zwingen den Spieler, den abgezeichneten Faden aufzunehmen und mit verwunschenen Artefakten umzugehen wie andere mit Schlüssel und Schloss. Die Grafiken in dem winzigen Fenster sind zweckmäßig, aber nicht geschmacklos. Im ganzen Spiel begegnet man grafisch gesehen nur einer einzigen Gestalt, die anderen Bilder sind ausschließlich Szenen der Tempel und Landschaften um die große Ebene Adklaart Mire. Aber durch eine in sich schlüssige Klimax wirkt das Spiel trotzdem erstaunlich abwechslungsreich. Die stark zugespitzte Art, das Spiel episch wirken zu lassen, ist natürlich Geschmackssache. Zumal die Aufmachung nach heutigen Maßstäben so gar nicht episch wirkt. Shard of Inovar wurde mit dem sicheren Blick aufs Detail und dem guten sprachliche Gespür der Macher für mich zu einem durchaus denkwürdigen Ausflug, vergleichbar dem Lesen eines (alten) interaktiven Comics.

Kommentare (1) [Kommentar schreiben]

[Antworten]

Quiz