Schwert und Magie 1: Das geheimnisvolle Kraut
für C64

SchwertUndMagie.jpg
Mr Creosote:Besucherwertung:
2/6
Firma: German Design Group
Jahr: 1989
Genre: Rollenspiel
Thema: Kämpfen / Schwerter & Magie
Sprache: Deutsch
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 8864
Rezension von Mr Creosote (14.07.2018)
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Dachtet ihr, die heutigen episodischen Computerspielreihen seien eine Erfindung der Neuzeit? Sogar schon bevor Simulmondo das Konzept Anfang der 90er Jahre groß machte, versuchte sich die German Design Group daran. Wohl inspiriert durch den zeitweilig großen Verkaufserfolg der Abenteuerspielbücher. Aufmachung und Inhalt ihrer Schwert-und-Magie-Reihe zeigten sich auf jeden Fall spürbare Parallelen.

Soll heißen, der Spieler würfelt anfangs seinen Charakter aus, mit ein paar mehr Werten als aus Buchform bekannt. Und dann geht's auch schon kopfüber ins Abenteuer. Wo man dann auf eklige Monster trifft, die es zu bekämpfen gilt. Mut, Geschicklichkeit usw. werden immer mal wieder in passenden Situationen gemessen. Und natürlich ist der richtige Weg zu finden. Was aber schon ein entscheidender Unterschied zu den meisten Büchern ist: Das GDG-System erlaubt, wenn nicht gerade ein Weg hinter einem zusammenfällt, das Hin- und Herlaufen. Was insofern ganz gut gelöst ist, dass man dann also durch schnelleres Identifizieren des „richtigen“ Pfades einfach zusätzlichen Gefahren aus dem Weg geht.

Positiv sticht heutzutage der geringe Umfang der einzelnen Geschichten hervor. Man verzettelt sich niemals oder läuft gar Gefahr, wichtige Begebenheiten während des Spiels zu vergessen – auf bei ein paar Tagen Pause zwischendrin. Auch Ende der 80er war die Spielzeit dem geringen Preis (10 DM für zwei Episoden) durchaus angemessen.

Wie es erste Teile größer angelegter Reihen so an sich haben, leidet Das geheimnisvolle Kraut allerdings unter zwei typischen Syndromen. Erstens ist die Geschichte um den im Sterben liegenden König, für den der Abenteurer ein Heilkraut aus dem Wald besorgen soll, in dem sich jedoch eine Hexe herumtreibt, relativ austauschbar. Ein recht lahmer „Twist“ in der Geschichte macht effektiv keinen Unterschied, es bleibt auf dem Spannungsniveau einfacherer Grimm'scher Geschichten. Zweitens ist relativ klar ersichtlich, dass man in dieser Episode, die wahrscheinlich auch zum Pitching verwendet wurde, alle Features der Engine mal einbauen wollte. Soll heißen, manchmal wirken die Ereignisse wenig organisch oder gar zusammenhängend.

Man kann's natürlich auch genau andersrum sehen: Das geheimnisvolle Kraut gibt neuen Spielern einen guten Überblick, was man in der Reihe erwarten kann. Die Texte sind weitgehend kurz und knackig gehalten, die Auswahlmöglichkeiten klar formuliert. Der eine oder andere kleine Scherz lässt einen ein paar kleine diesbezügliche Schwächen verzeien. Die Herausforderung hält sich noch in Grenzen, so dass man schnell zum Erfolg kommt. Mit dem Titelbildschirm hat das Szenario gelinde gesagt überhaupt nichts zu tun, aber gut, wen kümmert das schon?

Kommentare (3) [Kommentar schreiben]

Mr Creosote:

Na ja, 1989 hättest du wahrscheinlich einen 30-jährigen auch noch für steinalt ergraut gehalten ;)

Apropos „gute Hexen“: Zuerst habe ich innerlich aufgestöhnt angesichts der offensichtlichen „Wendung“, dass das Waldmonster einem später aus der Patsche hilft, wenn man ihm vorher das Vertrauen geschenkt hat. Sowas von offensichtlich, dass man dem helfen muss, dachte ich. Aber mittlerweile denke ich vor dem gleichen Hintergrund: Ich hätte es dem Spiel durchaus zugetraut, seinen Spieler sang- und klanglos umzubringen dafür, das Monster zu befreien.

Falls du weiterspielst in der Reihe, würde mich echt mal interessieren, ob du die Spiele auch als so qualitativ wechselhaft wahrnimmst.

Herr M.:

Wow, pure Nostalgie, auch wenn ich es gerade zum ersten mal gespielt habe. Hat einfach was von den ersten Papier-Rollenspielversuchen anno dazumal. So von wegen schlechter Spielleiter, Handlung die auf Schienen fährt, naives Setting (Hofmagier mit 30!?, wie jung ist da erst die Prinzessin?) und endlose Attacke-Parade-Daneben-1% HP Treffer-Attacke-Parade-Kämpfe. ;) Achja: Der Hofmagier (ich weiß ich schieß mich gerade auf ihn ein) ist dann ja wohl doch mal spontan farbenblind?

Wobei, was dem ganzen die Krone aufsetzt ist eine 50% Chance auf ein gutes oder schlechtes Ende, ohne, dass man darauf groß Einfluss nehmen könnte. Das muss man fast schon mutig und beinahe innovativ nennen. (Vielleicht irre ich mich aber auch und man hätte die Prinzessin doch nicht bezirzen können).

Trotzdem auch im positiven nostalgisch: Eben weil es an diese gute alte Zeit erinnert, wo ein solcher Plot-Twist noch überraschend war, gute Hexen noch revolutionär waren und ein halber Bildschirm (bzw. A4-Blatt) Statistiken noch zum phantasieren anregten. Die Bezeichnung "Wirkung" für Schaden hat aber durchaus einen gewissen Charme. :)

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