Schwert und Magie 4: Die Burg des Magiers
für C64

SchwertUndMagie1.jpg
Mr Creosote:
Firma: German Design Group
Jahr: 1990
Genre: Rollenspiel
Thema: Kämpfen / Schwerter & Magie
Sprache: Deutsch
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 8587
Rezension von Mr Creosote (11.08.2018)
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Kaum ist die Diskette umgedreht, sind wir auch schon zurück von der Piratenküste in generischen Sword-&-Sorcery-Gewässern. Inhaltlich schließt Die Burg des Magiers direkt an den ersten Teil der Schwert-und-Magie-Reihe an: Der Bösewicht jenes ersten Spiels hat die bereits bekannte Prinzessin auf seine Burg verschleppt. Der König kann nicht einfach seine Armee schicken um einen diplomatischen Zwischenfall mit dem ohnehin nicht wohlgesonnenen Nachbarstaat zu vermeiden. Also muss der Abenteurer wieder ran.

Den zugegeben sehr generische Plot wetzt Teil 4 qualitativ durch sehenswerten Spielinhalt wieder aus. Der Spielumfang ist wieder deutlich gesteigert und in der Burg wird das Spiel sogar tatsächlich ansatzweise nicht-linear. Was frühere Teile auch bereits vorgaukelten, aber tatsächlich steckte nur jeweils ein Herumprobieren der Optionen dahinter, bis man den einzigen richtigen Pfad fand. In der Burg kann man dagegen tatsächlich prinzipiell verschiedene Strategien fahren: kämpft man sich durch wie üblich oder trickst man gewisse Insassen aus? Wodurch einem dann plötzlich leicht andere Pfade und Informationen zur Verfügung stehen. Überhaupt ist das Spiel recht gut bestückt mit anderen Charakteren, was ebenfalls zu begrüßen ist. Es reicht eventuell sogar zur Motivation eines zweiten Durchspielens.

Die plottechnisch starke Verzahnung mit bereits gespielten Teilen ist dagegen Fluch und Segen zugleich. Eine gewisse Kontinuität zwischen den Episoden aufzubauen ist prinzipiell nicht schlecht, jedoch wird es spielerisch überhaupt nicht berücksichtigt. Unabhängig davon, ob man einen bestehenden Charakter reaktiviert oder aber mit einem frisch erstellten beginnt, setzt einem das Spiel die identischen Texte vor, die immer wieder von bereits bestandenen Abenteuern erzählen oder den Bösewicht beispielsweise erwähnen lassen, er habe den Spieler sofort wiedererkannt. Was ja bei neuen Charakteren gar nicht sein kann. So bleibt leider ein leichter Beigeschmack des reinen Product Placements („Kauft diese anderen Teile!“).

Trotzdem: Die Burg des Magiers ist klar der bislang stärkste Teil der Reihe (nicht nur wegen Heinos Gastauftritt)! Dass er gemeinsam mit dem schwachen Piratenhaus auf einer Diskette vertrieben wurde, war eventuell kein Zufall: So ist der Gesamtkauf doch ganz positiv belegt gewesen, selbst wenn einem eines der Abenteuer nicht so gefallen hat.

Kommentare (2) [Kommentar schreiben]

Herr M.:

Nachdem Teil 3 ja gerade mal ein Häppchen von einem Spiel war, habe ich mich gleich an den vierten Teil gemacht:

Im Großen und Ganzen sticht hier vor allem das Generische (wird ja auch richtig im Review erwähnt) und langsam einsetztende Routine ins Auge. Man klappert Räume ab, kämpft gegen Monster, sammelt Gegenstände ein usw. Ganz genregerecht.

Die Kämpfe scheinen mir noch trivialer als im Vorgänger, und die Geschicklichkeits-Handschuhe, die ich schon recht früh gefunden habe, machten dann das Schleichen auch trivial (ich habe mich dann sogar gefreut, als ich dann endlich mal die Hunde geweckt habe… leider war das nicht ganz so daramatische wie ich gedacht hatte).

Was ich wirklich am lustigsten finde ist, dass man sich hier mit echten Trivialitäten aufhält, wo man doch schon den Teufel höchst selbst eins auf die Nase gegeben hat. Da kann selbst die Medusa kaum was rausreissen, die ja schon sowas von ein alter Hut ist, dass es vielleicht noch zwei, drei Spieler auf der Welt gibt, die bei dem Namen nicht nach Spiegeln zu suchen beginnen. Und ja, um dem Spiel eine Antwort auf eine vielleicht rethorische Frage zu geben, ich hätte die Prinzessin gewarnt, oder es gar nicht erst so weit kommen lassen, indem ich das Haupt der Medusa nicht einfach so offen rumliegen hätte lassen! Aber das sei mal verziehen…

Positiv zu erwähnen ist, dass mit der Routine allerdings auch ein wenig eine Verfeinerung der Spielmenchanik einsetzt. Durch das Schlos schleichen ist nicht mehr ganz so hölzern wie durch den Wald im ersten Teil, oder so unnütz wie der Eingangsbereich im Tempel im zweiten Teil.

Eine Szene die ich eigentlich recht gut fand, die in ähnliche Art im ersten Teil noch plumper war, war die Entscheidung mit dem Troll. Schade nur, dass die Lösung dann doch wohl ein wenig zu sehr mit dem Zaunpfahl winkte.

Auch die Elementare waren ganz lustig, und der Kampf gegen den Wasserlementar vielleicht der beste in der ganzen Serie bisher, weil man dabei zum ersten mal echt was entscheiden durfte!

Was gab's für Highlights?

  • Der König heuert "private, jungen Burschen" an um einen Auftrag im verfeindeten Nachbarkönigreich zu erledigen. So Abenteuerhallodris sind schon echte Freelancer.
  • "Vollsaufen und einknacken!" Ich habe keine Ahnung was zweiteres ist (tippe mal auf schlafen) aber ich mag den Klang und den saloppen Tonfall sowieso. Für mich auch Stellvertreter für alle Wachen: Selten zu sehen, häufig inkompetent.
  • Die Mund-zu-Mund Widerbelebung mit der Prinzessin war ja mal auch wieder eine wunderbar naive Lösung. Wenn das so einfach war hätte Perseus ja wohl eher keinen Spiegelschild sondern ein paar Maiden/Knaben mitgenommen.
  • "Ja, ja, ja so blau blau blau blüht der Enzian!" Ich muss zu meiner Schande (?) gestehen, das Lied als Kind eigentlich ganz lustig gefunden zu haben. Auch heute verstehe ich nicht, wie man da einen Vitalitätsverlust erleiden kann. :)
  • Tja. und der Schluss: Schon blöd, wenn man als Dämonentöter und Prinzessinenretter immer noch von niederen Stand ist. Aber was ein echter Held ist, der holt sich was er verdient auch auf weniger legale Weise. Oder ich interpretiere die "heißen Nächte" falsch, und es war halt nur gerade Sommer. :P

Alles in allem eigentlich ganz unterhaltsam und wahrscheinlich der beste Teil bisher. Ein paar Ecken und Kanten mehr, ein wenig mehr Herausforderung (die müssen massivste Beschwerden nach Teil 2 erhalten haben!), und es wäre eigentlich ein bedingt empfehlenswertes Spiel.

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