No Second Prize
für Amiga (OCS/ECS)

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Mr Creosote:
Firma: Thalion
Jahr: 1992
Genre: Simulation, Sport
Thema: Fahren / Individualsportarten
Sprache: English
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 2648
Rezension von Mr Creosote (02.10.2020)
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Heutzutage sind Analogcontroller auf jeder Spielkonsole Standard, doch man muss sich immer wieder ins Gedächtnis zurückrufen, dass sowas in der klassischen Periode unserer Sozialisation weitgehend unbekannt war. Ironischerweise war das einzige System der frühen 90er, auf dem Analogjoysticks zu finden waren, ausgerechnet der IBM PC. Die meisten anderen Systeme verwendeten immer noch die Technologie, die von Atari in den 1970er Jahren eingeführt worden war und nur digitale Steuerung erlaubte. In Fahrzeugsimulationen war eine feinstufige Kontrolle also nicht möglich: Entweder drehte man nach links oder nicht – „ein bisschen links“ gab es nicht. Nicht gerade die besten Voraussetzungen, beispielsweise ein Rennen zu simulieren.

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Wahl der Fahrerin

Doch genau darum dreht sich alles in No Second Prize. Rein digitale Steuerung schlug sich in Rennspielen üblicherweise in der Gestaltung der Strecken nieder. Solche Beschränkungen wollte man bei Thalion wohl nicht in Kauf nehmen und so entschloss man sich kurzerhand für die Maus als Eingabegerät.

Denn, wie konnte das der Rest der Welt nur übersehen, dies ist ja sehr wohl ein analoges Eingabegerät auf den Heimcomputern der Zeit! Die Maus schnell und weit zu bewegen oder aber ganz vorsichtig hat die zu erwarteten Effekte. Die Maustasten beschleunigen und bremsen. Eine Steuerung, die in ihrer Einfachheit bestens klappt.

Selbstzweck ist das alles aber nicht. Die kurvigen Rennstrecken sind voller Richtungswechsel, bis hin zu Haarnadelkurven. Dadurch heben sich die Strecken angenehm von den konkurrierenden Rennspielen der Zeit ab. Das geht jedoch auf Kosten von Höhenebenen und die Grafik ist leider ebenfalls eher unansehnlich.

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Ich weiß…

Wobei die Grafik natürlich auf den ersten Blick gleich ins Auge sticht. An Stelle von Sprites ist alles in Vektorgrafik modelliert. Inklusive der Motorräder selbst. Selbst zur Veröffentlichungszeit war dies keinesfalls ein attraktiv anzusehendes Spiel. Mit heutigen Augen… uffff. Schwer, bei diesen Screenshots ernst zu bleiben.

Nur wenige Monate zuvor war Psygnosis mit ihrem Red Zone herausgekommen und No Second Prize sah geradezu verdächtig ähnlich aus. Glücklicherweise übertrifft es die vorige Konkurrenz locker. Die Grafik ist schnell und flüssig und der optische Effekt, wenn der Fernsehhelikopter zwecks Einfangen der besten Bilder herunterkommt (nach dem Rennen können Wiederholungen aus verschiedenen Blickwinkeln angeschaut werden), ist schon ziemlich gut.

Insofern gestaltet sich die Bewertung des Spiels schwierig. Aus ingenieurstechnischer Sicht ist es ziemlich beeindruckend. Es bietet spannende Strecken und das Fahrgefühl ist dank der gelungenen Handhabung viel direkter und realistischer als in den meisten Spielen der Zeit. Nur sieht es eben wie ein großer Autounfall aus. Gelingt eine tiefe Immersion, kann man dies eventuell ausblenden und einigen Spaß haben.

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