The Hobbit
für ZX Spectrum

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NetDanzr:
Firma: Melbourne House
Jahr: 1982
Genre: Adventure
Thema: Umsetzung eines anderen Mediums / Schwerter & Magie / Textbasiert
Sprache: English
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 29250
Rezension von NetDanzr (19.08.2002)
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Wer Textadventures im Sinn hat, denkt möglicherweise an Infocom und PCs. Und doch ist der Spectrum, selbst wenn man die ganze Freeware der Fangemeinde mitbetrachtet, die größte Plattform für Textadventures. Allein dafür gibt es über 1.400 kommerzielle oder halbkommerzielle Textadventures und Dank der einfachen Programmiersprache zahllose weitere Hervorbringungen, wodurch sich alle Adventurefans mit dem Spectrum im Paradies fühlten. Nachbetrachtend ist das nicht überraschend: In den frühen 80ern waren PCs noch sehr teuer, der Apple II hatte Textspiele wegen seiner zu guten Grafik nicht nötig und ansonsten gab es nur die Konsolen, von denen nur wenige eine Tastatur besaßen. Der Spectrum war einfach perfekt: Mit einem 3,5 MHz-Prozessor war er zu schwach für hochauflösende Grafikspiele, und doch war er auch eine Programmierplattform mit höchst funktionaler Tastatur und daher ganz besonders für Textadventures geeignet.

Hobbit ist eines von vielen Textadventures, aber eines der wenigen, die auf einem Bestseller des Buchmarkts beruhten und auch noch eines der ganz wenigen, die dem Original ziemlich nahe kamen. Dieses Spiel allein hat textbasierte Spiele mehr Spielern nahegebracht als alle anderen zusammen. Vor allem wegen der vergleichsweise üppigen Werbekampagne und der grafischen Aufmachung haben viele arglose Spieler das Spiel in die Hände bekommen ohne zu wissen, dass es nicht das sein würde was sie erwarten. So waren dann viele von ihnen (einschließlich mir) von dieser Art von Spiel begeistert und blieben es bis heute.

Das Spiel selbst ist ziemlich schlicht. Der Bildschirm ist zweigeteilt: Der obere Teil beginnt mit einem Bild der Umgebung, das später hochscrollt und den Effekt jeder eingegebenen Aktion enthüllt. Der untere Teil ist der Textparser, wo die Kommandos eingetippt werden. Aus heutiger Sicht gehört das Spiel nicht zu den besten Textadventures. Die Rätsel waren nicht besonders logisch, zu oft lief man in den Tod und die Grafik war zwar simpel, brauchte aber dennoch selbst für einen an die Langsamkeit gewöhnten Spectrum-User eine ganze Ewigkeit zum Rendern. Allerdings war das Spiel nicht besonders schwierig und wer das Buch gelesen hatte, kannte im Prinzip schon den Walkthrough. Es machte richtig Spaß, Bilbo zu spielen, und erst durch die häufige Versenkung ins Spiel bekam ich mit, wie ernsthaft das Buch überhaupt gemeint war. Da erkannte ich das erste Mal, dass es Fantasy-Geschichten nichts Vergleichbares entgegenzusetzen gibt und dass man in einem Fantasybuch ebenso einfach sterben kann wie im realen Leben.

Die Hauptleistung von The Hobbit liegt nicht im Gameplay, in der Grafik oder vielleicht sogar in der Story. Sie liegt in der Tatsache, viele neue Spieler in die Welt der Textadventures eingeführt und den Spectrum als die beherrschende Plattform für diese Art von Spielen etabliert zu haben.

Übersetzt von proc

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