Iridon
für Amiga (OCS/ECS)

Mr Creosote:
Firma: Kingsoft
Jahr: 1987
Genre: Action
Thema: Fliegen / Science Fiction / Krieg
Sprache: English
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 918
Rezension von Mr Creosote (05.11.2022)
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Ah, Kingsoft. Ihr zentrales Geschäftsmodell bestand darin, billig Imitationen erfolgreicher Spiele auf Nischensystemen zu produzieren. Uridium gab es noch nicht auf dem brandneuen Amiga, der gerade durch die Markteinführung des Einstiegsmodells A500 große Aufmerksamkeit bekam. Kingsoft war bereit und warf Iridon auf den Markt. Schon der Name war ähnlich genug, den potentiellen Kunden einen Wiedererkennungswert zu liefern, aber doch ausreichend anders, sich die Anwälte vom Leibe zu halten.

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Betrachtet man heute Bilder Iridons, muss man sich in Erinnerung rufen, dass die wirklichen Grafikfähigkeiten des Amigas noch nicht breit im Einsatz waren. Klar, Defender of the Crown war bereits vor 1987 draußen gewesen, aber dort handelte es sich weitgehend um statische Illustrationen. Für ein actionreiches Spiel war die hiesige Grafik noch akzeptabel – also genau das Niveau, auf das sich Kingsoft üblicherweise einschoss. Am wichtigsten diesbezüglich, dass das Scrolling und die Bewegung des Raumschiffes über den Bildschirm makellos funktionieren. Also erstmal kein Grund zu meckern.

Wie in Uridium ist es das Spielziel, solange über einem großen Raumkreuzer hin- und herzufliegen und Ziele auf dessen Oberfläche zu zerstören, bis es Zeit zu landen ist. Darauf folgt dann eine zweite Sequenz, in der man Panzer (?) abschießen muss, bevor diese den unteren Bildschirmrand erreichen. Also eine Art umgedrehtes Crackpots. Spielerisch nicht gerade eine Erfüllung, aber thematisch irgendwie passend.

Die 50 Weltraumlevels stellen jedoch den Kerninhalt. Manche Designentscheidung überrascht. So sind Kollisionen mit anderen Jägern harmlos, deren Schüsse jedoch nicht. Die Levels sind darauf ausgelegt, einen möglichst oft durch enge Bahnen zu leiten. Angesichts dessen geht das gemächliche Spieltempo in Ordnung.

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Soweit könnte man Iridon also als akzeptablen, aber natürlich mehr als unaufregenden Titel ansehen. Sein Hauptproblem liegt jedoch nicht in der Grafik. Die Hauptaufgabe liegt darin, stationären Hindernissen auszuweichen. Insofern sollten solche klar sicht- und unterscheidbar vom restlichen Hintergrund sein. Der Konvention Uridiums, dass alles, was einen Schatten wirft, eine Gefahr darstellt, wurde nur teilweise gefolgt. Und selbst wo sich Schatten finden, verdirbt der geringe Kontrast einem gerne den Spaß.

Für Amigabesitzer 1987 des Jahres 1987 mag Iridon das bestverfügbare Spiel seiner Art gewesen sein. Darauf setzte Kingsoft wohl zumindest. Heutzutage kann man so ziemlich jedes System trivial auf seinem Computer oder mittels dedizierter FPGA-Maschinen emulieren. Damit ist Iridon nur noch von historischem Interesse für Extremsammler.

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