Crazy Blaster
für Schneider CPC

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LostInSpace:
Firma: The Future Was 8 Bit
Jahr: 2019
Genre: Action
Thema: Science Fiction / Einzigartig
Sprache: English
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 1093
Rezension von LostInSpace (22.04.2023)
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Wer heute noch einen echten Schneider CPC benutzt, kennt sicher den unerklärlichen Genuss, ein Spiel einfach mal von einer Kassette einzulesen. Dieses kleine Wunder der Datenübertragung setzt eine gewisse Geduld voraus. Daher sind Spiele gefragt, die die Nerven nicht allzu lange strapazieren und am Ende die Wartezeit mit einer netten spielerischen Unterhaltung belohnen. Auf ein schön schmales Kassettenband gequetscht, bietet Crazy Blaster dem geneigten Schneider-Enthusiasten genau diesen Spaß auch heute noch für ein geringes Entgelt an.

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Typische Startposition

In Crazy Blaster steuert der Spieler ein Raumschiff. Das Gameplay integriert dabei Grundprinzipien aus verschiedenen Klassikern der 8-Bit-Ära. An erster Stelle steht dabei Space Taxi. Die in den Leveln auf Plattformen verteilt wartenden Kosmonauten müssen durch geschicktes Manövrieren eingesammelt werden. Jedoch wurde die bekannte Bruchlandung – bei allzu schroffem Aufsetzen mit dem Raumschiff – nicht beibehalten, so dass viel riskantere Anflugmanöver erzielt werden können. Die Steuerung erfolgt dabei nach dem Düsenstrahlprinzip, wie man dies aus dem Klassiker Thrust kennt: Die Schübe erfolgen wohldosiert über die Feuertaste und bewirken einen kurzzeitigen Schwebe- bzw. Flugzustand währenddessen man das Schiff an die gewünschte Stelle steuern kann.

Im Gegensatz zu Space Taxi muss sich dieses Raumschiff auch gegnerischen Angriffen erwehren. Dazu können gerade Schüsse nach oben abgeben werden. Hierbei hat man die Schussmechanik aus einem anderen Klassiker übernommen: nämlich Space Invaders. Bekanntermaßen ist dort die Schussfrequenz auf ein Projektil pro Screen begrenzt, d.h. man muss für den nächsten Schuss erst den Austritt am oberen Bildschirmrand abwarten. Zusätzlich implementierte man bei Crazy Blaster noch ein ungewöhnliches Verhalten der Munition: darüber- oder darunterliegende Plattformen können das Geschoss reflektieren, so dass sie in bestimmten Fällen für einige Zeit hin- und herpendelt bevor sie einen Gegner trifft oder verglüht.

Die drei Arten von Gegnern folgen ebenfalls bekannten klassischen Prinzipien: Die „Windmill from Outer Space“ verfolgt horizontale Wege und schießt dabei ab und zu vertikal. Der „Teenage Communist from Mars“ ist etwas flexibler und kann in beide Richtungen fliegen und schießen. Erst die nach dem Ablaufen des Zeitlimits erscheinenden „Milkywaypoos“ können sich dem Spieler auf direktem Weg nähern und durch Berührung ein Leben abziehen. Des Weiteren findet man in der Trickkiste der Gemeinheiten: bei Berührung tödliche Stacheln, in regelmäßigen Abständen schießende, fest fixierte Kanonen am Rand und herunterhagelnde Meteoriten.

Sogar das Design einiger Plattformen wurde einem Klassiker entlehnt: Das Einfärben des Weges durch Berührung kennt man aus Miner 2049er und wird hier als „Expensive Space Junk“ bezeichnet.

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Der Boden wird rot eingefärbt

Sämtliche Planeten tragen ähnlich komische Namen. So besucht der Spieler beispielsweise: Kongabonga, Saltyliquorice oder Fartalot. Auch der Start des Spiels ist äußerst ungewöhnlich: der Spieler hat sofort die Kontrolle über das Raumschiff und muss durch die Schrift des Startbildschirms herum ein Start-Symbol abschießen, um zu beginnen.

Da in der Schneider-Spielebibliothek leider nur eher minderwertige Portierungen der eigentlichen Klassiker vorliegen – insbesondere Space Taxi sieht auf diesem System selten hässlich aus – ist Crazy Blaster aus meiner Sicht eher eine Bereicherung, als ein Klon-Ärgernis. Denn handwerklich ist das Spiel derart gut umgesetzt, dass man Space Taxi auf Steroiden zu spielen meint. Die Steuerung ist präzise und die Grafik in ihrer Zweckmäßigkeit ansprechend. Mit den vielen unterschiedlichen Ideen bleiben die 17 Level dabei jederzeit interessant.

Einziger Kritikpunkt ist ein fehlendes Passwort-System, das ich mir anstelle der Continue-Funktion gewünscht hätte. Denn ähnlich den großen Vorbildern ist auch Crazy Blaster spielerisch extrem anspruchsvoll. Die originelle Aufmachung mit der skurrilen Kommunismus-Metapher lässt aber durchblicken, dass sich das Spiel selbst gar nicht so ernst nimmt. Dies verschafft dem verbissenen Ehrgeiz, das Spiel zu schaffen, etwas Luft. Und nach einigen Versuchen kann die Kassette mit dem guten Gefühl wieder entnommen werden, ein fast 40 Jahre altes Medium zum Leben erweckt zu haben.

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