Comanche: Maximum Overkill
für PC (DOS)

comanche_box.jpg
Mr Creosote:dogchainx:Gesamt:
5/6
Besucherwertung:
4.3/6
Firma: Novalogic
Jahr: 1993
Genre: Simulation, Action
Thema: Fliegen / Krieg
Sprache: English, Deutsch
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 56661
Rezension von dogchainx (28.12.2012)
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Voxel. Was zum Teufel sind das? Novalogic machte Voxel mit seiner Voxel-Space-Technologie berühmt und stellte so eine Helikoptersimulation her, die jede andere Simulation grafisch übertraf. Es war revolutionär in einem DOS-Spiel solch realistische Darstellung zu finden, in der die Landschaft tatsächlich da zu sein schien. Anstatt auf getönte dreidimensionale Polygone zu setzen, benutzte Voxel Space Bildschirmpunkte mit Tiefe, um dreidimensionale Welten zu erschaffen, etwa wie auch dreidimensionale Bitmaps. im Wikipedia-Artikel sind genauere Erläuterungen und Beispiele zu finden.

Comanche: Maximum Overkill begann den nächsten Schritt in der Weiterentwicklung der Grafik in dieser Periode. Und das sogar ohne wahnwitzige Hardwareanforderungen an die Rechner zu stellen. Es lief auf damaligen Systeme der Mittel- und unteren Oberklasse, was man von sonstigen Spielen mit neuen Grafikstandards nicht behaupten konnte. Man denke nur an Strike Commander (eine DOS-Flugsimulation von Origin Systems) auf einem 386DX/40… dafür musste man schon auf einen 486DX2/66 aufrüsten. Die Grafik ist auch heute noch gut, man muss sich nur mit der beschränkten Auflösung des DOS-Spiels abfinden.

Der echte Boeing-Siborsky RAH-66 Comanche war der Versuch der US-Armee, einige alternde Helikopter zu ersetzen, aber das Projekt wurde nach der Konstruktion von ein paar Prototypen eingestellt. Das ist für das Spiel wahrscheinlich sogar von Vorteil, da es sich eher um ein Actionspiel als eine echte Flugsimulation handelt. Das mag bei übermäßig ernsthaften Flugophilen schlecht ankommen, aber nicht bei mir. Manchmal will man schließlich einfach nur Dinge abschießen ohne sich um den korrekten „Anstellwinkel“ kümmern zu müssen oder welches Radarsystem man in welcher Höhe vermeiden kann. Comanche richtet sich an einen größeren Markt, der einfach schnell in die Luft steigen und Schaden anrichten will, ohne erstmal eine 400-seitige Anleitung zu studieren, um überhaupt bis zur Startbahn zu kommen (Falcon 4.0).

Die Missionen des Spiels sind recht trocken geschnitzt. Man hat ein designiertes Hauptziel und eine Reihe Sekundärziele. Manchmal sind diese Ziele andere militärische Einheiten wie Helikopter, Panzer oder Kriegsschiffe. Andere Missionsziele sind beispielsweise Ölraffinerien oder andere kritische Infrastruktur.

Die Steuerung ist einfach zu erlernen. Da das Spiel keine realistische Flugsimulation sein soll, ist das Fliegen überhaupt nicht schwierig. Der Helikopter kann über einer Münze schweben und ihn herumzufliegen ist so einfach, wie den Joystick zu bewegen (wenn man denn einen hat). Das Flugmodell ist wirklich so einfach. Beinahe schon zu einfach, aber schließlich ist dies im Kern ein Actionspiel. Wer in einer Helikoptersimulation nach Realismus sucht, sollte lieber nach Janes Apache Longbow (einer sehr guten Helikoptersimulation) Ausschau halten.

Die Bewaffnung besteht aus Raketen, lasergesteuerten Geschosse (für Bodenziele), Stinger-Flugkörper (für Luftziele) und ein 20mm-Geschütz. Man kann auch Artillerieunterstützung anfordern, um Bodenziele, die dicht zusammenstehen, oder schwer gepanzerte Strukturen zu knacken. Auch wenn der Wingman nicht besonders hilfreich ist, kann man auch ihn anweisen, bestimmte Ziele zu zerstören. Als defensive Maßnahme gibt es die bekannten Abfangladungen.

Nach ein paar Kampagnen würde man sich aber schon etwas mehr im Spiel wünschen. Die Missionen sind nicht besonders abwechslungsreich, es gibt fast keine Hintergrundgeschichte und der Wingman ist wie erwähnt fast nicht zu gebrauchen. Die Gegner haben manchmal gottgleiche Fähigkeiten, sie wissen ganz genau, wo man sich befindet, wie sie einem ausweichen können oder sie schicken sogar Geschosse in die eigene Richtung, obwohl man sich in einem Canyon oder hinter einer Bergkuppe verborgen hält. Dafür ziehe ich einen Punkt ab; dafür und wegen des mangelnden Realismus der Landkarten. Man trifft niemals auf Straßen und die Landschaft ist, trotz ihres prachtvollen Aussehens für ein altes DOS-Spiel, was die Farben und Kontrast betrifft zu cartoonartig.

Wer wissen will, was einem damals die Kinnlade herunterklappen ließ, und gleichzeitig auch unterhaltsam zu spielen war, sollte sich Comanche anschauen. Man muss nur beachten, dass man keinen Speichermanager für Extended- oder Expanded-Memory laufen hat sowie dass das Spiel eben keine echte Flugsimulation ist.

Ich gebe dem Spiel 5 von 6 Punkten, schon alleine dafür, welch ein grafischer Genuss das Spiel war. Würde es versuchen realistisch im Sinne einer Simulation zu sein, hätte es gerade man 2 von 6 verdient. Jagt einfach Kram mit einem Lächeln auf den Lippen in die Luft und denkt nicht weiter über das mangelhafte Flugmodell nach.

Übersetzt von Mr Creosote

Rezension von Mr Creosote (21.01.2001)
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Normalerweise mag ich keine Flugsimulationen. Sie sind meistens mit Optionen überladen, die sie „realistisch“ machen sollen. Wenn ich also eine ausprobiere, und es nicht schaffe, ohne langes Studium der Anleitung abzuheben, dann höre ich einfach auf zu spielen. Aber Comanche ist da anders! Es befindet sich an der Grenze zum Actiongenre. Das Flugmodell ist nicht allzu realistisch, die Bedienung wurde stark vereinfacht.

Trotzdem sehe ich es als Simulation, weil es nicht ausschließlich auf schnelle Reflexe ankommt, sondern man eine Menge Taktik braucht, um die Missionen zu gewinnen.
Der Comanche ist kein fliegender Panzer wie der Apache. Das beeinflusst natürlich den Stil der Missionen. Frontalangriffe haben nur in den allerersten Missionen eine Chance. Später schießt einen der Gegner innerhalb von Sekunden vom Himmel, wenn man sich zu lange zeigt. Also muss man sich etwas anderes ausdenken.
Glücklicherweise sind die Vorgesetzten schlau genug, einen nicht zu Missionen auf offenem Gelände zu schicken, sondern es gibt immer viele Canyons und Täler. Und dort kann der Comanche seine wahren Stärken ausspielen: Sich unbemerkt anschleichen, einen Überraschungsangriff starten und genauso schnell wieder verschwinden.
Die Missionsziele sind normalerweise, etwas zu zerstören. Zuerst meistens einfach „alles kaputtmachen“, später dann etwas spezifischer, wie z.B. ein paar stark bewachte Raketenabschussrampen zu zerstören.
Man hat dann die Wahl, ob man die umgebenden Panzer auch zerstört oder nicht Aber in den meisten Fällen wird man das nicht tun, denn die Anzahl an Raketen, die der Hubschrauber tragen kann ist natürlich begrenzt. Es gibt drei verschiedene Waffen: ein Maschinengewehr, Stingers und Hellfires.
Selbstverständlich kann man alle gegen alles benutzen, aber die spezifischen Fähigkeiten dieser Waffen prädestinieren sie schon für bestimmt Aufgaben. Manchmal bekommt man auch noch zwei weitere „Waffen“: einen Wingman und Artillerie. Der Wingman folgt einem einfach und bleibt in Deckung bis man ihn anweist, seine Hellfires auf ein Ziel zu schießen. Er kann aber natürlich auch abgeschossen werden und dann sind seine Waffen verloren. Die Artillery funktioniert ähnlich: Man bestimmt ein Ziel und ein paar Sekunden später ist das Zielgebiet zerstört - inklusive einem selbst, wenn man sich nicht in sicherer Entfernung befindet!
Es ist nicht möglich, die Waffen, die man mitnehmen will, vor der Mission zu wählen. Das ist immer vorgegeben und man muss damit leben. Auch gibt es keine Möglichkeit, den Helikopter sonstwie zu manipulieren, damit er sich schneller dreht oder was auch immer. Nur ein Standardmodell steht zur Verfügung. Keine Notwendigkeit, die Einstellungen in stundenlanger Kleinarbeit zu optimieren, aber auch keine Möglichkeit - das wird richtige Simulationsfreaks vielleicht abschrecken!
Das Spiel ist in Kampagnen zu je 10 Missionen aufgeteilt. Sie müssen in einer bestimmten Reihenfolge erfüllt werden. Nicht immer wirklich eine nach der anderen. Manchmal kann man aus drei verschiedenen wählen, aber man muss sie trotzdem alle früher oder später schaffen. Aber wenn man irgendwo wirklich hängenbleibt, verhindert dieses System, dass man die folgenden Missionen überhaupt nicht erst probieren kann! Wenn man eine Kampagne gewinnt, bekommt man eine Medaille verliehen. Das hat zwar keine inhaltliche Funktion, macht sich aber gut neben dem Pilotennamen ;)
Aber die Tatsache, die das Spiel so berühmt machte ist etwas völlig anderes. Nämlich die Grafik!

Comanche war das erste Spiel, das eine „Voxel“-Engine benutzte. Voxel sind Pixel, zu denen eine dritte Dimension hinzugefügt wurde. Im Vergleich mit der damals üblichen Technik (Polygone), waren die Resultate einfach umwerfend! Und es ist immer noch beeindruckend, mit Höchstgeschwindigkeit über die Berge zu fliegen - das ist ein Gefühl, das Screenshots einfach nicht wiedergeben können! Der einzige Schönheitsfehler bei der Grafik ist der Mangel an wirklichen 3D-Objekten. Manchmal gibt es eine Brücke oder eine Pyramide, aber das war's auch schon. Und diese sehen wirklich nicht berühmt aus!
Die Erweiterungs-Disks fügen viele Missionen zu den originalen Zehn hinzu und ein paar kleine Verbesserungen wurden mit der zweiten auch eingeführt. In diesen Missionen kann man dann Reflektionen auf dem Wasser sehen, es gibt mehr Wettertypen und so weiter.

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