Flipperspiele waren vor ein paar Jahre ein paar Jahre lang die Sache. Alles begann mit 21st Century Entertainment und ihrem Pinball Dreams. In den folgenden Jahren produzierte jede Firma immer wieder ähnliche Spiele vom Fließband, die meisten ohne jegliche Innovation - wie üblich. Aber sie waren alle kommerziell, verkauft zum „normalen“ Preis von 100 DM für nur ein einziges Spiel mit von einem einzigen bis zu vier Tischen. Die Frage, wie sich dieser lächerliche Preis rechtfertigen lässt, musste man schon damals stellen.
1999 war die Flipper-Flut bereits lange überstanden, da zog Domelsch mit seiner Version nach. Wieder ein einziger Tisch. Aber umsonst! Kann ein kostenloses Spiel aber mit seinen kommerziellen Wettstreitern mithalten?
Es gibt nur ein paar wenige standadisierte Dinge, die die Qualität eines Flipperspiels ausmachen. Zuerst die Kugelphysik. Die Kugel sollte sich so realistisch wie möglich verhalten, in jeglicher Situation. Das ist in Roll 'm Up nicht gerade gelungen. Es scheint, als sei die Kugel gewichtslos oder zumindest extrem leicht! Ich bin sicherlich kein Experte für Flipper, aber keine Metallkugel kann ihre Richtung und Geschwindigkeit so schnell ändern! Das bewirkt, dass das Spiel sehr hektisch wird. Die Winkel, in denen die Kugel von den Zielen zurückspringt sind jedoch ok.
Als nächstes gibt es die Qualität des Tisches. Ist er ausgewogen? Sind die Ziele durchdacht und funktionieren sie? In diesem Spiel gibt es nur einen Tisch. Dieser ist, bis auf ein paar Bahnen, die man nicht umsetzen könnte, realistisch gehalten. Einerseits kann das gut sein, denn übertriebene Effekte wirken leicht lächerlich. Andererseits ist dies ein Computerspiel, also warum nicht diese Möglichkeiten zum Vorteil nutzen? Die Programmierer von Roll 'm Up haben das nicht getan. Aber es ist eine rein subjektive Geschmacksfrage, wie man das bewertet.
Das Thema des Tisches in eine Kneipe, Holz dominiert. Er sieht gut aus, die Grafik ist nett gerendert, aber nicht zu übertrieben poppig oder künstlich. Die Perspektive, aus der man den Tisch sieht, scheint allerdings nicht ganz richtig. Den unteren Teil sieht man direkt von oben, darüber biegt er sich! Während des Spiels merkt man davon allerdings nicht mehr viel.
Es gibt die üblichen Ziele und Bahnen, die die Kugel nehmen kann. Die Wirkungen sind leider nicht allzu sehr untereinander verbunden, das Treffen einer Sache löst also normalerweise nur sie selbst aus, es ergeben sich aber keine neuen Möglichkeiten oder Boni. Nur ein einziges „treffe diese Ziele in dieser Reihenfolge nacheinander“ existiert.
Ein letzter Nachteil über den Tisch: In dessen Mitte befindet sich eine Art Flaschenhals, alles ist sehr verstellt. Es passiert einfach zu häufig, dass die Kugel überhaupt nicht erst nach oben kommt, sondern von einem Ziel nah dem unteren Rand abprallt - mit voller Geschwindigkeit wegen der seltsamen Physik. Frustrierend.
Trotz all dieser negativen Aspekte gibt es einige Extras, die sich ohne weiteres mit kommerziellen Spielen messen können. Ein Extra-Schläger in der oberen Hälfte, sehr gut platziert. Multi-Ball-Spiel macht das ganze noch stressiger (im positiven Sinn)! Am Tisch rüttel, um die Kugel wieder aus dem Orkus zu holen kombiniert mit dem unvermeidlichen Tilt, wenn man es übertreibt, ist gut umgesetzt. Und es gibt sogar eine Sache, die man sonst vergeblich sucht: eine weltweite Highscoreliste auf Dommelschs Seite! Man kann seine eigenen Punktzahlen direkt aus dem Spiel übermitteln. Auf der Firmen-Internetseite zeigt sich, dass es durchaus eine große Anhängerschaft des Spiels gibt - eure Gegner im Kampf um den Highscore!
Noch etwas ist wichtig. Dies ist ein Werbespiel. Wie nervig ist der Werbefaktor? Man bemerkt ihn gar nicht! Ein Logo auf dem Tisch, eins im Menü - das war's. Danke, Dommelsch! Die Hauptsprache des Spiels ist Englisch, aber man stolpert manchmal über das eine oder andere holländische Word. Davon sollte man sich nicht irritieren lassen, man verpasst da nichts Wichtiges.
Insgesamt ist Roll 'm Up sicherlich nicht das beste Flipperspiel, aber einen Versuch ist es auf jeden Fall wert. Oder auch zwei. Besonders, wenn man bedenkt, in welchem Licht es die kommerziellen Spiele erscheinen lässt, die auch nicht mehr, oder sogar weniger Spaß machen!
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