Das Telekommando kehrt zurück
für PC (DOS)

Mr Creosote:SonataFanatica:Gesamt:
3/6
Weitere Titel: Telekommando 2
Firma: Telekom / Art Department
Jahr: 1993
Genre: Adventure
Thema: Humor / Krimi / Werbespiel
Sprache: Deutsch
Lizenz: Freeware
Aufrufe: 28826
Rezension von SonataFanatica (02.05.2016)
Avatar

Das Telekommando kehrt zurück ist eines der wirklich liebevoll gestalteten Point-&-Click-Adventures der Spieleschmiede The Art Department, die sich in den 90ern um viele grandiose Werbeadventures gekümmert haben. Backstage, Dunkle Schatten, Bi-Fi 2: Action in Hollywood und Captain Zins werden vermutlich viele alteingesessene Adventure-Fans kennen. Die drei letztgenannten verfügen über die selbe Spiel-Engine, die auch Telekommando 2 verwendet und die damals das eindeutige Markenzeichen von The Art Department war.

Im zweiten Telekommando-Spiel, welches im Endeffekt nichts mit dem Vorgänger zu tun hat, sondern lediglich das zweite Werbespiel für die Deutsche Telekom ist, schlüpft der Spieler in die Rolle eines Telekom-Außendienst-Mitarbeiter, welcher sich um die Störungen in einem großen Bürogebäude kümmern muss. Dieses wurde komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Weder das BTX-Netzwerk funktioniert, noch das Faxen, die Satelliten-Verbindung, noch irgendetwas anderes. Während des ersten Rundgangs durch das Gebäude stellt der Spieler fest, dass sich eine üble Organisation namens S.T.Ö.R. im dritten Stock des Gebäude eingenistet und das gesamte Stockwerk unzugänglich gemacht hat. Somit liegt es nun am wackeren Helden der Telekom, den Bösewichten das Handwerk zu legen – und ganz nebenbei noch mit seinen Fähigkeiten, die er durch die Ausbildung bei der Telekom gelernt hat, zu glänzen.

Die Rätsel im Spiel drehen sich größtenteils um die Reparatur diverser Büromaschinen. Der Werbe-Aspekt des Adventures begrenzt sich glücklicherweise auf kleine Texteinblendungen, in denen dem Spieler mitgeteilt wird, in welchem Berufszweig der Telekom man die soeben angewendeten Fähigkeiten erlernt. Ganz interessant für Leute, die sich tatsächlich dort bewerben wollen (wobei sich die Umstände und Ausbildungsinhalte seit damals sicherlich geändert haben).

Leider ist das Spiel sehr kurz. Nach etwa 2 Stunden hat man es durchgespielt. Doch allein aufgrund der wirklich schönen VGA-Grafik und dem Soundtrack, der typisches 90er-Jahre-Flair verbreitet (man fühlt sich an diverse Hintergrundmusik aus 90er-Jahre-Werbung erinnert), werden diese 2 Stunden zu einem angenehmen Zeitvertreib.

Bleibt noch zu erwähnen, dass man zu Beginn des Spiels auswählen kann, ob man männlich oder weiblich ist – wobei diese Entscheidung sich nicht auf den Spielverlauf auswirkt. Dennoch: Schön, dass man die Wahl hat.

Archivierte Rezension(en) ↓

Rezension von Mr Creosote (21.06.2002)
Avatar

Und „Ron Sommer“ sagte: „Lass uns so tun, als wären wir cool. Es wird so aussehen, als kümmerten wir uns um unsere Kunden und als seien wir ein modernes und junges Unternehmen.“ Und seine Jünger gingen hinaus in die Welt, um seine Kunde zu verbreiten. Einer kehrt mit etwas zurück, was er „Computerspiel“ nannte. Und „Ron Sommer“ sah, dass es gut war. Oder zumindest dachte er, dass es gut sei...

Ok, zugegebenermaßen ist das alles eine dreiste Lüge. Der „Mensch“, der „sich selbst“ „Ron Sommer“ nennt, „war“ als das „Spiel“ „veröffentlicht“ „wurde“ „noch“ gar nicht „Telekom“-„Chef“. Aber wenn die Telekom es sich erlaubt, solche dreiste Lügen zu verbreiten, wie sie es in diesem Spiel tut, kann ich das auch!

Die erste offensichtliche Lüge lässt einen schon im Intro grinsen: „Die Geschäftsführerin reagiert sofort und informiert die Störungsstelle der Telekom. Kurz darauf fährt ein weißer Service-Wagen vor.“ Ja, klar. Als ob dieser Haufen Bürokraten jemals einen Notruf innerhalb der ersten zwei Wochen bearbeitet hätte (wenn dieser nicht ohnehin ganz ignoriert wird)!

Und in diesem Stil geht es weiter. Das Spiel deutet an, dass Telekom-Angestellte geniale Allrounder sind, die nicht nur wirklich alles reparieren können, sondern dies auch ungefragt tun! „Oh, Ihr Aufzug funktioniert nicht? Kein Problem, ich wurde zwar nur beauftragt, ihre Telefonanlage zu reparieren, aber das kann ich natürlich auch noch schnell erledigen wo ich schonmal da bin. Unentgeltlich natürlich.“ Jeder Deutsche wird sich hierüber wohl ausschütten können vor lachen!

So könnte ich jetzt immer weiter machen, und alle lächerlichen Dinge aufzählen. Doch das würde das Ausmaß dieses Tests um 10000 Worte sprengen ;)

Werfen wir lieber einen Blick auf das Spiel. Es ist ein klassisches Point & Click - Adventure. Wie die meisten Adventures dieser Zeit benutzt es Icons für die verfügbaren Verben und ein grafisches Inventar. Der Cursor reagiert bei Berührung von wichtigen Gegenständen und zeigt deren Namen an. Läuft.

Wie vorher angedeutet spielt man einen Mechaniker der Telekom. Man wird von einer Umweltschutzorganisation (hehe - primitiver Versuch der Telekom, sich als „gut“ darzustellen ;) angerufen. Dort sind über Nacht alle Kommunikationsmittel ausgefallen (in echt war es natürlich Sabotage...), gerade jetzt, wo eine wichtige Videokonferenz stattfinden soll. Also liegt es am Spieler alles wieder zum Laufen zu bringen.

Das klingt jetzt wahrscheinlich vollkommen langweilig. Und einfach nur zu „reparieren“ wäre es auch. Doch dieser Teil ist zum Glück automatisiert.

Was macht der Spieler also überhaupt? Im Gebäude rumlaufen und mit Anwesenden sprechen hauptsächlich. Das Spiel ist tatsächlich auffällig einfach, meistens muss man nur mit der richtigen Person reden, die einem dann einen mehr als deutlichen „Tipp“ gibt. Nur dass manchmal die Auswahl der passenden Person rein zufällig erscheint, so dass man einfach jeden durchprobieren muss.

All das klingt allerdings auch wieder schlechter als es wirklich ist. Klassische objektbasierte Puzzles sind durchaus vorhanden, einige Ideen gut umgesetzt. Die Unterhaltungen nehmen nicht Überhand. Die verschiedenen Spielkomponenten sind gut ausgewogen. Ok, es ist nicht sehr lang, schwierig oder fordernd. Aber es ist kostenlos und genug für ein bisschen Zeitvertreib.

Schwierig zu beurteilen ist der Werbegrad. Dieser ist wirklich sehr hoch! Das mag man als nervigen Nachteil ansehen, und das zu Recht. Aber bei einer so lächerlichen „Firma“ wie der Telekom hat das ganze eigentlich auch schon wieder eine ironische Note, mit ein bisschen gesundem Sarkasmus lacht man sich tot. Zumindest geht es mir so ;) Kein Wunder, dass die Telekom nach diesem Versuch diese Werbemethode aufgegeben hat >:D

Kommentare (2) [Kommentar schreiben]

Sensei:

Ich bin vor vielen Jahren auf dieses Spiel gestossen, als ich eine kostenlose CD der Zeitschrift ASM (!), die randvoll mit alten DOS- und Werbespielen war, durchforstete.

Ernstnehmen darf man den Inhalt natürlich nicht. Darum geht es IMHO auch nicht, sondern es ist eben ein kurzweiliges Adventure, das man zügig durchspielen kann und dabei immer ein Schmunzeln auf den Lippen hat.

Besonders kultig fand ich kurz vor dem Showdown die ständige Gefangennahme durch den etwas begriffstutzigen Igor, der einen dann in den Keller abführt. Das habe ich immer wieder und wieder durchgemacht, nur um noch weitere Varianten davon mitzuerleben. An dieser Stelle haben die Autoren wirklich Ausdauer bewiesen!

Unter den Werbespielen, die ich kennengelernt habe, ist dieses eines der beiden besten und das lustigste. (Das andere war übrigens das Spiel des gleichnamigen Tabakkonzerns: "Die goldene Mähne des Samson".)

[Antworten]

Quiz