Sherlock Holmes: Consulting Detective Vol. I
für PC (DOS)

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Mr Creosote:
Firma: Icom Simulations
Jahr: 1991
Genre: Denkspiel, Adventure
Thema: Brettspiel / Umsetzung eines anderen Mediums / Krimi
Sprache: English
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 27745
Rezension von Mr Creosote (07.05.2003)
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Das Spiel geht los... Sherlock Holmes ist wieder auf dem Bildschirm, und realistischer denn je.... denn er ist gefilmt. Dies ist nicht nur eines der ersten Spiele auf CD überhaupt, sondern auch eines der ersten, die das Medium tatsächlich ausnutzten (d.h. es war nicht nur ein Diskettenspiel, das auf CD kopiert wurde). Ein ziemlicher Sprung für Icom, die vorher für textbasierte Spiele bekannt waren (Deja Vu, Uninvited, Shadowgate und Deja Vu 2).

Holmes muss drei Fälle lösen: The Mummy's Curse, The Mystified Murderess und The Tin Soldier. Drei Fälle in einem Spiel? Eine Menge für's Geld! Na ja, alles hat wohl einen Grund: Ein Fall hätte den Spieler nicht lange genug beschäftigt.

In der Anfangszeit des CD-ROMs war es ein sehr häufiges Phänomen: gelungene Präsentation statt durchdachtem Gameplay. Eine scheinbar unendliche Menge an Megabytes wollten gefüllt werden, und es gab nur eines, das das vermochte: Videoclips.

Verglichen mit anderen Angeboten des selben Genres (damals meist „Interaktiver Film“ genannt) ist Sherlock Holmes: Consulting Detective noch sehr nah an klassischen Spielkonzepten. Man muss mehr tun, als nur zuzugucken, und alle paar Minuten mal auf die Maus zu klicken.

Jeder Fall beginnt damit, dass Holmes oder Watson etwas in der Zeitung lesen, dass ihre Aufmerksamkeit erregt. Man fängt an, Leute zu befragen, von denen man denkt, dass sie etwas Licht auf den Fall werfen könnten. Jedes Treffen löst eine Videosequenz aus, die man nur passiv anschauen kann.

Der spielerische Teil findet paradoxerweise außerhalb des Spiels statt, nämlich im Kopf des Spielers. Aus Holmes' Register wichtiger Personen (das eine wirklich lange Liste enthält) wählt man diejenigen aus, die man für relevant hält. Dann hört man zu und zieht seine Schlüsse, aber ohne, dass das Spiel einem irgendeinen Fortschritt mitteilt, man muss den Wert von allem schon selbst herausfinden. Wenn man glaubt, genug gehört zu haben, bringt man den Fall vor Gericht, benennt die Schuldigen und deren Motive und hofft, richtig zu liegen - Fall abgeschlossen.

Das könnte man duchaus als die beste Umsetzung „Holmesscher“ Vorgehensweise überhaupt ansehen, denn man muss wirklich allein seine Schlüsse ziehen, und hat nichts, das einem die Hand führt. Andererseits braucht man dazu eigentlich keinen Computer, sondern nur ein paar beschriebene Zettel.

Die Videos sind sogar ganz gut gelungen. Technisch sind sie auf dem Standard der Zeit, also eher klein (die Prozessoren konnten noch nicht mit großen Formaten oder starken Kompressionen zurechtkommen), aber auch nicht verwaschen. Die meisten Schauspieler können tatsächlich spielen, sie sind größtenteils glaubhaft in ihren Rollen (sofern man das bei den kurzen Auftritten sagen kann), und sie übertreiben nur selten. Der Schauspieler, der Holmes verkörpert ist gut, Dr Watson dagegen manchmal etwas steif. Die Stories sind auch gut.

Insgesamt sind die Nachteile (schwaches Gameplay, am wenigsten wiederspielbares Spiel aller Zeiten) zu schwerwiegend, um das Spiel zu retten. Es ist sicherlich eine überdurchschnittliche „Produktion“, aber nichts im Vergleich zu Adventure-„Spielen“. Nur für Holmes-Fans empfohlen.

Gesucht: Die Amiga CDTV - Version dieses Spiels!

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