Desperabis
für PC (DOS)

Tapuak:
Firma: Florian Born
Jahr: 2000
Genre: Adventure, Action
Thema: Horror / Schwerter & Magie
Sprache: Deutsch
Lizenz: Freeware
Aufrufe: 31557
Rezension von Tapuak (13.05.2002)
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Als Kiarthan, ein mittelalterlicher Jüngling mit nahezu abgeschlossener Zauberlehre, schleicht man sich in Desperabis in das Schloss eines Hexenmeisters ein, um eine geheimnisvolle Kristallkugel zu finden, welche die Krankheit der Geliebten heilen soll.

Die Fähigkeiten, von denen man auf seinem Weg dorthin Gebrauch macht, sind allerdings zunächst von eher weltlicher Natur. Aus der klassischen „Ego-Perspektive“ steuert man Kiarthan durch verwunschene Parks, dunkle Gewölbe und schließlich das Schloss des Hexenmeisters. Der Weg zur begehrten Kristallkugel, der das erste Kapitel des Spiels darstellt, ist dabei in sieben Unterabschnitte aufgeteilt. Der Schwerpunkt liegt in diesem ersten Teil auf der Lösung von Rätseln: Man sammelt Gegenstände auf, ordnet diese im aufrufbaren Inventar, und benutzt sie an gegebener Stelle, um voranzukommen. Häufig spielen auch Schalter und Hebel eine Rolle, mit denen man Türen öffnet und Maschinen in Gang setzt. In den meisten Fällen sind die Rätsel selbsterklärend und nicht allzu schwer, da sich meistens nur wenige Gegenstände im Inventar befinden und oft nur eine stark begrenzte Anzahl von Orten auf einmal begehbar sind (es hat schon seinen Sinn, wenn sich Türen hinter einem verschließen...). Ich empfinde den Schwierigkeitsgrad gerade deswegen als äußerst angenehm; man steckt selten besonders Lange an einer Stelle fest, obwohl schon etwas Überlegung gefordert wird.

Auch wenn im ersten Kapitel die Betonung auf den Rätseln liegt, ist ebenfalls Geschicklichkeit gefragt. Die ständig eingeblendete Energieleiste leidet unter Fallen, Getier und Feuer, denen manchenorts ausgewichen werden muss. Trotz dieser Schikanen besteht in diesem Abschnitt kein Anlass, ein fremdes Wesen zu töten. Meistens könnte man es auch gar nicht, denn Waffen findet man hier nur sehr selten.

Der zweite Teil, dessen Geschichte nahtlos an jene des ersten Abschnitts anschließt, ist wesentlich actionlastiger. Man befindet sich auf der Suche nach dem Zaubermeister Grant, der von einer bösen Macht gefangengenommen wurde, und kämpft sich durch zahlreiche Level vorwärts. Man hält sich dabei in abwechslungsreichen Szenerien auf, die jedoch alle ihre hohe dichte an blutrünstigen Kreaturen gemeinsam haben, welchen man am besten mit einer verschiedenen der verschiedenen Waffen (Schwert, Armbrust, Dolch, Falle usw.) beikommt. Etwas negativ fällt auf, dass man unter Umständen einen Level beenden kann, ohne die dort versteckte Waffe gefunden zu haben, und man daher später mit schlechterer Ausrüstung auskommen muss. Im Zweifelsfall sollte man, nachdem man einen Level durchgespielt hat, kurz in die Komplettlösung auf der Homepage des Autors spicken, um solch ein Ungeschick auszuschließen. Da man jederzeit Spielstände speichern und laden kann, sind derartige Fehler aber relativ leicht auszubügeln.

Der Schwierigkeitsgrad steigt im Laufe der Zeit etwas an, ist aber durchgehend fair. Nur Menschen mit bestimmten Phobien müssen sich gelegentlich warm anziehen, denn immer wenn man glaubt, das widerlichste Monster besiegt zu haben, kommt schon ein Abscheulicheres um die Ecke. Neben den zahlreichen Kämpfen sind jedoch weiterhin einige Rätsel zu lösen, um in dieser nicht gerade fußgängerfreundlichen Umgebung zu bestehen.

Eine besondere Auszeichnung verdient Desperabis für seine hervorragende Atmosphãre. Die düsteren Korridore und Gewölbe wurde grafisch sehr adäquat umgesetzt und mit passenden Geräuschen unterlegt. Von quietschenden Türen, knisternden Fackeln und garstig brüllenden Monstern bis zu donnerndem Gewitter ist alles dabei, was man sich an unheimlichen Mittelalter-Flair wünscht. Die nur selten zu hörende Musik ist thematisch sicherlich passend, aber Choräle und Lautenklänge sind eher nicht mein Fall. Die 3D-Perspektive hingegen trägt mit schönen Licht- und Schatteneffekten einen Gutteil zur dichten Atmosphäre bei. Von der unwirtlichen, teils schon morbiden Stimmung fühlt man sich daher etwas an Klassiker wie „Thief: Dark Project“ und „Alone in the Dark“ erinnert. Insgesamt ein beeindruckendes Spiel, das wegen seines Freeware-Status gleich doppelt soviel Spaß macht. Ein Riesenlob an den Programmierer für diese brillante Einzelleistung!

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