Bermuda Syndrome
für PC (DOS)

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ardell:Underdogs:Gesamt:
3.5/6
Besucherwertung:
6/6
Firma: Century Interactive / BMG
Jahr: 1996
Genre: Adventure, Action
Thema: Sonstige Fantasy
Sprache: English, Français, Deutsch
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 57934
Rezension von ardell (23.05.2005)
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Schallplattenhüllen und Spieleschachteln haben eines gemeinsam, insofern, als dass einen ein besonders gutes Design dazu veranlassen kann, die Platte/das Spiel zu kaufen, ohne sie/es vorher ausprobiert zu haben. So kam ich zu The Virgin Prunes „If I die, I die“, das absolut grottenschlecht ist, und Bermuda Syndrome, das großartig unterhaltsam ist.

Zuallererst: die Verpackung[1] wirkt wie gut gemachte Arbeit. Keine billigen Beilagen oder Porto-zahlt-nicht-der-Empfänger Fragebögen (die ich nie ausfülle weil deren Alterskategorien normalerweise bei der 21-30 Grenze aufhören), die allesamt den Mangel an Handbüchern und Goodies zu verbergen versuchen. Diese hat ein CD-Booklet mit allen Befehlen und anderen Infos, hier hat niemand versucht, einen Groschen beim Drucken zu sparen.

Die CD braucht nur wenig Speicherplatz für das Spiel selbst, das sicher unter allen Windows-Versionen, beginnend mit 3.1 bis 98SE (inklusive), gespielt werden kann. Keine Real-Filme, und die Zwischensequenzen fügen sich alle nahtlos ins eigentliche Spielgeschehen ein. Der Rest der CD besteht aus einem Musik-Track, der auf gewöhnlichen Audio-CD-Geräten abgespielt werden kann. Ich bezweifle, dass sich irgendjemand diesen orchestralen Soundtrack um seiner selbst willen anhören wird, aber er passt perfekt zur Atmosphäre.

Zu Beginn sieht man ein paar gut gerenderte Szenen von einem US-Airforce-Flugzeug aus dem zweiten Weltkriegs beim Abheben, ein wenig herumfliegen, eine kurze Kampfsequenz und einen Absturz, welcher angeblich auf irgendeiner Insel passiert, die von früheren Kartographen übersehen worden ist. Anderseits sind das die 1940er, also wer weiß? All das geschieht natürlich in irgendeinem Gebiet[2], das mit den „Geheimnissen“ des Bermuda-Dreiecks verbunden ist, daher der Titel. Was das Syndrom ist, habe ich nie herausgefunden, aber es klingt echt gut.

Zeit für die erste - und letzte (wenn man das Ende nicht mitzählt) - Enttäuschung. Der abgestürzte Pilot heißt Jack. Jack trägt ein pastellfarbenes Muskelshirt samt Jeans. Und Jack spricht. Ehe ich mich diesem ominösen Punkt zuwende: Was für ein US-Pilot des zweiten Weltkriegs fliegt herum und schaut dabei wie ein Besucher eines Bruce-Springsteen-Konzerts aus? Nebenbei bemerkt bewegt sich Jack auf eine Art und Weise, dass sich einem, in Kombinaton mit seiner Föhnfrisur und seinem Draufgängeroutfit, der sehr starke Eindruck bietet, als käme er gerade von einem Stelldichein mit einem der in Leder gekleideten Gentleman aus der „Blue Oyster“.

Egal, das ist nicht das Problem. Du denkst „cool“ macht sich durch lässiges (intuitiv hatte ich hier „lächerliches“ geschrieben) Sprücheklopfen, ähnlich einem Pillen einwerfendem Tony Danza, bemerkbar? Hat man schon jemals einen Asiaten gehört, der versucht hat, als Amerikaner duchzugehen? Gab es bei euch an der Schule einen großen, gut aussehenden (wenn man auf ein breites Kinn und Kanoniersaugen steht) Kerl, der gut im Sport war, auf den alle Mädchen flogen, der aber scheinbar die Gesellschaft anderer Jungen, die genau wie er waren, bevorzugte? Das ist Jack. Was das Mädchen anbelangt: Sie hat einen russischen Namen und einen schlecht nachgemachten „französischen“ Akzent. Irgendwer wollte die Tatsache betonen, dass dies eine exotische Frau erster Klasse ist. Dieser Jemand hat kläglich versagt.

Also haben wir, dank Jacks stark beschränktem Vokabular, seinem trägen Verstand (es braucht eine ganz schöne Weile, sich durch die in den Dialog-Feldern angebotenen strohdummen Antworten durchzuarbeiten, ehe man etwas findet, das nicht zu kindisch klingt) und der einen nackten Brust (obwohl man sie immer nur auf der abgewandten Seite sieht, und sie nicht allzu detailliert ist) der eingeborenen Prinzessin, herausgefunden, dass die ursprüngliche Zielgruppe der Entwickler der pickelige Dreizehnjährige von nebenan ist. Es ist nicht wichtig, aber das Spiel kann ohne diese Art von Unfug auskommen (ich meine die Sprache, die Brust darf bleiben).

Nachdem man die Prinzessin davor bewahrt hat, Prinzessinnensalat für eine Art T-Rex zu werden (man wird in diesem Spiel noch viel mehr Dinos treffen, habe ich vorher zu erwähnen vergessen), beginnt das eigentliche Spiel. Ich werde hier nicht alles durchgehen, weil sonst noch was verdorben wird. Es reicht zu erwähnen, dass die Kombination aus Platformer-, Action- und Rätsel-Elementen sehr gut funktioniert. Nichts ist zu schwer (jeder komplizierte Kram würde möglicherweise die Atmosphäre zerstören und den Rythmus unterbrechen) und das Spiele-Interface ist schlank und effektiv.

Die Grafiken sind 2D, und schön in einem Stil, den ich sehr mag. Vergleichbar mit Diablo, Crusader oder Baldur's Gate ohne die isometrische Perspektive. Die vielen animierten Teile (Wasser, Pflanzen, Gegenstände, Jack, wenn er sich langweilt) laufen so flüssig wie es nur geht, und ich kann mich erinnern, dass sogar auf meinem alten 486er DX2 keine Stotterer oder anderer Übergangs-Schluckauf auftraten. Die Hintergründe sind auch hübsch. Es ist beinahe schade, dass das Spiel keine Adventure-Elemente hat, weil man beim Erkunden der Landschaft und der Mauerwerke eine Menge Spaß hätte haben können.

Die Handlung ist simpel: Rette den König vor einem bösen Einfluss in Form des hinterhältigen Hauptmanns der Wache. Man geht durch Wälder, unterirdische Hallen (keine Labyrinthe, zum Glück), Ebenen, antike Städte, usw. Und man schwimmt ein wenig. Das Spiel ist in diesem Punkt (ein paar Minuten Atem) realistisch und in einem anderen: Dem Nachladen des Gewehrs, Patrone für Patrone, genauso wie man es trocknen lassen muss, nachdem man im Wasser war.

Die Gegner sind nicht allzu zäh, und die meisten Taktiken bestehen bloß aus dem richtigen Timing. Zumindest an einem Punkt, vielleicht zweien, kann man ernsthaft stecken bleiben (und ernsthaft zornig werden, wenn man sein Spiel nicht gespeichert hat). Sollte man sich an einem Strom, unter einer großen Klippe stehend, ohne die Prinzessin (die von einem Pterodactylus fortgerissen wurde) wiederfinden, ist man am Ar***.

Am Ende gibt es ein paar Schwertkämpfe, bei dem Prince-of-Persia-Veteranen einen Nachteil haben. Die Steuerung ist gerade ähnlich genug, um einen in alte Gewohnheiten verfallen zu lassen, was einen umbringt.

Der Schluss ist ein wenig enttäuschend, aber das ist eine häufiger Missstand von Spielen im Allgemeinen. Ich würde liebend gerne ein abschließendes Video, dessen Ausmaße die Zeit, die man in das Spiel investiert hat, wiederspiegeln, sehen, d.h. zuallermindest einige Minuten (für das Video...) bei Adventures und Rollenspielen.

Wenn man will, kann man das Spiel an einem Abend durchspielen, aber ich würde empfehlen bei größeren Szenewechseln (man erkennt, wann diese stattfinden) zwischendurch eine Pause einzulegen, weil's ein lustiges Spiel zum wiedereinsteigen ist. Wiederbespielbar ist es auch, ich denke ich habe es inzwischen 4-5 mal durchgespielt.

Abschließendes Urteil: Großartiges Spiel, trotz Billig-Film-Dialogen[3]. Die Fortsetzung - die am Ende angedeutet wird - würde ich ungesehen kaufen, vorausgesetzt das gleiche Team (ohne die „begabten“ Sprecher) wäre beteiligt.

P.S.: Bloß falls potenzielle Spieler von anderen Reviews dieses Spiels abgeschreckt worden sind: Wenn eine bekennende „nur Adventures“-Seite diese Kleinod in der Luft zerreißt, könnte das daran liegen, dass es kein Adventure ist. Princess Maker würde sich auf „Alf's Arcade Armageddon“ auch nicht sonderlich gut machen. Hmm... Princess Maker. Das fehlt hier noch, oder...?

[1] die ursprüngliche, nicht die preisgünstigen Wiederveröffentlichungen
[2] schwer zu sagen wo, da die Flugzeuge Abzeichen der Luftwaffe tragen
[3] ein Stück ganz am Schluss ausgenommen, bezüglich des Gruß des Königs

Übersetzt von Herrn M.

Rezension von Underdogs (09.03.2010)

Bermuda Syndrome, ein unterhaltsames aber frustrierend schweres Action-Adventure (das außer in ein paar Ländern in Europa beinahe unbekannt ist), erzählt die Geschichte von Jack, einem Kampfflieger aus dem Zweiten Weltkrieg, der während eines Luftkampfs über einem mysteriösen Dschungel abgeschossen wird. Während sein Flugzeug vom Himmel fällt, erhascht man den ersten Blick auf eine Prinzessin (jawohl, die von der Amazonen-Sorte), fest verschnürt und dabei das Mittagessen eines Tyrannosaurus zu werden. Zu ihrem Glück schlägt ihm Jacks Flugzeug auf seinem Weg zur nach unten den Kopf ab. Nachdem sichergestellt wurde, dass alle vorgestellt worden sind, bekommt man einige recht prächtige Bilder davon vorgesetzt, wie Jack in seinem Fallschirm an einem Baum hängt und die Prinzessin noch immer an ihre Plattform gefesselt ist. Willkommen beim ersten Rätsel...

Bermuda Syndrome ist ein seitwärts scrollendes Action-Adventure, dass jeden sofort an Flashback von Delphine erinnern wird. Die Ähnlichkeiten sind auch nicht nur oberflächlich (obwohl die Grafik in Bermuda Syndrome 10-mal besser ist: alles in gerendertem SVGA): Beide Spiele mischen erfolgreich herkömmliche Adventure-Elemente (z.B. auf Gegenständen basierende Rätsel, Charakterinteraktion) mit Action-Einlagen. Allerdings ist die Steuerung bei Bermuda Syndrome nicht so intuitiv, und um manche der Bewegungen abzustimmen kann ein wenig Übung nötig sein, weswegen man oft speichern muss. Einer der Hauptunterschiede ist, dass man sich in diesem Spiel mehr um die Prinzessin als um sich selbst sorgen muss, weil sie unbesorgt mitläuft, jegliche Gefahr, die vor ihr liegt, ignorierend – und sie kann nicht, wie man selbst, kämpfen, springen oder schwimmen. Das heißt, dass man nicht nur allerlei bedrohliche Dinosaurier erledigen, sondern auch die ganze Zeit die Prinzessin im Auge behalten muss. Zum Glück dient sie auch als eine Art Ingame-Hilfsfunktion, und falls man einmal hängen bleibt, kann ein Gespräch mit ihr oft wichtige Hinweise liefern.

Zusätzlich zu einer unnötig komplizierten Steuerung, erinnert mich das Spiel sehr stark an das Robinson's Requiem von Silmarils: Das Spiel ist RIESIG (228 Bildschirme, um genau zu sein), und man stirbt tausend Tode, ehe man es durchspielt. Man kann mit Sicherheit sagen, dass Adventure-Fans, die Action-Spiele nicht ebenso gemeistert haben, voraussichtlich zu sehr frustriert werden, um das Spiel durchzuhalten. Was irgendwie schade ist, da die spannende Geschichte und geniale Rätsel den hohen Schwierigkeitsgrad ausgleichen. Doch so ist das Spiel nur für Action-Experten zu empfehlen, die ein wenig Adventure in ihrem Spiel haben wollen, und nicht ungekehrt. Zwei Daumen hoch, aber nichts für Leute mit schwachen Nerven oder schlechtem Reaktionsvermögen.

Dieser Test (übersetzt von Herrn M.) stammt vom originalen Home of the Underdogs (http://www.the-underdogs.info)

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