Deadline
für PC (DOS)

01.jpg
Mr Creosote:
Firma: Infocom
Jahr: 1982
Genre: Adventure
Thema: Krimi / Polizei & Verbrecher / Textbasiert
Sprache: English
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 42985
Rezension von Mr Creosote (20.11.2005)
Avatar

Der Firmeninhaber Marshall Robner wurde tot in seiner Bibliothek aufgefunden. Das Zimmer war von innen verschlossen, und eine Überdosis eines Antidepressivums, das er regelmäßig nahm, wurde in seinem Blut gefunden. Ein klarer Fall von Selbstmord? Der verantwortliche Inspektor scheint das zu denken. Der Anwalt des Verstorbenen hat allerdings eine interessante Information auf Lager: Nur wenige Tage zuvor hatte Robner ihm gegenüber geäußert, er wolle sein Testament ändern. Dazu kam es dann nicht mehr. Wie passt das in die Selbstmordtheorie? Man wird beauftragt, die Schlüsse des Kollegen nochmals an Ort und Stelle zu überprüfen.

Deadline ist das erste nicht mit Zork verwandte Spiel Infocoms, und gleichzeitig das erste der erfolgreichen Krimisparte der Firma. Eine Reihe neuer Befehle wurde eingeführt. Man kann Dinge nach bestimmten Substanzen analysieren lassen, Fingerabrücke nehmen, Personen beschuldigen usw. Die Anleitung gibt eine kurze Zusammenfassung davon, und zusätzlich sind dort auch die Verhöre der potentiellen Verdächtigen festgehalten, sowie der Bericht des Gerichtsmediziners. Die Informationen sind Grundlage für das gesamte Spiel, und ohne sie sollte man überhaupt nicht anfangen zu spielen.

Was das Spiel allerdings hauptsächlich besonders macht ist der „Echtzeit“-Ablauf: Jeder Zug lässt die interne Uhr eine Minute fortschreiten, und es passiert auf dem Anwesen und im Haus die ganze Zeit etwas. Charaktere bewegen sich frei herum, und sie folgen ihren eigenen Plänen. Einige Ereignisse sind zu bestimmten Zeitpunkten und Orten vorgesehen, und sie finden unabhängig von der eigenen Anwesenheit statt.

Sehr realistisch, aber es birgt auch ein großes Problem im Spielprinzip. Was geschieht, wenn der Spieler etwas Wichtiges verpasst? Dann wird das Spiel einfach unlösbar, ohne dass man es merkt. Ähnlich steht es mit den Rätseln - ein Spieler ohne die Fähigkeit, in die Zukunft sehen zu können, kann die Dinge, die hier vorgehen, nicht vorhersehen, und hat entsprechend schlechte Chancen zur Lösung. Dauerndes Speichern und Laden ergibt sich daraus. Da allerdings bis heute von niemandem eine Lösung hierfür gefunden wurde, muss man es wohl als Teil des Spielprinzips akzeptieren.

Zwei zentrale Dinge heben Deadline über die Standards der Konkurrenz: Schwierigkeit und Abwechslung. Das Spiel lässt schnelle Erfolge zu. Zum Beispiel ist es ziemlich einfach, stichhaltige Beweise für einen Mord zu finden, indem man nur ein paar Routinesachen erledigt, die man aus jedem Detektivroman oder -film kennt. Es scheint, als hätte jeder ein Motiv. Wie der erste Inspektor zum Urteil „Selbstmord“ gekommen ist, ist ein völliges Rätsel, wenn man die Vielfalt an Hinweisen dagegen betrachtet.

Die meisten dieser vielfältigen Spuren und Pfade, die man untersuchen kann, stellen sich natürlich als falsche Fährten heraus. Ihnen zu folgen macht trotzdem Spaß, weil sie alle sehr gut ausgearbeitet sind. Den Fall wirklich zu lösen ist andererseits äußerst schwierig. Selbst wenn man bereits überzeugt ist, den oder die Täter sowie ihre Methode identifiziert zu haben, muss man immer noch alles beweisen. Die Mittel zur Durchführung, ein Motiv und eine Gelegenheit. Nur eine Verurteilung durch die Geschworenen zählt letztendlich.

Unter den diversen Enden gibt es einige Abstufungen bezüglich des Erfolgs. Es kann durchaus sein, dass man jemanden verurteilt bekommt, aber nur nach weiteren Todesfällen. Dasjenige, das ich für das „beste“ Ende halte, habe ich erst nach zehn Jahren erreicht. Nein, natürlich nicht zehn Jahre permanenten Spielens, aber mit den Notizen könnte man ein kleines Buch füllen - wenn sie noch alle lesbar wären.

Ein Adventure, das derart schwierig ist, aber einen trotzdem motiviert, nicht in Lösungen nachzusehen , ist eine Rarität. Normalerweise verhindert man durch die Konsultation von Lösungen Frustration. Bei Deadline löst Misserfolg gar nicht erst Frustration aus, sondern erhöht die Motivation. Unglaublich!

Kommentare (1) [Kommentar schreiben]

[Antworten]

Quiz