Centurion: Defender of Rome
für PC (DOS)

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NetDanzr:Besucherwertung:
5.4/6
Firma: Bits of Magic / Electronic Arts
Jahr: 1990
Genre: Strategie, Action
Thema: Historisch / Krieg
Sprache: English
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 27417
Rezension von NetDanzr (20.05.2006)
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Centurion: Defender of Rome war eines der Spiele mit komplexem Hintergrund bei unschwieriger Bedienung, die ihren Höhepunkt Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre hatten. Konzipiert wurde es von Kellyn Beck, bekannt durch Defender of the Crown. Centurion basiert auf dem gleichen Spielkonzept, spielt aber in einem anderen Zeitalter.

In Centurion schlüpft der Spieler in die Rolle eines römischen Legionärs zu der Zeit, als Rom begann, die italische Halbinsel zu erobern. Das Ziel ist, die bekannte Welt zu beherrschen, indem alle Provinzen auf der Landkarte erobert werden. Mit zunehmendem Erfolg klettert der Spieler auch in seiner Rangstufe nach oben: vom Zenturion zum General, Prätor, Konsul und schließlich Cäsar (ein paar Stufen habe ich ausgelassen, insgesamt sind es acht). Letztere erreicht man erst, sobald alle Provinzen erobert sind - und das ist zugleich das Spielende. (Eine geschichtliche Anmerkung: Spieler von Centurion haben sich immer wieder über den Mangel an historischer Genauigkeit beklagt, vor allem im Hinblick auf die Tatsache, dass in diesem Spiel Provinzen erobert werden müssen (z.B. Britannien), die von Cäsar niemals erobert wurden. Cäsar ist aber nicht nur der Name des einen römischen Herrschers, an den wir alle sofort denken, sondern wurde nach dessen Tod in der Bedeutung als Herrscher des Römischen Imperiums verwendet. Also ist das Spiel in dieser Hinsicht durchaus korrekt.)

Um sich eine neutrale Provinz einzuverleiben gibt es zwei Möglichkeiten: entweder die gewaltsame Übernahme oder die Erlangung der Kontrolle durch diplomatische Mittel. Die diplomatische Option bietet aber nur selten Aussicht auf Erfolg. Bei den Verhandlungen mit den jeweiligen Führern der Provinzen muss man sich nacheinander für bestimmte Dialoge entscheiden, die aufeinander aufbauen, und zusätzlich kommt es noch auf den Zeitpunkt des Spiels an. Erst mit zunehmender Spielerfahrung bekommt man heraus, wann und wie einzelne Provinzen übernommen werden können. Deswegen ist die militärische Eroberung meist die einzige Möglichkeit.

Um Provinzen erobern zu können, werden Armeen (bzw. Legionen) benötigt. Allerdings macht der Herrscher sich durch die Aushebung von Truppen beim Volk unbeliebt, und darum gibt es „Brot und Spiele“. Gladiatorenkämpfe und Wagenrennen können veranstaltet werden - sie sind der Arcade-Anteil an diesem Spiel. Um die Spiele abzuhalten (und zu gewinnen) muss der Spieler aber zunächst viel Geld aufbringen. Um sich das erlauben zu können, benötigt er ein ausreichendes Steueraufkommen, das durch die Anzahl der Provinzen bestimmt wird. Und damit schließt sich der Kreis.

Das ist aber natürlich noch nicht der gesamte Inhalt von Centurion. Mit der Eroberung einer Provinz geht der Ärger erst richtig los. Die Bevölkerung sollte glücklich, oder zumindest zufrieden, gehalten werden - insgesamt gibt es vier mögliche Stimmungen für die Provinzen, die schlechteste davon ist die Revolte. Um die Situation noch zu verschärfen, kommt es immer wieder zu Barbaren-Angriffen, und die Bevölkerung Roms selbst kann auch revoltieren, was dann zu einem Versiegen der Steuereinnahmen führt.

Über Eroberung wurde schon viel gesagt, der Ablauf der Kämpfe wurde bisher aber noch nicht erwähnt - und das ist meiner Meinung nach der beste Teil des Spiels. Vor Beginn der Schlacht ist es nötig, eine der römischen Standard-Aufstellungen für die Truppen zu wählen. Sobald der Kampf startet, kann er jederzeit angehalten werden (er läuft in Echtzeit), um den Truppen weitere Befehle zu erteilen. Wenn ich hier sage, dass die Kämpfe in Echtzeit stattfinden, dann meine ich auch Echtzeit, wobei berücksichtigt werden muss, dass hier eben römische Truppen kommandiert werden. Die Armeen sind groß und umfassen einige Tausend Soldaten. Die Truppenteile, gegnerische wie eigene, bewegen sich zwar recht langsam aufeinander zu, benötigen aber auch entsprechende Zeit, um Befehle wie Richtungswechsel oder Änderung der Kampfweise auszuführen. Das erzeugt eine einzigartige Atmosphäre, die die Schlachten sehr realistisch erscheinen lässt.

Im Gegensatz dazu hinterlassen die Seeschlachten eher einen unfertigen Eindruck. Hier hängt viel von Faktoren ab, die der Spieler nicht beeinflussen kann, wie z.B. die Qualität der Schiffe. Es gibt aber noch weitere Schwachpunkte, wobei das wohl größte Problem in der Unausgewogenheit der Parteien liegt. Die Gegner können praktisch Armeen ohne jegliche Beschränkung ausheben, die örtliche Bevölkerung ist davon nicht betroffen. Und während Schiffe den Spieler riesige Geldsummen kosten, wird er im späteren Spielverlauf durch gegnerische Flotten geplagt, die so groß sind, dass selbst ein Bill Gates sie kaum finanzieren könnte. Die Entwickler haben dieses Ungleichgewicht eingebaut, um einen Ausgleich für die ungenügende K.I. der Gegner zu schaffen, die sonst keine Bedrohung für Rom darstellen würden. Es war sicher keine leichte Aufgabe, die historischen Gegebenheiten in ein anspruchsvolles Gameplay umzusetzen, so hatte Rom etwa in Europa keine ernst zu nehmende Opposition. Erstaunlicherweise haben die Entwickler die Stärke von Karthago, Ägypten und Persien ignoriert, diese werden im Spiel zu normalen Provinzen herab gestuft. Sicher, der Spieler bekommt die Gelegenheit geboten, Kleopatra zu treffen und für sich zu gewinnen, aber Ägypten stellt eine geringere Bedrohung als z.B. die rückständige Provinz Dazien dar.

Insgesamt ist das Spiel einen Versuch wert. Es ist unterhaltsam genug, um es eine Zeit lang auf der Festplatte zu belassen. Trotzdem ist es etwas überbewertet. Während das Konzept interessant (aber auch nicht übermäßig originell) ist, mangelt es doch an Spieltiefe, bei aller Komplexität ist das zugrunde liegende ökonomische Modell recht einfach gehalten. In Kombination mit der Unausgewogenheit kann das beim Spielen frustrierend wirken.

Übersetzt von sandy21

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