Psycho Killer
für Amiga (CDTV)

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Mr Creosote:
Firma: Delta 4 Interactive / On-Line
Jahr: 1992
Genre: Adventure
Thema: Kämpfen
Sprache: English
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 18806
Rezension von Mr Creosote (20.09.2007)
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Spiele sind schon aus den seltsamsten Gründen von der Bildfläche verschwunden. Einige wurden wegen schlechtem (oder keinem) Marketing übersehen. Einige kamen einfach zur falschen Zeit heraus (z.B. als das jeweilige Genre gerade auf dem absteigenden Ast war). Einige hatten einfach niemals den Massengeschmack getroffen, wurden aber zumindest zu „Geheimtipps“. Und dann gibt es natürlich noch die Spiele, die einfach völliger Schrott sind. Wie Psycho Killer.

Dabei handelt es sich um eines der ersten reinen CD-ROM-Spiele, und es wurde für das wenig erfolgreiche CDTV veröffentlicht. Die Entwickler kamen dabei auf die selbe Idee, den schier unendlichen Speicherplatz des neuen Mediums zu füllen, wie so viele andere Firmen auch ein paar Jahre später, als CDs dann endlich üblich wurden: gefilmte Videosequenzen und ordentlich Sprachausgabe.

Leider fällt einem sofort die sehr schlechte technische Qualität auf. Das Spiel beginnt mit einem Intro. „Intro“, vom englischen „introduction“, bedeutet Einführung, also sollte man ein paar Informationen darüber bekommen, was in dem Spiel wohl so passieren wird. Allerdings ist es bei solch verschwommenen Bildern (die auch noch mit einer lächerlich niedrigen Frequenz aufgenommen zu sein scheinen, wenn man bedenkt, wie abgehackt und ruckelig sie abgespielt werden) schwierig zu erkennen, was auf dem Bildschirm vor sich gehen soll. Das Bild ganz in einem Farbton darzustellen, mag noch eine brauchbare Idee sein, bei der Belichtung ist allerdings wiederum alles schiefgegangen. Nicht zu wenig Licht, sondern viel zu viel.

Hier meine Theorie darüber, was man sehen und verstehen soll: Es scheint um eine Frau (oder einen Mann mit langen Haaren) zu gehen, die mit ihrem Auto auf einer Landstraße unterwegs ist, und von irgendeinem anderen Typen angehalten wird. Der Spieler kommt auch gerade vorbei, und muss nun mitansehen, wie die Person aus dem Auto über einen Acker gejagt wird. Nun muss man wahrscheinlich dem armen Opfer helfen und den Psycho Killer aufhalten (wobei letzteres nur aus dem Titel des Spiels geschlussfolgert ist).

Das Spielprinzip ist nicht viel besser. Die „interaktiven“ Bestandteile bestehen daraus, sich digitalisierte Fotos auszugucken, und auf denen herumzuklicken in der Hoffnung, etwas Wichtiges zu treffen. Diese Aufgabe kann recht langwierig werden, denn der Cursor verrät es einem nicht, was ein relevantes Objekt ist, und die Grafik allgemein unterstützt einen dabei auch keinesfalls. Wenn man dann doch zufällig ein Objekt trifft, das „klickbar“ ist, wählt das Spiel automatisch die dafür vorgesehene Aktion aus. Normalerweise ist das dann einfaches Untersuchen, es kann aber auch „benutzen“ oder mitnehmen sein. Wiederum ist die schlechte Bildqualität zu erwähnen, die das Ganze sehr frustrierend gestaltet. Man hört beispielsweise die Phrasen „I wish I'd renewed my membership“ oder „Not much use in the country“, wenn man auf zwei bestimmte Objekte (gleich am Anfang des Spiels) klickt, aber was das nun jeweils bedeuten soll, bleibt im Dunkeln, denn es ist unmöglich zu erkennen, worauf man gerade geklickt hat. Eines der „Dinge“ ist einfach ein weißer Farbklecks, das andere ein roter Kasten. Um welche Mitgliedschaft geht es da also, und was ist auf dem Land nicht von Nutzen?

Rumlaufen kann man mit Hilfe von Pfeilen, die im Bild die Richtungen angeben, in denen weitere Bildschirme existieren. Das funktioniert technisch gesehen ganz gut (juchu, es gibt auch etwas Gutes). Es gibt allerdings insgesamt nur sehr wenig zu tun. Man läuft recht ziellos durch die Gegend, bis man irgendwann zufällig auf den Killer trifft, und dann erwartet das Spiel plötzlich von einem, innerhalb einer oder zwei Sekunden genau den richtigen Punkt im sich bewegenden Bild zu treffen mit dem Cursor. Scheitert man, ist man tot, und muss wieder von vorn anfangen (es gibt keine Möglichkeit zum Speichern, also auf jeden Fall wieder von Anfang an - waaaaaah). Schafft man es, darf man sich auf noch mehr unmotiviertes Rumklicken auf den Richtungspfeilen freuen, bis es wieder zu einem Zusammentreffen kommen. Und wenn man tatsächlich die Geduld aufbringt, immer wieder neu zu beginnen, nachdem man gestorben ist, dann stellt sich heraus, dass das Spiel noch nicht mal sonderlich lang ist (immer noch sehr positiv ausgedrückt). Mit Blick auf die sehr, sehr schmerzhaft-schlechten Reime, die man bei jedem Tod ertragen muss, ist es allerdings äußerst unwahrscheilich, dass man jemals das Ende sehen wird.

Psycho Killer ist eines der schlechtesten Spiele, die jemals meinen Monitor verunstaltet haben. Selbst in technischer Hinsicht ist es alles andere als eindrucksvoll, es wirkt eher wie ein Video der letzten Familienfeier (warum auch immer, denn auf der CD sind nicht mal 100MB belegt - wäre also noch mehr als genug Platz gewesen). Und wenn man es schon nicht schafft, ein vernünftiges Spielprinzip zu stricken, könnte man doch zumindest eine spannende Geschichte erzählen. Aber nein, selbst die ist schlecht (Story? Welche Story?). Psycho Killer hat einfach überhaupt nichts, was einem im Gedächtnis bleibt, außer, dass es absoluter Schrott ist. Für einen kurzen Lacher der Marke „was haben die sich bloß dabei gedacht“, wenn man gerade in der richtigen Stimmung ist, mag es noch gerade geeignet sein, ansonsten sollte man einen großen Bogen um dieses Machwerk machen.

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