Callahan's Crosstime Saloon
für PC (DOS)

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Mr Creosote:Elapno:Gesamt:
5/6
Besucherwertung:
5/6
Firma: Legend Entertainment
Jahr: 1997
Genre: Adventure
Thema: Apokalypse / Sonstige Fantasy / Humor / Science Fiction
Sprache: English
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 26041
Rezension von Mr Creosote (09.05.2009)
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Jake Stonebender ist einer der Stammbesucher der Bar, in der Leute aus der Vergangenheit, der Zukunft und diversen mythologischen Dimensionen zusammenkommen. Ein paar gute Bekannte teilen ihre persönlichen Sorgen mit dem Protagonisten - und ziehen ihn damit direkt mit rein, da Jake sich gleich verpflichtet fühlt, selbst Hand anzulegen. Wie verwandelt man eine Kurzgeschichtensammlung in ein Computerspiel? Natürlich, indem man letzteres episodisch aufbaut. Jede dieser Episoden kann unabhängig von den anderen gespielt werden und die Bar agiert als zentraler Anlaufpunkt für kurzes Zwischengeplänkel. Spannenderweise ist jede Episode schon für sich recht lang, so dass das Spiel insgesamt extreme Ausmaße annimmt.

Was dieses Gefühl der Größe noch unterstützt ist, dass jeder Bildschirm vollgestopft mit Objekten ist. Und damit sind wir auch schon beim inhärenten Anachronismus des Spiels: Mindestens seit Beginn der 1990er Jahre hatte sich das Adventuregenre deutlich in Richtung „einfach“ und „lösungsorientiert“ bewegt. Der klassische Ansatz, den Spieler auch auf Irrwegen und durch Ablenkung vom eigentlichen Geschehen zu unterhalten, war am Aussterben. Callahan's Crosstime Saloon geht dagegen ins andere Extrem: Es gibt dermaßen viel anzusehen und so viele Leute auszufragen, dass es manchen Spielern auch durchaus zu viel werden könnte. Für Adventureveteranen ist es aber deshalb natürlich ein Fest.

Zumindest grafisch versucht das Spiel dagegen, eine neue Richtung einzuschlagen, indem es auf eine vorher (und meines Wissens auf nachher) unkannte frei skalierende, sich um 360° drehende Perspektive setzt. Perspektivik soll dadurch entstehen, dass gerade Linien sich, wenn sie sich dem Rand des Bildschirms nähern, biegen. Das wirkt manchmal gelungen und manchmal nicht - spielerisch ist es sicherlich unpraktischer als statische Blickwinkel.

Auf jeden Fall erwähnt werden muss noch der Humor. Alles strahlt „Bizarrheit“ aus, jeder Dialog verwandelt sich schnell in ein Wortspielduell. Die Wortspiele finden auch stellenweise ihren Weg in die Rätsel und diese Fälle sind die Höhepunkte des Spiels. Ein solides Grundwissen über Rockmusik der 1970er Jahre und über Horrorfilme der 1940er Jahre ist ebenfalls Voraussetzung.

Doch zurück zum Humor: Hier gibt es leider auch nicht nur Positives zu vermelden. So witzig das Spiel streckenweise ist, ist es insgesamt einfach zu viel. Und zu „amerikanisch“. Einerseits muss man die Konsistenz und den Mut des Spiels, sich um nichts zu schehren und einfach das zu sein, was es ist, bewundern. Andererseits kann es schon etwas nervig werden, wenn das eigene Denken und der eigene Blick auf die Welt nur etwas weitläufiger und offener ist. Dazu ist natürlich noch ehrlich anzumerken, dass ich keine der gedruckten Callahan-Stories gelesen habe - das Spiel könnte für Fans die Erfüllung ihrer Träume sein, und ich würde das nicht erkennen. Was jedoch deutlich ist, ist, dass es sich um einen polarisierenden Humor handelt: Entweder man liebt ihn oder hasst ihn.

Trotz aller Einschränkungen ist das Spiel zu empfehlen. Jedoch muss man sich bewusst sein, dass seine Zielgruppe durch Spielprinzip und Inhalt sehr beschränkt ist. Ihr kennt diese Diagramme mit zwei sich überschneidenden Kreisen? Diese Schnittfläche wird hier recht klein sein. Befindet man sich selbst außerhalb, merkt man das schnell, aber es besteht trotzdem noch eine kleine Chance, dass man dem Spiel etwas abgewinnen kann - was bei mir der Fall ist.

Archivierte Rezension(en) ↓

Rezension von Elapno (12.03.2015)

Dieses Spiel basiert auf Spider Robinson's komödiantischen Sciencefiction Romanen und wurde von Josh Mandel entworfen und programmiert. Viel besser kann es kaum werden! Es ist – neben den Blackstone Chronicles – mein liebstes Spiel von Legend und folgt der üblichen Vorgehensweise der Firma, nämlich eine literarische Vorlage in einem Point-and-Click Adventure umzusetzen. Man spielt „Jake Stonebender“, einen vom Glück verlassenen Folk-Sänger, der öfter mal in einer Bar namens Callahan's vorbeikommt. Das wäre ein ziemlich fades Szenario, wenn da nicht die Tatsache wäre, dass es sich bei Callahan's um einen recht eigenwilligen Ort handelt, wo Außerirdische, Vampire, Astronauten und Zeitreisende rein schauen. Jake nimmt also Aufträge in der ganzen Welt, aber auch durch Zeit und Raum an, um den Freunden und Besuchern von Callahan's behilflich zu sein.

Die Synchronsprecher sind wirklich gut und man sollte echt darauf achten die volle CD-Version zu spielen, und sich nicht mit irgendeiner verkürzten Version zufrieden geben. Als kleinen Bonus enthält die CD-Version außerdem ein paar Lieder von Spider Robinson und seiner Blues Band! Die klingen ziemlich fein. Um sie zu hören zu bekommen muss man nur mit Fast Eddie im Callahan's sprechen und ihm nach einer seiner Spezialitäten zu fragen.

Manche Rätsel sind wirklich herausfordernd, aber meistens sind sie recht nachvollziehbar und logisch. Von der Länge her sollte man auf gute 20 Stunden kommen, wenn man nur selten zur Lösung greift und sich die Mühe macht sich auf die Späße und Gespräche ganz einzulassen. Es gibt Stellen, wo man selbst entscheiden kann, in welcher Reihenfolge man die Dinge angeht (zum Beispiel am Anfang, wo man entweder nach Rumänien reisen kann oder eine andere Aufgabe annimmt), aber gegen Ende wird das Spiel linear und es gibt kaum Variationen.

Ich glaube das größte Problem, das man hat, wenn man dieses Spiel (oder eines der anderen von Legend) spielt, ist das Verlangen nach mehr. Schade, dass der ganze Kick-Starter Hype das Legend-Erbe noch nicht erfasst hat. Ich schätze mal, dass das wohl auch daran liegen mag, dass diese Spiele nie die Aufmerksamkeit erhalten haben, die sie verdient hätten. Legend war sowohl kommerziell als auch bewertungstechnisch leider nie so erfolgreich wie Lucas Arts oder Sierra. Zudem veröffentlichten sie ihre Spiele erst als die Adventures bereits ein aussterbendes Genre waren.

Wer an diesem Spiel gefallen findet, dem seien auch Spider Robinsons Callan-Serie von Romanen und Kurzgeschichten ans Herz gelegt. Nichts ist so gut wie das Original!

Übersetzt von Herr M.

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