The Pawn
für Amiga (OCS/ECS)

Mr Creosote:
Firma: Magnetic Scrolls
Jahr: 1986
Genre: Adventure
Thema: Sonstige Fantasy / Textbasiert
Sprache: English
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 25526
Rezension von Mr Creosote (15.05.2003)
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Europas Antwort auf Infocom war eigentlich seinem amerikanische Vorbild gar nicht so ähnlich. Mal abgesehen von den offensichtlichen Unterschieden wie viel spätere Gründung und längere Lebensdauer, produzierten Magnetic Scrolls ihre Spiele auch für einen ganz anderen Markt. Während Infocom während ihrer gesamten aktiven Zeit auf die „Schreibmaschinen“, die den US-Markt dominierten (und es bis heute tun), abzielte, entwickelten Magnetic Scrolls für „Homecomputer“ - mit Blick auf den europäischen Markt, wo diese Maschinen sehr beliebt waren. The Pawn, ihr erstes Spiel, wurde für den Sinclair QL geschrieben, ein damals brandneuer Rechner, der sich allerdings als übler Flop erwies. Das Spiel wurde dann für 16 Bit - Computer umgesetzt: den Atari ST und den Amiga. Diese Versionen zeigen am besten Magetic Scrolls von Infocom verschiedenen Ansatz: Sie hatten herausragende Grafiken der Schauplätze! Die noch später erschienenen Umsetzungen auf 8-Bit-Systeme (C64, Sinclair Spectrum) mussten wieder ohne diese Grafiken auskommen.

Neben den Grafik (für diejenigen, die das Spiel nie gespielt haben, und sich fragen, wo diese denn zu finden sind: Man kann das obere Menü per Maus herunterziehen) hat die Amigaversion auch noch ein andere technische Neuerung: Man kann sich allen Text vorlesen lassen. Jüngere Leser mögen sich nun fragen, wie denn so viel Sprachausgabe auf eine einzige Diskette passen soll. Sehr einfach: Es ist keine aufgenommene Sprache, sondern computergenerierte (alte Amigabenutzer werden sich an das „Talk“-Programm auf der Workbench erinnern). Für Spieler, die sehen können, ist das allerdings natürlich nur Spielerei, denn man kann die Texte mehr als doppelt so schnell selbst durchlesen.

Fans streiten bis heute darüber, ob nun der Parser dieses Spiels besser ist als der Infocoms. Um das zu beurteilen, muss man schon sehr viel und sehr lange gespielt haben, ich wage auf jeden Fall kein Urteil. Beide erfüllen meine Ansprüche mehr als genug. Das sollte bedeuten, dass wohl niemand Grund haben wird, sich zu beklagen. Die Rätsel sind logisch und von mittlerer Schwierigkeit.

Ach ja, und eine Story gibt es auch noch. Leider ist es so ein Fantasykram. Es geht darum, dass man plötzlich in einem mittelalterlich angehauchten Königreich namens Kerovnia aufwacht. Irgendjemand hat einem einen Armreif angelegt, den man nicht mehr abbekommt. Man selbst will eigentlich nur noch weg von hier, und zurück nach Hause - doch gewisse Einwohner haben andere Pläne mit einem. Der Plot ist ganz ok, wenn man von der schlechten Wahl der Fantasyumgebung ausgeht, und zum Glück ist der Schreibstil nicht allzu ernst. Der Humor ist nicht gerade subtil (ich sage nur: der Abenteurer), aber effektiv. Einfach gute, harmlose Unterhaltung!

Wer jetzt auf ein Urteil, welche der beiden erwähnten Firmen nun die besseren Spiele gemacht hat, wartet, der wird enttäuscht sein. Beide haben sehr gute Adventures produziert, und The Pawn zeigt die stilistischen Unterschiede deutlich auf. Letztendlich ist es alles Geschmacksfrage. The Pawn ist ein gutes Spiel, das sich vor keinem Konkurrenten zu verstecken braucht.

Für die Experten: Wir bieten Version 2.2 an, die soweit ich weiß die „aktuellste“ für den Amiga ist. Sollte es Probleme mit dem Kopierschutz geben, gibt es beim Magnetic Scrolls Memorial die Codes.

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