Blind
für Interpreter (TADS)

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Mr Creosote:
Firma: Andrew Metzger
Jahr: 2011
Genre: Adventure
Thema: Horror / Textbasiert
Sprache: English
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 18301
Rezension von Mr Creosote (09.11.2011)
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Eine Frau wird von einem Mann von der Straße weg entführt. Als sie erwacht, findet sie sich angekettet in einem Bett wieder... offensichtlich muss das Ziel „Flucht“ heißen. Die Sache macht nicht einfacher, dass sie blind ist; in der ihr unbekannten Umgebung und immer noch unter dem Schockeinfluss, muss sie sich erstmal zurechtfinden. „Wer sagt eigentlich, Blindheit sei ein Handicap?“, fragt das Spiel. Die darin enthaltene Implikation wirkt ehrlich gesagt etwas unpassend – ganz klar ist sie, gerade in diesem Fall, ein Handicap, und das Spiel wird sicherlich Niemandem vom Gegenteil überzeugen. Bessere Fragen wären „Wer sagt eigentlich, dass Blinde einfache Opfer sind?“ oder „Wer sagt eigentlich, dass Blindheit einen wehrlos macht?“, denn darum geht es letztlich in diesem Spiel: sich dann doch zur Wehr zu setzen.

Der übliche Instinkt eines jeden Adventurespielers ist es natürlich, erstmal alles genau unter die Lupe zu nehmen. Diese Regel findet hier dadurch ihre Entsprechung, alles Genauestens zu „erfühlen“. Davon abgesehen schlägt sich die Blindheit nicht allzu sehr auf den üblichen Genrekonventionen nieder: Man erkundet die Umgebung (nur dass man eben immer daran denken muss, Sachen zu „fühlen“ statt „anzugucken“), findet Objekte, die dann häufig Türen aufschließen oder auf andere Weise weitere Teile der Welt (d.h. des Hauses des Kidnappers) eröffnen.

Das Spiel bemüht sich redlich, die üblichen Standardaktionen und Beschreibungskonventionen auf andere Sinne als das Sehen abzustimmen. Das klappt bezüglich letzteren recht gut. Aktionen des Spielers führen jedoch manchmal zu etwas inkonsistenten Antworten. Beispielsweise befindet sich gleich im ersten Raum ein Schreibtisch, doch wie hat man den eigentlich bemerkt, da man ihn, wie sich dann sofort herausstellt, nicht physisch erreichen kann?

Die Spannung sollte man andererseits nicht unterschätzen. Man ist in einem unbekannten Haus gefangen, in dem sich irgendwo auch ein verrückter Entführer mit unbekannten Motiven aufhält. Das macht Blind recht klaustrophobisch. Manche Rätsel können auf unterschiedliche Weisen gelöst werden, was nochmal für einen Motivationsbonus sorgt. Doch apropos „unbekannte Motive“: Die bleiben bis zum Schluss tatsächlich offen. Der Entführer ist anscheinend ein Serienkiller, aber darüber hinaus erfährt man kaum etwas über ihn. Ebenso gesichtslos bleibt die Protagonistin selbst. Doch das ist wahrscheinlich auch alles besser so: Zu häufig hat man es doch schon erlebt, dass die Spannung durch halbgare Psychologie verdorben wird.

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