Payback
für Amiga (AGA)

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Mr Creosote:
Firma: Apex Designs
Jahr: 2001
Genre: Action
Thema: Fahren / Kämpfen / Multiplayer / Polizei & Verbrecher
Sprache: English, Italiano, Srpski, Czech, Español, Deutsch, Français, Svenska, Slovensko
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 18148
Rezension von Mr Creosote (27.01.2013)
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Womit bekommt man rechtliche Probleme? Leute zu überfahren und niederzuschießen ist ein sicherer Weg. Doch auch die Spiele einer anderen Firma allzu direkt zu imitieren, kann einem schon Probleme einbringen. In letzterem Fall kann man eventuell damit durchkommen, wenn man seine Schritte wohl überlegt, wie uns die Geschichte dieses Spiels lehrt. Darüber hinaus lehrt es uns jedoch auch, dass man mit genug Dreistigkeit auch ersteres unbestraft schaffen kann.

Payback gibt ganz offen zu, sich vollkommen an Grand Theft Auto zu orientieren. Das Spielprinzip (an Telefonzellen kriminelle Aufträge annehmen und diese dann auf meist brutale Art und Weise ausführen, während man in recht übersichtlichen Städten herumfährt) ist schonmal identisch, aber damit endet die Ähnlichkeit noch nicht: Von der Vogelperspektive und der Steuerung bis sogar hin zu den ungewöhnlichen Namen einiger Gefährte hat man sich noch bei so Einigem „inspirieren“ lassen.

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Wie kommt man also damit durch? Bedeutungslosigkeit. Ein Spiel im dritten Jahrtausend auf der kommerziell lange toten Amiga-Plattform zu veröffentlichen, hat ganz sicher keine entscheidenden Alarmglocken bei größeren Firmen klingeln lassen. Wo soll da schon die kommerzielle Gefahr für die Macher des Mainstreamoriginals sein? Payback blieb also in seiner winzigen Randexistenz unbehelligt und auch weitere Umsetzungen bewegten sich eher außerhalb des Massenmarkts – beispielsweise auf dem GP2X-Handheld.

Damit könnte man diese Rezension dann eigentlich auch abschließen, wenn da nicht Paybacks Behauptung wäre, GTA „in allen Belangen“ zu schlagen. Insbesondere in zwei Belangen ist dies kaum haltbar.

Erstens ist das die Grafik (übrigens, die Screenshots zeigen nur zwei der möglichen Auflösungen). Statt handgepixelter Umgebung und Figuren, die bereits zu Zeiten des ersten GTA eher „retro“ waren, aber jenem Spiel schließlich sogar einen nicht zu verachtenden Charme verliehen, setzt Payback auf dreidimensional gerenderte Modelle, die mit mit farbenfrohen Texturen aufgehübscht werden. Um insbesondere die Räumlichkeit der Fahrzeugmodelle auch visuell auszunutzen, geht es in jeder Stadt ordentlich bergauf und -ab.

Allerdings wirkt sich das nicht zum Vorteil des Spiels aus. Die Fahrzeuge wie auch der Rest der Welt sieht eben so aus, wie viele Spiele am Anfang des „Renderzeitalters“: eckig, künstlich und eben nicht sonderlich überzeugend. Die Lichteffekte können sich dagegen sehen lassen. Ob nun Explosionen oder Reflektionseffekte – sie lassen die Welt nicht nur schöner, sondern auch lebendiger erscheinen.

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Während man bei solch ästetischen Fragen zweifellos noch von subjektivem Geschmack sprechen kann, sieht es bei der Glaubwürdigkeit der Spielwelt schon eindeutiger aus. Die Simulation der Welt, also wie lebendig die Städte in Payback wirken, ist von zentraler Bedeutung. Es sollte so wirken, als gingen die Bewohner ihren eigenen Geschäften nach, als seien sie nicht nur Hindernisse für den Spieler. Das befindet sich in Payback allerdings leider nur am unteren Rand des Akzeptablen. Allzu oft verkeilen sich Fahrzeuge, so dass sie sich nicht mehr selbstständig aus ihrer Lage befreien können.

Dazu gehört auch, dass die Missionen recht generisch geraten sind. In GTA war es gerade der übertrieben zynische Tonfall, der einen Gutteil des Gesamterlebnisses ausmachte. Einfach nur so ein Auto in kurzer Zeit von einer Seite der Stadt zur anderen zu fahren kann auch so fordernd sein, aber noch mehr Spaß würde es machen, wenn es einen besser ausgearbeiteten Anlass dafür gäbe.

Nun darf man sich nicht täuschen lassen – Payback ist schon ein sehr unterhaltsames Spiel, das insbesondere beeindruckend ist, wenn man das Verhältnis sichtbarer Schweiß und Tränen, die offensichtlich hineingeflossen sind, und dem doch sehr kleinen Vermarktungspotential bedenkt. Einige Details hätten schon noch ein wenig mehr Arbeit vertragen können, aber das sollte einen nicht davon abhalten, diesem gelungenen Vertreter eines doch sehr kleinen Genres eine Chance zu geben – wenn man denn die richtige Hardware dafür überhaupt besitzt.

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