Game & Watch Gallery 2
für Game Boy

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Herr M.:
Firma: Nintendo / Tose Software
Jahr: 1998
Genre: Action
Thema: Einzigartig
Sprache: English, Japanese
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 13954
Rezension von Herr M. (31.08.2013)
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Als Kind der Achtziger standen die Chancen hoch, dass einer der ersten Kontakte zur Welt der Computerspiele in Form eines Tricotronic (oder Game & Watch, wie der Originaltitel lautete) stattfand. Falls das jetzt nicht gleich Erinnerungen an hektische schwarz-graue Spiele mit lautstark piependen Tönen auslösen sollte: Dabei handelte es sich um eine der beliebtesten LCD-Spiele Reihen. Alle bestanden aus nur einem Spiel, das auf einem winzigen LCD Bildschirm (Marke alter Taschenrechner) ablief, auf dem die Figuren nur an bestimmten vordefinierten Stellen auftauchen konnten. Obwohl diese detailliert geformten Sprites der grobklotzig, verpixelten Grafik zeitgenössischer Computerspiele weit überlegen war, führte die verminderte Bewegungsfreiheit zu sehr einfachen Spielen – meistens sprang man nur zwischen mehr oder weniger sicheren Orten hin und her. So primitiv das ganze klingen mag, so war das damals dennoch äußerst unterhaltsam und zudem recht handlich. Endlich konnte man seine Spiele in einem nicht einmal Handteller großen Plastikding herumtragen, anstatt an einen dieser klobigen alten Desktop-PCs gebunden zu sein! Außerdem war ihr Preis von um die 20DM/150öS auch für Kinder und Jugendliche vergleichsweise leistbar.

Ein Jahrzehnt später waren diese Ein-Spiele-Dinger mit ihren dürftigen Spielemechanismen, durch das Aufkommen wesentlich vielseitigerer tragbarer Konsolen, wie den Game Boy oder den Game Gear, völlig überholt. Doch es gab ein paar Leute, denen sie immer noch genug bedeuteten, dass ihnen die interessante Idee kam die alten Spiele auf die neueren Systeme zu übertragen, was zu der Entstehung von Game & Watch Gallery 2 führte.

Nun, was darf man sich darunter vorstellen? Zum einem erhält man äußerst genaue Nachbauten der Original-Spiele, deren Aussehen und Spielgefühl erstaunlich echt wirken. Es gibt die schräg aussehenden, schwarzen Figuren und Gegenstände vor einem etwas bunteren (d.h. größtenteils braun und grünem) Hintergrund, eine nahezu perfekte Imitation der piepsenden Töne, genauso wie die einfache, aber effektive Steuerung. Aufgaben wie die Abwehr einer endlosen Horde von Maulwürfen, unter einem Werkzeugregen zum Geräteschuppen laufen oder einfach nur Jonglieren, und das alles unter immer größeren Druck, ist nach wie vor ausgesprochen unterhaltsam. Das einzige was fehlt ist zum einem die Uhr (die beim Original immer dabei war) und zum anderen bei einem Spiel, nämlich Donkey Kong, ein ordentlicher oberer Bildschirm. Letzteres bestand nämlich eigentlich aus zwei Bildschirmen, was auf dem Game Boy natürlich nicht richtig umsetzbar ist, weshalb man sich für einen (virtuellen) kleinen oberen Bildschirm über einem größeren unteren entschieden hat. Wirklich praktisch ist das nicht, aber es ist immer noch einigermaßen spielbar. Doch die Entwickler waren damit noch nicht zufrieden: Sie schufen zu jedem der Spiele eine neue Version, die mit einem moderneren Game-Boy-Stil (der auf den wohl bekannten Mario-Charakteren basiert) und ein paar kleineren Verbesserungen der Spielemechanismen aufwarten konnten.

Insgesamt hat man also 12 Mini-Spiele, was nach einer ganzen Menge klingt (zumindest für Game-Boy-Verhältnisse), aber das Ganze hat so seine Schattenseiten: Die meisten Tricotronic-Spiele ähneln sich doch recht stark. Fast alle bestehen nur aus dem Fangen/Ausweichen von bestimmten Objekten. Es gibt zwar ein paar Abweichungen von diesem Standard-Programm (wie kurz hängen bleibende Gegenstände, oder dass man bestimmte Punkte auf dem Spielfeld erreichen muss), und man hat sich beim Gestalten große Mühe gegeben, dass ganze zumindest so aussehen zu lassen, als würde man ein ganz anderes Spiel spielen, aber bei genauer Betrachtung ähneln sich Spiele wie Parachute (fange Leute, die aus einem Helikopter fallen), Chef (fange zu Boden fallendes Essen in deiner Pfanne) und Helmet (weiche fallendem Werkzeug aus) doch recht stark.

Und genau hier glänzen die Neu-Interpretationen: Sie erweitern die alten Spiele mit genügend neuen Funktionen um sie ein wenig komplexer und individueller zu machen, während der spielerische Kern unverändert bleibt, so dass das ursprüngliche Spiel dahinter durchaus noch erkennbar ist. Größtenteils handelt es sich dabei um gut durchdachte Erweiterungen, die die sehr einfachen Ideen gekonnt auf ein interessanteres Niveau bringen. Um ein paar Beispiele zu geben: Bei Chef muss man das Essen nicht nur davon abhalten den Boden zu berühren, sondern man kann damit auch Yoshi füttern, was Bonuspunkte und -leben bringt. Bei Helmet kann man Münzen einsammeln, die einen ein wenig bremsen, aber dafür Extra-Punkte beim Erreichen der Türe liefern. Und das neue Donkey Kong ist fast eine Art Light-Variante eines Super-Mario-Spiels.

Außerdem gibt es noch eine Menge an kleineren Zusatzfunktionen, die von großem Engagement und Begeisterung seitens der Programmierer zeugen, und die einem vielleicht ein wenig mehr als nur ein extrem hoher Punktestand motivieren. Wie eine Pause- und Speicher-Funktion (man kann seinen Game Boy sogar einfach abdrehen und sein aktuelles Spiel später fortsetzen), einen extra hohen Schwierigkeitsgrad, ein Musikstudio, wo man sich die Hintergrundmusik anhören kann, Tipps für die Spiele und ein paar ziemlich geniale Geheimnisse (die man aber besser selber entdecken sollte).

Alles in allem halte ich Game & Watch Gallery 2 für eine perfekte Vereinigung von Nostalgie und Innovation. Die klassischen Versionen erfüllen das Verlangen nach der guten alten Zeit, während die (vergleichsweise) neueren Versionen dem ganzen geschickt einem neuen Reiz verleihen. Wer schon immer auf diese Tricotronic-Spiele neugierig war, oder wer einfach nur kein funktionierendes mehr auftreiben kann, der findet hier eine des besten Möglichkeiten sie wieder aufleben zu lassen.

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