Fish Fillets
für PC (Windows)

Herr M.:
Firma: ALTAR Interactive
Jahr: 1998
Genre: Denkspiel
Thema: Cartoon & Comic / Spionage / Humor / Schifffahrt / Piraten / Mythen und Sagen
Sprache: Čeština, English
Lizenz: Freeware
Aufrufe: 13501
Rezension von Herr M. (28.09.2013)
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„Pozor!“, der haiartige Fisch versucht mich noch zu warnen, aber es ist bereits zu spät. Der Schädel fällt auf seine Goldfisch-Freundin herab und tötet sie. Jetzt heißt es wieder einmal den Level von vorne anfangen und meine Schritte ein wenig sorgfältiger überlegen. Doch bevor ich das tue, will ich mal eine Pause einlegen, um von diesem einzigartigen Denkspiel zu berichten, an dem ich mich derzeit versuche. Dabei handelt es sich im Grunde genommen um eine faszinierende Mischung aus Tetris, Soko-Ban und Boulder Dash. Ach ja, falls man es durch das Eingangszitat noch nicht bemerkt haben sollte: Es ist außerdem ein Spiel einer kleineren, unabhängigen tschechischen Softwareschmiede. Deshalb sprechen die die beiden Fische auf Tschechisch… zum Glück mit multilingualen Untertitel. Das hat doch einen gewissen Reiz, oder? :D

Worum geht es nun in diesem Spiel? Das Ziel liegt darin die beiden Fische durch ein paar Dutzend labyrinthartige Level zu führen. Die Herausforderung liegt dabei in grob wie Tetris-Steine geformten Gegenständen die in den fix vorgegebenen Gängen verstreut liegen, und welche die beiden aus dem Weg schaffen müssen, ehe sie die Ebene verlassen können. Dabei können sie zwar die Blöcke hochheben, schieben, an einem Vorsprung abstellen oder auf ihrem Rücken stapeln. Von herabfallenden Blöcken werden sie jedoch getötet, und es kann vorkommen, dass sie durch falsch platzierte Gegenstände stecken bleiben. Es gibt einen ganzen Satz an Regeln, die alle hervorragend in einem Tutorial erklärt werden, nach denen diese Bewegungen von statten gehen. Und das sorgt für ein paar verflixt knifflige Aufgaben.

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Apropos verflixt knifflig: Wenn das Spiel eine entscheidende Schwäche hat, dann dürfte diese wohl sein Schwierigkeitsgrad sein. Am Anfang wirkt alles noch so einfach. Ein paar Steine aus dem Weg schaffen, sie vielleicht noch in die nächste Lücke werfen und schon ist man fertig. Aber recht bald wird es um einiges schwerer, und die letzten Levels sind so gut wie unschaffbar.

Hauptsächlich liegt das an der nicht gerade intuitiven Logik, welche Bewegungen denn nun zum baldigen Ableben führen, und welche eben nicht. Zum Beispiel kann man normalerweise keine auf einem der Fische gestapelten Steine verschieben, ohne ihn zu töten. Es gibt aber bestimmte, abgewinkelte Steine, bei denen dies in Ausnahmefällen doch geht. Außerdem kann sich der Fisch unter den Steinen selbst frei hin und her bewegen. Weiter kann die kleine Goldfischdame keine stählernen Teile bewegen oder tragen, und trotzdem kann sie Steine bewegen, auf denen solche, für sie unbeweglichen, Objekte drauf stehen. Das Spiel hat aber unbestreitbar eine Logik (nur halt keine besonders nachvollziehbare), an die es sich ohne Zweifel hält. Nur, die Rätsel basieren zu einem recht großen Teil darauf Mittel und Wege zu finden diese etwas abstrakte „Physik“ auszutricksen.

Zusätzlich sind die Level unglaublich überfüllt mit einer Menge an Zeugs, sodass man allzuleicht aus den Augen verliert, was man denn nun wo anpacken sollte. Ärgerlich ist dabei, wie oft man ein kleines Detail am Beginn des Levels übersieht, das einem dann erst ganz am Schluss auffällt, wo es dann als ein einzelner winziger Gegenstand das Vorankommen verhindert. Dieses eine Glasauge, das man ganz am Anfang unachtsam auf den Boden geworfen hat? Man kann sich sicher sein, dass man am Ende des Levels, nachdem man sich mit vorsichtigst seinen Weg durch ein Gewirr aus Unmengen an Teilen gebahnt hat, manche von ihnen vielleicht gar Schritt für Schritt durch die engsten Gänge manövriert hat, in eine von zwei Situationen gerät, in der dieses Ding einem entweder ganz unschuldig den Weg abschneidet, oder man irgendetwas darauf hätte stapeln müssen. Da man nur ein Savegame pro Level hat, heißt dass dann, dass man dieses wieder von ganz vorne anfangen darf, was vielleicht nicht gar so schlimm wäre, wenn die Levels nur ein wenig kürzer wären. Man muss seine Schritte also wirklich sehr genau überlegen… oder sich auf eine Menge Wiederholungen gefasst machen.

Doch als ob es nicht so schon schwer genug wäre, ist auch noch die Steuerung ein wenig schwammig. Das liegt hauptsächlich daran, dass sich die Figuren ein wenig schwerfällig bewegen, so dass die Befehle mit einer gewissen Verzögerung ausgeführt werden. Dazu kommt, dass sie, nachdem sie eine etwas längere Strecke zurückgelegt haben, zu beschleunigen anfangen, und das meistens im denkbar ungünstigsten Moment (z.B.: wenn man kurz davor ist einen Gegenstand zu rammen). Man muss also bei wirklich jedem Schritt sehr genau aufpassen, und stets konzentriert bleiben. Und das gestaltet sich bei einem längeren Level, oder wenn man gerade zum x-ten mal von vorne anfängt und ein wenig die Geduld verliert, mitunter gar nicht so leicht.

Das mag nun alles ein wenig anstrengend klingen, doch obwohl es manchmal mühsam wird, bringt das Beenden eines Levels ein ungemeines Erfolgsgefühl mit sich. Ja, für manche Rätsel braucht man ein wenig länger (vielleicht Tage oder sogar Wochen), aber sobald das Pärchen mit einem fröhlichen „Dobry!“ aus dem Bildschirm huscht, hat man schon das Gefühl, dass es der Mühen wert war. Es mag daran liegen, dass der Schwierigkeitsgrad, trotz all der spielerischen Mängel, fast nie unfair wird, sondern eher wirklich herausfordernd ist. Vielleicht liegt es aber auch am interessanten Leveldesign. Oder es liegt an seinem ganz eigenen, äußerst ungewöhnlichen Stil, mit dieser einzigartigen Atmosphäre.

Es gibt allerlei Kleinigkeiten und nette Extras, die das Spiel recht gelungen abrunden. Manche der Blöcke, die man bewegen muss, haben Animationen, wie eine Krabbe, die ihre Augen rollt und mit den Scheren wackelt. Andere fangen gar zu sprechen oder singen an. Besonders eine Szene ist mir in Erinnerung geblieben, in der plötzlich die Hintergrundmusik aufgehört hat, worauf sich eine paar Wikinger zuerst beschwerten, und dann gar anfingen selbst die Melodie nachzusingen und -pfeifen. Irgendwie sorgen solche Details dafür, dass keine Eintönigkeit aufkommt, da es in jedem Level was neues zu entdecken gibt. Und diejenigen, die scheinbar wiederverwertet werden, erhalten durch eine kleine Änderung in ihrem Aufbau eine völlig neue Wendung, so dass die Lösung ganz anders aussieht, sie sich also ganz anders spielen.

Für ein Denkspiel hat es übrigens auch eine überraschend unterhaltsame Handlung. Es geht darum, dass die beiden Fische irgendwelche Agenten sind, die sich aufmachen ein paar der mysteriösesten Geheimnisse der Menschheitsgeschichte im Alleingang zu lösen. Die Fälle reichen dabei von Atlantis, über Long John Silvers Schatzkiste bis hin zu UFOs (unschwer zu erkennen, dass Akte X damals recht beliebt war). Achja, der Besitzer eines sehr heruntergekommenen Kernkraftwerks (nennen wir ihn Mister B.) möchte außerdem gerne seinen Atommüll in den tiefen des Ozeans endlagern. Obwohl der größere Handlungsbogen jetzt nicht allzu komplex, dafür aber sehr klischebeladen, ist, ist es trotzdem ganz lustig den beiden Fischen beim Plappern zuzuhören, wenn sie sich über die eine oder anderen, in den Levels versteckten, Hinweise auf besagte Geschichte auslassen. Manches davon ist ausgesprochen amüsant (besonders da es obendrein eben auch noch auf tschechisch ist ;) ), obwohl es gelegentlich ein wenig zäh wird, wenn man diese Kommentare wieder und wieder hört.

Apropos: Langsam wird es wieder höchste Zeit das Level neu zu starten. Ich lade jeden mit einem Interesse für Denkspiele und alle Sammler eher ungewöhnlicher Spiele dazu ein, es mir gleich zu tun und diese echte Herausforderung anzunehmen. Im Grunde ist es ein wirklich gelungenes Spiel, dessen Glanz nur durch ein paar dumme Fehler geschmälert wird, weshalb man sich zumindest an den ersten, leichteren Levels versuchen sollte, um zu sehen wieviel Spaß es machen kann diesen beiden Meeresbewohner davor zu bewahren zu Filets verarbeitet zu werden.

PS: Insbesondere würde ich empfehlen sich an der beinahe identischen (jedoch etwas kompatibleren) Portierung Fish Fillets - Next Generation zu versuchen.

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