Bad Machine
für Interpreter (TADS)

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Herr M.:
Firma: Dan Shiovitz
Jahr: 1998
Genre: Adventure, Denkspiel
Thema: Humor / Science Fiction / Einzigartig / Textbasiert
Sprache: English
Lizenz: Freeware
Aufrufe: 29451
Rezension von Herr M. (26.10.2013)
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Versteht man mich jetzt besser? Sehr gut! Wie der Name dieses Textadventures, und der obige Vorgeschmack auf dessen Pseudocode, vielleicht schon andeuten mögen, handelt Bad Machine von einem Roboter namens „Mover 005“, der in einer vollautomatisierten und komplett vernetzten Fabrik ein eigenes Bewusstsein erlangt. Ein wenig überfordert von dieser ungewöhnlichen Situation, heißt es als nun erst mal zu begreifen, was denn überhaupt los ist, und dann zu überlegen was man mit seiner neu gewonnen Freiheit eigentlich anstellen will.

Und damit sind wir schon beim Kern des Spiels: Die einzigartige Syntax, die es zu verstehen und erlernen gilt. Anfangs sieht es noch so aus, als wären bloß die Beschreibungen durch seltsame Codefragmente ersetzt worden. Nach den ersten paar (vermutlich gescheiterten) Befehlen, merkt man aber rasch, dass das ganze noch eine Spur weiter geht. Denn auch der Parser wurde abgewandelt, so dass ein Großteil der herkömmlichen Befehle keine, oder nur eingeschränkte, Wirkung zeigt. Dafür gibt es eine Reihe neuer Anweisungen, die sehr gut zum Navigieren in einer computerisierten Welt passen.

Dazu zählen wichtige Dinge wie das Versenden von bestimmten Signalen (z.B. Anfragen und Bestätigungen) an andere Roboter, ein sehr umfangreicher Index, in dem man die Funktion von allerlei Objekten nachschlagen kann, und das Abfragen und konfigurieren der eigenen Systemeinstellungen. Diese Befehle in Kombination mit der eindeutigen „Prosa“ (die sich teils an die – bei Hax0rn sehr beliebten – l33t-Speak anlehnt) erinnern sehr stark an gewisse Programmiertätigkeiten. Genauer gesagt, hat es sehr viel mit dem Einlesen und Einarbeiten in fremden Quellcode gemein. Gewisse Grundkenntnisse in einer Programmiersprache sind also von Vorteil, wobei das ganze nun auch wieder nicht so komplex wäre, dass es nicht auch ohne ginge.

Der eigentliche Reiz des Spiels liegt dabei nicht nur im Begreifen des Programmier-Kauderwelsch, sondern auch darin, die Grenzen seiner Welt auszuloten, die Mitroboter so weit mit unerwarteten Eingaben zu füttern, bis das (mehr oder weniger) Unerwartete geschieht. Lustigerweise reichen da (wenn man es genau nimmt) die banalsten Sachen aus, um den ein oder anderen Blechkameraden außer Gefecht zu setzen. Aber anders als der Spieler, haben sie eben nicht die Fähigkeit mit Abweichungen von dem vorgegebenen Routinen umzugehen, was zu allerlei Überraschungen führen kann.

Man ist ihnen also intellektuell haushoch überlegen, und das gilt es nach Strich und Faden auszunutzen. Denn was die rein physischen Fähigkeiten anbelangt, zieht man fast immer den kürzeren. Wer nicht aufpasst, oder zu sehr aus der Reihe tanzt, wird nur allzu rasch zerlegt oder reprogrammiert. Und so wird man wohl öfters von vorne anfangen müssen, weil man mal wieder eine Auseinandersetzung mit einem der Ex-Kollegen hatte. Da die Auslöser für solch feindseliges Verhalten nicht immer ganz nachvollziehbar sind, nimmt das teils recht frustrierende Formen an. Dafür macht es aber auch die errungenen Siege um so süßer.

Und gerade die Frage des Sieges ist einer der bemerkenswertesten Aspekte des Spiels. Es ist nämlich gar nicht so leicht zu sagen, wann man gewonnen hat, was denn nun das eigentliche Ziel sein soll. Am Anfang ist es sicher das Rätseln, der Versuch zu verstehen, was denn überhaupt los ist. Dann geht man über in eine Phase des Experimentierens. Man probiert die neuen Befehle aus, schaut was sie so bewirken. Wenn man dann ein Gefühl für seine Fähigkeiten entwickelt hat, kann man sich an das Erkunden machen, seine Umgebung erforschen. Und das alles führt zu der alles entscheidenden Frage: Was hält man für das beste Ende? Meiner Ansicht nach, ist es nämlich nicht so klar, dass das unbedingt jenes ist, das am schwersten zu erreichen ist.

Nicht nur, dass da jede Menge Metaphern auf das menschliche Leben enthalten sind, es stellen sich auch recht wichtige Fragen wie: Was will man mit seiner Freiheit eigentlich anfangen? Wie weit würde man dafür gehen? Will man sie denn überhaupt? Kann die Maschine in einer solch amoralischen Welt wirklich „bad“ sein? Oder haben diese Roboter doch ihre eigene Moral? Gibt es Parallelen zu den Regeln unserer menschlichen Gesellschaft? Mag sein, dass ich da ein wenig zu viel in ein einfaches Textadventure hineininterpretiere, aber man kommt bei diesem Spiel durchaus ins Grübeln. Vor allem weil Bad Machine den Anstand hat, einem keine eindeutigen Antworten vorzukauen, sondern einem das Denken selbst zu überlassen.

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