Lode Runner
für Atari 400/800

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Mr Creosote:Besucherwertung:
6/6
Firma: Brøderbund
Jahr: 1983
Genre: Action, Denkspiel
Thema: Abstrakt
Sprache: English
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 15389
Rezension von Mr Creosote (02.11.2013)
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Damals™ waren Computerspiele sehr stark von dem beeinflusst, was so in den Spielhallen abging. Das ist in etwa so halb richtig für Lode Runner. Im Zentrum des Spielkonzepts steht eine kleine Figur, die über Plattformen, die über Leitern verbunden sind, rennt. Sie sammelt dabei Schätze ein und meidet idealerweise körperlichen Kontakt mit den Bösewichten (den Bungelings). Dieses Spielkonzept hätte glatt aus einem Spielautomaten stammen können.

Was dieses Spiel auszeichnet, ist primär seine Größe: Es gibt eine riesige Menge Levels, das Spiel geht also immer weiter und weiter. Nichts besonderes? Normalerweise lief das zu der Zeit allerdings so, dass die Spiele einfach in einer Endlosschleife liefen, d.h. die Levels wiederholten sich, liefen dabei dann aber, um es schwieriger zu machen, jedesmal schneller ab. So etwas ist hier nicht nötig: Die Levels sind allesamt Handarbeit und nur sehr wenige Menschen können mit gutem Gewissen behaupten, wirklich alle gesehen zu haben!

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Hinter der Jump'n'Run-Ästhetik Lode Runners steckt in jedem Level eine kleine Denksportaufgabe. Die Schätze, die der Spieler alle erwischen muss, damit die rettende Leiter erscheint, sind über den gesamten Bildschirm verteilt und es gilt, sich schnell einen Überblick über mögliche Routen, inklusive verbindender Leitern und horizontaler Hangelstangen, zu verschaffen. Dabei darf man auch niemals die Möglichkeit, todesverachtende Sprünge in die Tiefe zu wagen, außer Acht lassen. Noch komplexer wird die Sache dadurch, dass auch die Bungelings die Fähigkeit besitzen, sich herrenlos herumliegende Schätze zu schnappen: Nur indem man sie fies überfällt und ihnen ihre Besitztümer entreißt, kann man dann überhaupt das Level noch gewinnen. Oder man könnte es auch andersherum interpretieren: Als erfahrener Spieler kann man das so ausnutzen, dass einem die Bungelings die Schätze aus sonst nur schwer zugänglichen Regionen frei Haus liefern.

Dazu ist die einzige „Waffe“ notwendig, die der Spieler mit sich führt: Eine Art überdimensionierter Lötkolben (?), mit dem man Löcher in die Plattformen fräsen kann. Darin können Gegner temporär eingefangen werden (so dass sie ihre Schätze verlieren und der Spieler einfach gefahrlos über sie hinweglaufen kann) oder es entstehen sogar neue Wege durch das Level (da der Spieler auch, wie erwähnt, durch sie herunterspringen kann). Das gezielte Graben solcher Löcer ist häufig essentiell zur Lösung des Levels. Allerdings füllen sich Löcher nach wenigen Sekunden automatisch wieder auf und in einige Untergrundtypen kann man überhaupt nicht eindringen.

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Der Spaß hängt damit primär vom Leveldesign ab. Klar, nicht alle sind geniale Meisterwerke, aber die durchschnittliche Qualität ist schon ziemlich gut. Das Spiel beginnt vorsichtig mit simplen Layouts, die erstmal die grundlegenden Spielkonzepte einführen, und es steigert sich dann langsam zu trickreicheren Aufgaben – wobei die beweglichen Gegner sogar noch für einen zusätzlichen dynamischen Unsicherheitsfaktor sorgen.

Von historischem Interesse ist sicher, dass schließlich sogar doch noch ein Spielautomat aus Lode Runner gemacht wurde. Damit ist es eines der wenigen Spiele, die in der Gegenrichtung der üblichen Einbahnstraße portiert wurden. Zahlreiche Nachfolger und „Neuinterpretationen“ folgten und es existiert immer noch eine einigermaßen aktive, eingeschworene Gemeinschaft, die bis heute neue Levels produziert. Keiner der späteren Versionen ist es jedoch gelungen, das grundlegende Spielkonzept in wirklich entscheidender Weise zu erweitern. Was mal wieder zeigt, das die simpelsten Ideen manchmal zu etwas werden können, das so überhaupt nicht trivial ist.

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