Golden Axe
für Amiga (OCS/ECS)
Auch verfügbar für: PC (DOS)

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Herr M.:Mr Creosote:Gesamt:
3/6
Besucherwertung:
3.4/6
Firma: Sega
Jahr: 1990
Genre: Action
Thema: Kämpfen / Multiplayer / Schwerter & Magie
Sprache: English
Lizenz: Kommerziell
Aufrufe: 11177
Rezension von Mr Creosote, Herr M. (05.04.2014)
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[Herr M.] Mord und Totschlag regieren das Land: Der üble Death Adder überzieht das Königreich mit Krieg und hat dadurch eine Menge Leute auf dem Gewissen. Zu den zahlreichen Opfern zählt auch die Verwandtschaft von drei großen Helden, die, spätestens nachdem auch noch ihr bester Freund direkt vor ihren eigenen Augen erschlagen wird, Rache schwören.

[Mr Creosote] Also der übliche Vorwand dafür, dass spielergesteuerte Muskelprotze Bösewichte vermöbeln. So richtig im Spiel wird das alles aber auch gar nicht kommuniziert, oder?

[Herr M.] Nein, nicht wirklich, die paar Sprechblasen die im Spiel auftauchen sind eher minimalistisch und recht viel tiefer als das oben beschriebene wird es dann auch nicht mehr. Keinerlei überraschende Wendungen, keine tiefgründigen philosophischen Gedanken… aber wie du so schön sagst: Es halt einfach nur ein Vorwand.

Wähle deinen Champion!

[Mr Creosote] Wobei sich ja dann tatsächlich höchstens zwei der drei Helden auf den Weg machen. Was mal wieder vor Unlogik schreit, aber natürlich mit der limitierten Spielmechanik zusammenhängt: Auf mehr als zwei Spieler ist man halt nicht vorbereitet.

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Gut gewählt

[Herr M.] Das liegt sicher auch an technischen Beschränkungen. Unter anderem wird es selbst bei zwei Spielern recht voll, insbesondere wenn man die Horden an Gegnern bedenkt, die es zu erledigen gilt.

[Mr Creosote] Und vor dem Spielautomaten wäre es für mehr als zwei Personen auch reichlich eng geworden. So muss man also eine schwierige Wahl treffen zwischen dem „Barbaren“, dem „Zwerg“ und der „Amazone“. Ob letztere wohl jemals schon gespielt wurde, wenn man bedenkt, dass 100% der Spieler männlichen Geschlechts sind?

[Herr M.] Witzig, dass du das so sagst, denn ich habe dieses Spiel zusammen mit meiner Schwester wohl regelrecht zu Tode gespielt, und sie hat tatsächlich des öfteren die Amazone gespielt. Ich denke aber, dass man sie auch als Mann spielen kann, immerhin verfügt sie über die stärksten Zaubersprüche, und je nach der gespielten Version, die zweitbeste Attacke.

[Mr Creosote] Ach, es gibt tatsächlich ernsthafte Unterschiede zwischen den Charakteren außer dem Sprite? Ist mir ehrlich gesagt nie aufgefallen.

[Herr M.] Nun, wie bereits angedeutet haben die drei Figuren unterschiedliche Magie- und Kampfeigenschaften. Vom Zwerg zur Amazone nimmt die Kamfpkraft ab und die Stärke der Zauber zu. Die Unterschiede sind allerdings zugegebenermaßen nicht allzu ausgeprägt, außer dass der Rundumschlag des Zwergs schon ganz praktisch ist und ein magischer Angriff der Kämpferin, bei voller Magieleiste, selbst Endgegnern schwer zusetzen kann.

Attacke!

[Mr Creosote] OK, die verschiedenen magischen Angriffe kannte ich, die meisten physischen Schlagvarianten sind aber doch ehrlich gesagt nur rein grafisch-animationstechnischer Natur, oder? Wenn man einfach wild den einzigen Feuerknopf drückt, wie man es in der Hitze des Gefechts so tut, dann vollführt die eigene Figur ja schon immer wieder unterschiedliche Angriffsmaneuver – was insbesondere auf Standbildern dann toll aussieht, aber spielerisch doch keine Bedeutung hat.

[Herr M.] Der einzelne Feuerknopf macht das wirklich ein wenig schwierig zu beurteilen, vor allem weil man erst runter halten und dann „Zuschlagen“ muss um zu springen. Für eine Sprungattacke wird das dann noch komplizierter: Runter und Feuerknopf gleichzeitig, Joystick schnell wieder in die Neutralposition und dann noch den Feuerknopf drücken. Viel umständlicher geht es kaum mehr. Das ist allerdings eine Spezialität der Amiga-Version, die leider sehr zu Kosten der Spielbarkeit geht.

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Immer schön weiter schwingen!

[Mr Creosote] Na ja, das mit dem Springen liegt ja auch daran, dass die Welt vorsichtig dreidimensional gestaltet ist, also zumindest ein wenig Tiefe hat, in die man „hineinlaufen“ kann (Joystick nach oben). Wie viele Feuerknöpfe hatte denn der Spielautomat?

[Herr M.] Beim Automaten hat man je eine Angriffs-, Sprung- und Zaubertaste. Sprungattacken erwähne ich deswegen so explizit, weil damit Gegner zu Boden werfen kann, und sie damit normalerweise das beste Mittel sind um sich mehrere davon auf einmal vom Leib zu halten. Daneben gibt es noch das normale zuschlagen, was aber nur Gegner direkt vor einem trifft und Rammangriffe, die auf kürzere Distanzen eher schwer durchzuführen sind.

[Mr Creosote] OK, aber das bestätigt ja dann meine Vermutung bzgl. der regulären Angriffe: Die sehen zwar immer mal wieder unterschiedlich aus, aber einen unterschiedlichen Effekt hat es nicht, ob man dem Gegner das Schwert nun auf den Kopf oder in die Seite rammt. Einzig das Hochheben und Wegwerfen ist natürlich etwas anders, aber auch das hat man ja nicht aktiv unter Kontrolle, wann der eigene Charakter das nun durchführt. Größtenteils sind die Kampftechniken also doch nur grafische Makulatur.

[Herr M.] Größtenteils ja, aber die Axt des Zwergs trifft dadurch, dass sie einfach ein größerer Sprite ist, wesentlich leichter als die Schwerter der anderen und die Schlagfolgen haben leichte Unterschiede. Grundsätzlich spielen sich die drei Figuren aber sehr ähnlich, was sicher auch am völligen Fehlen individueller Spezialattacken liegen mag.

Mit Zauberstab und Reitgerte

[Mr Creosote] Bleibt der Unterschied in der Magie: Je mächtiger die Magieattacke, desto mehr Mana benötigt sie allerdings auch – so dass man auch hier eigentlich keinen klaren Favoriten ausmachen kann.

[Herr M.] Bei der Magie kommt es auch ein wenig auf den aktuellen Level an, wie effektiv diese ist. Die kleinen blauen Kerle, die man treten muss, damit sie Manapunkte ausspucken, tauchen ja in unterschiedlicher Zahl auf, so dass man mal mehr, mal weniger zur Verfügung hat. Ich würde fast sagen, dass da der Barbar die Nase vorne hat, weil er weder allzu schnell überfüllt ist, noch ewig sparen muss, bis er den stärksten Zauber sprechen kann.

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Die gute alte Blitzattacke

[Mr Creosote] Ist ja letztlich meist bei solcherlei Spielen so, dass der „Allrounder“ sich als erste Wahl erweist. Aber wir haben's ja gesagt: Weltbewegend sind die Unterschiede nicht.

Spielentscheidender können dagegen schon die Reittiere sein.

[Herr M.] Stimmt, ob man nun auf dem seltsamen Hühnerwesen oder auf einem der Drachen sitzt, man erhält durch deren stärkere und oft auch weiter reichende Attacken einen erheblichen Vorteil. So sehr sogar, dass man diese fast als unentbehrlich bezeichnen sollte. Ganz abgesehen davon, dass wenn die Gegner auf einem solchen daher kommen, man tunlichst darauf achten sollte, sie so schnell wie möglich davon runter zu befördern.

[Mr Creosote] Nicht zu vergessen hat man, wenn man auf einem Tier reitet, sozusagen einen zusätzlichen Hitpoint, weil die Gegner einen da ja erstmal wieder runterholen müssen. Bis hierhin war das ja alles recht gewöhnlich, aber dieses Feature ist schon etwas Besonderes: eine viel stärkere Interaktion mit den Gegnern, als wenn sie einfach nur Boni fallenlassen würden beim Ableben (wie sonst üblich).

Nachteilig ist jedoch, dass es außer den Tieren keine austauschbaren Extrawaffen aufzusammeln gibt.

[Herr M.] Es führt schon mal zu ganz schönen Rangeleien um die Oberhand über diese Viecher, fast sind dabei Ansätze von so etwas wie Taktik erkennbar. Dass es sonst keine Zusatzwaffen gibt finde ich aber in Anbetracht der Kürze des Spiels durchaus vertretbar. Und immerhin gibt es ja drei solcher Tiere.

Inhalt und Verpackung

[Mr Creosote] Apropos Kürze: Die fünf Level sind nicht nur recht kurz, sondern auch verhältnismäßig einfach geraten, oder? Insbesondere für Spielhallenverhältnisse – da konnte man für eine Münze schon recht lange spielen!

[Herr M.] Dafür kann man aber eben gleich noch ein Spiel anfangen. Und Death Adder selbst in Begleitung seiner beinahe unsterblichen Skelette ist schon ein wenig ein Münzenfresser. Außerdem wären da noch ein paar fiese Abgründe, wo man beim Absturz sofort ein Leben verliert, was bei der eher ungelenken Sprungmechanik des Amiga durchaus nicht so unwahrscheinlich ist.

[Mr Creosote] Oh, ja, in unserer gemeinsamen Spielsession habe ich mein erstes Leben ja genau dadurch verloren, dass ich einfach mal in einen Abgrund gelaufen bin. War etwas ärgerlich. Aber immerhin ist das Vordringen zum Endgegner echt ganz gut machbar. Klar, dass dieses Spiel beliebt war, im Vergleich mit den zahllosen völlig unfairen Konkurrenzprodukten!

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Schön gezeichnete Karte

[Herr M.] Das und die Grafik, die wie immer eine Frage des Geschmacks ist, aber mir persönlich unheimlich gut gefällt. Die wild wuchernden Wälder, die verlassenen Dörfer und der Palast samt der Figuren die sich darin tummeln finde ich ungemein gelungen.

[Mr Creosote] Die Grafik kommt meines Erachtens auch in dieser Amigaversion recht gut rüber: Die starke Schattierung der Figuren ist beibehalten worden, die eher gedeckten Farben des Originals sind allerdings etwas poppiger.

[Herr M.] Das Figurendesign selbst schwankt so ein wenig zwischen ernst und lustig (man denke etwa nur an dieses Hühnchen als Reittier), was gut zum eher leichten Gehalt des Spiels passt. Gut finde ich auch den Kontrast zu den schwereren (Zwischen)Endgegnern, die eher martialisch daher kommen.

[Mr Creosote] Die Musik hat's teilweise ja auch in sich. Passt auf jeden Fall, unabhängig von Geschmacksfragen, gut ins Genre.

[Herr M.] Ja, die Melodien heizen ordentlich ein. Mein Kompliment an den Komponisten: Die klangen nämlich selbst mit dem PC-Speaker absolut genial. Beim soundtechnisch weit überlegenen Amiga sind sie natürlich gleich nochmal um Ecken besser.

[Mr Creosote] Etwas schade ist dagegen vergleichsweise, dass diese Amigaversion direkt vom Spielhallenoriginal abstammt, was Spielmodi und -umfang angeht. Das Extralevel der Mega-Drive-Version fehlt ebenso wie der Duellmodus.

[Herr M.] Dafür hat man aber auch das lustige Originalende, das zumindest über das Fehlen des Extralevels, der dann nur in Text ausklingt und ohnehin nicht so spannend ist, hinwegtröstet. Die wichtigsten Sachen sind also vorhanden.

Jenseits der Nostalgie

[Mr Creosote] Das Original-Feeling kommt auf jeden Fall rüber. Wie gut findest du es denn heutzutage noch?

[Herr M.] Auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: Mir fehlt hier einfach eine eigene Sprungtaste. So interessant diese Variante auch ist, es nimmt dem Spiel schon einiges. Golden Axe selbst (in all seinen Portierungen und Varianten) spiele ich nach all den Jahren fast immer noch so gerne wie anno dazumals, als ich mich das erste mal durchgekämpft habe. Es schaut gut aus, klingt hervorragend und hat einen schlichten aber dennoch dynamischen Spielfluss, der sich meiner Ansicht nach immer noch sehen lassen kann.

[Mr Creosote] Ganz so anschließen kann ich mich dem nicht. An Grafik, Sound und sogar Steuerung finde ich nichts zu meckern. Früher habe ich es auch ganz gerne gespielt, aber zu meinen großen Favoriten gehörte es ehrlich gesagt schon damals nicht. Heute… puh, ist schon sehr beschränkt, finde ich! Die Tiere sind ein nettes Spielelement und ebenso gefällt mir, dass man zumindest etwas Acht geben muss, da man sich auch versehentlich gegenseitig verletzen kann. Aber sonst ist es schon ein sehr müdes Spielprinzip.

[Herr M.] Mag sein, dass es nicht gerade das anpruchsvollste Spiel ist (wobei ja schon das typische 2D-Prügelspiel jetzt nicht so sonderlich komplex ist), aber kurzzeitig finde ich es schon immer wieder unterhaltsam. Vor allem weil man beim gedankenverlorenen Durchkämpfen so herrlich abschalten kann.

[Mr Creosote] Zugegeben richten sich meine Einwände mehr gegen das Genre an sich als gegen das konkrete Spiel, aber der geringe Umfang verstärkt meine generellen Vorurteile hier auch nochmal: Die Levels sind letztlich alle gleich, die Gegner ebenfalls. Sie verfolgen keine verschiedenen Taktiken, die Umgebung kann auch nicht genutzt werden. Die scheinbaren Unterschiede sind immer nur oberflächlich, d.h. rein grafischer Natur. Das widerstrebt mir schon irgendwie – ein Skelett soll sich verdammt nochmal anders verhalten als eine Drachenreiterin!

[Herr M.] Gerade diese beiden verhalten sich aber doch zumindest ein wenig unterschiedlich: Die Drachenreiterinnen springen nämlich nie, und die Skelette beinahe andauernd. Aber ja, ich denke ich weiß worauf die hinaus willst: Im Grunde rennen sie immer direkt auf einem zu und machen ihre Attacken. Wenn man dem Genre nicht völlig abgeneigt ist, wäre da vielleicht eher eine der Fortsetzungen empfehlenswert, da diese allesamt länger sind, etwas abwechslungsreicheren Gegnern haben (die sich tatsächlich ein wenig unterschiedlich verhalten) und einem manchmal sogar unterschiedliche Routen aussuchen lassen.

[Mr Creosote] Also ich will's abschließend mal so sagen: Es ist schon nachvollziehbar, dass das Spiel seine Fangemeinde hat. Es ist zweifellos gut gemacht. Zu zweit kann man sich da ruhig mal eine halbe Stunde vorsetzen (länger dauert's eh nicht). Alleine würde ich es aber ehrlich gesagt nicht mehr anfassen wollen.

[Herr M.] Es profitiert auf alle Fälle von einem Mitstreiter, der ein wenig Unvorhersehbarkeit und fast auch ein wenig mehr Spieltiefe mit sich bringt. Ansonsten ist es ganz einfach das, was auf der Packung (mehr oder weniger) draufsteht: Ein ganz klassisches Prügelspiel.

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