Um eine „Killer Application“ zu werden, muss man etwas bieten, das idealerweise vorher einfach nicht möglich gewesen wäre. Rebel Assault kann für sich zweifellos in Anspruch nehmen, eines der drei Spiele zu sein, die CD-ROM-Laufwerken zu ihrem großen Durchbruch verhalfen. Seine Mischung aus kleinen Clips aus den Originalfilmen und qualitativ hochwertigen, neuberechneten Szenen… „ähnlicher“ Art, war vorher in diesem Maße tatsächlich ungekannt gewesen. Dabei war es gar nicht das erste große Krieg-der-Sterne-Spiel des Jahrzehnts gewesen. X-Wing war ihm etwa 9 Monate zuvorgekommen. Doch auch wenn es die Fachpresse beeindruckt hatte und zu einem relativen Bestseller geworden war, hatte es doch nicht die große Massenwirkung von Rebel Assault erreicht, das wohl einfach dem „Feeling“ der allgemein geliebten Filme näher kam.
Wie war das also mit dem „Feeling“? Das Spiel erzählt im Prinzip einfach die Filmgeschichte nach, allerdings zugegeben reduziert auf ein paar zentrale Actionszenen: Ein junger Mann schließt sich den Rebellen an, verdient sich als Raumschiffpilot seine Sporen und zerstört schließlich den schrecklichen Todesstern. Es ist zu hoffen, dass das als Alternativversion zu den Filmen gemeint war, anstatt als Nachfolger, denn wie dumm müsste dieses Imperium denn wohl sein, dass es einfach den gleichen Todesstern inklusive des offensichtlichen Designfehlers des Lüftungsschafts, durch den man das gesamte Schiff zerstören kann, nochmal baut? Sinn ergibt das überhaupt nicht, aber andererseits sind dies natürlich genau die Szenen, die die Fans nachspielen – oder „miterleben“ – wollen.
Nun haben Massenwirkung und der Status als Killerapplikation aber auch eine mindestens dunkelgraue Seite: Die Massen lassen sich nur begeistern, wenn ein Spiel simpel genug ist, intuitiv verstanden zu werden. Konsequenterweise reduziert Rebel Assault deshalb die Interaktion auf das geringstvorstellbare Minimum. Es ordnet sich in ein Genre ein, das man normalerweise in den Spielhallen verortet – das Ballerspiel auf Schienen. Es hätte wohl niemanden überrascht, wenn in der Packung noch eine Lichtpistole gelegen hätte.
Beinahe alle 15 Szenen drehen sich darum, dass ein Schiff sich beinahe vollautomatisch über den Bildschirm bewegt, während der Spieler verzweifelt versucht, mit seinem Fadenkreuz unvorhersehbar über den Bildschirm zuckende Ziele anzupeilen und möglichst hochfrequent den Feuerknopf zu malträtieren. Über das Schiff selbst hat man nur wenig Kontrolle, trotzdem soll man durchaus immer mal wieder Hindernissen ausweichen. Doch wenn das Spiel entscheidet, dass eine Linksdrehung weg vom heranrauschenden Asteroiden nicht möglich ist, dann ist sie nun mal nicht möglich. Ganz ähnlich läuft es bei Angriffen auf stationäre (oder quasi-stationäre, d.h. riesige Schiffe) Ziele, bei denen man den ebenfalls keine Wahl hat, aus welchem Winkel man den Anflug wagt, wie schnell man sich nähert usw. Man könnte beinahe sagen, dass das Spiel einen nicht gerade in den Pilotensitz hineinversetzt.
Was war es denn dann stattdessen, das die Leute in Massen die Geschäfte stürmen ließ? Es war das „Multimedia“-Zauberwort: die Originalmusik, die aus den Lautsprechern tönte, während vorgerenderte Grafik weich über den Bildschirm floss. Nur dass jene Grafik natürlich nicht sonderlich gut gealtert ist. Fairerweise muss man erwähnen, dass Rebel Assault auch die erste Generation spezialisierter 3D-Grafikkarten unterstützte, die alles schon etwas weicher aussehen ließen, als man es mit den heutzutage üblichen Emulatoren oder auf Screenshots zu Gesicht bekommt. Doch was einem vorgesetzt wird ist und bleibt trotzdem ein recht geschmackloser Mix aus ganz nett gerenderten Objekten und seltsam verwaschenen Hintergründen, der einem praktisch keinerlei Gefühl für Tiefe und Perspektive vermittelt – was sich sogar spielerisch das ein oder andere Mal als ernsthaftes Hindernis entpuppt. Animationen gibt es sogar praktisch überhaupt nicht; stattdessen werden die Objekte einfach starr über den Bildschirm geschoben. Und wenn dann doch mal etwas ausnahmsweise animiert wird, wie beispielsweise in der einsamen Mission zu Fuß, dann sieht das schon extrem steif aus.
Das alles darf man nun nicht falsch verstehen – das Spiel war schon zu Recht ein Bestseller. Es hat zu Recht den Ruf des Bahnbrechenden. Es wird zu Recht auch heute noch als Klassiker angesehen. Doch genauso muss man eingestehen, dass all diese Gründe historischer Natur sind. Es handelt sich um das historisch vielleicht am wenigsten zeitlose Spiel. In diesem Sinne ist es damit praktisch das Gegenteil von X-Wing, wenn man es sich mal genauer durch den Kopf gehen lässt.
Kommentare (4) [Kommentar schreiben]
Ich kannte jahrelang nur den zweiten Teil, den ich mal einen Schulkollegen abgekauft hatte, und fand den eigentlich gar nicht so verkehrt. Es war kein Tie-Fighter, so viel stand fest, aber die Filmsequenzen waren (damals) wirklich großartig und der Schwierigkeitsgrad gerade richtig: Nicht zu schwer und nicht zu leicht.
Irgendwann habe ich mir dann eine Sammlung von Star Wars Lucasarts Spielen gekauft, die drei Spiele enthalten hat: X-Wing Collectors Edition (großartig, konnte aber dennoch nicht ganz mit Tie-Fighter mithalten), Star Wars Screensaver (solala, im Grunde ganz lustig, aber absolute Zeitverschwendung) und eben dieses Spiel hier: Rebel Assault.
Ich hatte wirklich hohe Erwartungen an diesen Teil, weil mir die Fortsetzung so gefallen hatte… zu blöd nur, dass man bei all den FMVs vergessen hat, dass es auch eines Spiels und vor allem soetwas wie einer Balance bedarf. Es ist mir ein Rätsel, wie man das ganze ohne Cheaten durchspielen soll, Teile davon sind so unsagbar schwer und unfair, dass man nur mit der ödesten Methode überhaupt durchkommt: Stures auswendig lernen. Und so toll die Grafiken irgendwann mal gewesen sein mögen, so kenne ich nur wenige Spiele, die so furchtbar gealtert sind wie dieses hier.
Von den erwähnten Plotschwächen möchte ich lieber mal schweigen…
Ich kann also allem was oben gesagt wurde nur voll und ganz zustimmen. Das einzige was ich mir vielleicht wünschen würde, wäre Rebel Assault bei seiner Veröffentlichung miterlebt zu haben (an mir ist es damals nämlich völlig vorbei gegangen), um zu verstehen wovon da manche Leute schwärmen.
Moin,
obwohl ich riesen X-Wing und später auch Tie-Figher Spieler und Fan war/bin, konnte mich Rebel Assault nie wirklich begeistern.
OK ich habe es nicht kurz nach Erscheinen sondern ein paar Jahre Später auf so einem "Bestseller Heft" gekauft und dann auch gespielt aber weit gekommmen bin ich bei dem Spiel nicht.
Das lag nicht nur am Schwierigkeitsgrad sondern auch an der Motivation. Ich hatte mir beim Kauf etwas in der Art von X-Wing vor Augen aber Rebel Assault war mir zu frustig und zu langweilig. Man Flog auf vorgegebenen Wegen und konnte grade mal ein paar Zentimeter in seiner Bewegunsrinne hin und her schwenken - das höchste der gefühle war mal ne Kreuzung wo man sich für den linken oder rechten Weg entscheiden konnte. Man konnte sonst auch nix machen - keine Energie verteilen, zurückfliegen, etc. Es ging immer gerade aus und man mußte aufpassen nirgendwo gegen zu stoßen.
Ein typischer Grafikblender.
1 von 6 Punkten passt daher genau - volle Übereinstimmung Meinerseits.