Helicopter Mission
für Amiga (OCS/ECS)

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Mr Creosote:
Firma: Rauser Advertainment
Jahr: 1993
Genre: Simulation, Action
Thema: Fliegen / Werbespiel / Krieg
Sprache: Deutsch
Lizenz: Freeware
Aufrufe: 23870
Rezension von Mr Creosote (07.12.2003)
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Für Werbespiele hatte ich schon immer eine Schwäche. Mit ironischer Distanz sind sie meist extrem witzig: Unfreiwillige Komik en masse. Die spießigsten Firmen versuchen, ihre angestaubten Produkte krampfhaft jugendlichen schmackhaft zu machen. Dazu sind dann irgendwelche Verrenkungen nötig. Rheumamedizin wird zum hippen Antipickelmittel, Politiker zu Bravo-kompatiblen Popstars. Oder aber das beworbene Produkt wird gleich ganz totgeschwiegen. Köstlich!

Manchmal geht es dann aber doch zu weit. Irgendein Aldi-Billigplastikteil ist ja harmlos. Politische Propaganda größtenteils einfach nur lächerlich. Aber den institutionalisierten Mord auf positive Weise an Jugendliche und Kinder heranzutragen? Zum Kotzen!

Und genau darum geht es in Helicopter Mission. Geworben wird hier für die Bundeswehr, die ja, wie allgemein bekannt ist, nach der „US Army“ der weltweite Friedensbringer Nr. 2 ist. Doch das ist noch eine relativ aktuelle Entwicklung, die 1992 ihren Anfang nahm. In diesem Jahr kam es nämlich zum ersten sogenannten „Out of Area“ - Einsatz der Bundeswehr überhaupt; deutsche Soldaten wurden nach Somalia (kennt keiner mehr) geschickt. Natürlich zu rein „humanitären“ Zwecken.

Daraus besteht dann auch das Spiel: Man fliegt in Playmobilhubschraubern durch blühende Landschaften, sammelt kleine, hilflose und selbstverständlich unbewaffnete Soldaten ein, wirft kleine unbewaffnete Fallschirmspringer und (als Almosen an wilden Urwaldmenschen) Nahrungsreste ab.

Doch damit nicht genug! Zwischen den „Missionen“ bekommt man schonmal einen Vorgeschmack auf die Musterung: Unter vorgeschobener Illusion der freien Auswahl darf man schon in ihrer Formulierung eindeutige Fragen beantworten, nur um dann bei Wahl der „falschen“ Option ausführlich die einzige Wahrheit eingetrichtert zu bekommen.

Während sehr Willensstarke Menschen bei den Ausführungen „warum wir weiterhin Streitkräfte brauchen“ ihren Brechreiz noch knapp unterdrücken können, wird es spätestens bei der Auswahl zwischen einem Copiloten oder einer Copilotin unerträglich: Wählt man die letztere (explizit vom Spiel angebotene) Variante, folgt ein (laaaanger) Text im beleidigten Tonfall, des Inhalts, dass Frauen selbstverständlich draußen bleiben müssen, und automatisch schwingt doch der glatzköpfige Supermacho seine Springerstiefel ins Cockpit.

Am schlimmsten an diesem (spielerisch nebenbei bemerkt vollkommen misslungenen) Machwerk ist aber trotz allem die eklige Verharmlosung des Krieges. Digitales Morden ist zweifelhaft genug, aber vorzugaukeln, es gäbe einen Krieg, ohne dass auch nur ein einziger Schuss fällt und ein einziges menschliches Wesen zu Schaden kommt, ist schon eine gefährlich-propagandistische Lüge!

Mittlerweile hat die Realität Helicopter Mission (wie allgemein bekannt ist) natürlich (?) schon längst überholt. „Helicopter Mission 2“ würde dann wahrscheinlich von „chirurgischen Schlägen“ ohne „Kollateralschäden“ in „Schurkenstaaten“ der „Achse des Bösen“ handeln. Andererseits.... gibt es ja schon - bei „unseren“ „amerikanischen“ „Verbündeten“. Kotz!

Kommentare (2) [Kommentar schreiben]

Josh:
Wo ist bei dieser Rezension der Danke-Button...???
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