Alien Bash II

Firmen:
Glen Cumming / Myles Jeffery
Jahr:
1995
System:
Amiga (OCS)
Genre:
Action
Tag:
Science Fiction
Sprache:
Englisch
Mittlere Wertung:
4/5

Meinung damals

Wer also blubbernde Luftblasen, liebevoll animierte Blumen, Schnee und Regen sowie phantasievolle Gegner sehen und eine Titelmusik, etwas Sprachausgabe plus jede Menge knackiger Sound-FX hören will, während er intelligente Action-Probleme löst, der ist hier bestens aufgehoben.

Richard Löwenstein, Amiga Joker 06/96 

Bericht von Mr Creosote (01.02.2014) – Amiga (OCS)

In der Heimcomputer-Ära gab es zahllose frei verfügbare Spiele, die, da das Konzept „Spyware“ praktisch noch nicht erfunden war, tatsächlich ohne späteres böses Erwachen gespielt werden konnten. Natürlich waren die meisten dieser Spiele aber recht unspektakulär und damit nicht notwendigerweise besonders spielenswert. Ein gutes Beispiel: das erste Alien Bash, ein akzeptabel gemachtes, aber eben kaum bemerkenswertes Ballerspiel, das auf den Decks eines Alienraumschiffes spielte. Das Vorbild Alien Breed wurde für Alien Bash II dann mit Chaos Engine ersetzt.

D.h. zumindest visuell. Der grafische Stil erinnert sofort an den genreprägenden Klassiker der Bitmap Brothers. Ebenso der Schauplatz, mit seinen plötzlich auftauchenden Monsterhöhlen, verschwindenden Wänden und zumindest ein paar (scheinbar) pneumatischen Maschinen, die zischen und pfeifen. Nicht, dass das zu einem wirklich Plot reichen würde – fiese Aliens fallen auf den Planeten ein und der Held muss ihnen allein gegenübertreten. Wie die Autoren selbst zugeben: „Yeah ok so its a routine plot“. Doch auch Chaos Engine war diesbezüglich ja ehrlich gesagt nicht viel einfallsreicher.

Interessanter wird’s bei der Umsetzung des Spielprinzips. An einer Stelle fällt einem sogar eine entscheidende Verbesserung ist Auge: Das Spiel erlaubt es einem, per F-Tasten zwischen drei verschiedenen Steuerungsvarianten zu wählen, wobei es die voreingestellte erlaubt, sich auf der Stelle zu drehen während man schießt. Auch die Extrawaffen, die man entweder aufsammeln oder zwischen den Levels kaufen kann, sind ziemlich hilfreich, insbesondere gegen die Endbosse (die es ja in CE überhaupt nicht gibt).

Gleichzeitig sind diese Levelendkämpfe allerdings auch der beste Beleg dafür, was professionell entwickelte Spiele gegenüber kostenlosen doch immer voraus haben werden: die Verfügbarkeit von Entwicklungszeit. Jeder „Levelboss“ ist immer wieder der gleiche – diese riesige feuerballschießende Maschine. Es gibt acht Levels, also eine nicht unbeachtliche Gesamtzahl, aber mit der Anzahl der Pfade und Geheimnisse, mit der man in dem kommerziellen Spiel verwöhnt wurde, können sie nicht mal ansatzweise mithalten. Nicht zuletzt finden auch alle Levels in der gleichen Grafik statt, die nur mit zwei oder drei Wetterbefindlichkeiten überlagert wird. Und so geht es weiter: die immer gleichen Gegner, der fehlende Zweispielermodus…

Was man darüber hinaus nicht unterschätzen sollte: CE war eines der ersten „Multimedia“-Spiele in dem Sinne, dass es audiovisuelle Effekte aufeinander abstimmte. Der hervorragende Soundtrack und die perfekt platzierten, professionell eingesprochenen Sprachschnippsel trugen eine Menge zum Gesamterlebnis bei. Alien Bash II hat eine ganz nette Titelmusik, danach folgen im eigentlichen Spiel aber nur noch Soundeffekte aus der Konserve. Und wenn man Boni einsammelt, wird das von einer ziemlich ärmlich-dünnen Stimme verkündet.

Das alles darf man jetzt bitte nicht falsch verstehen: Unter den Freeware-Spielen ist Alien Bash II ein ziemlich großer Wurf. Es ist gut spielbar und macht Spaß – selbst eine ganze Reihe kommerzieller Titel müssen dahinter weit zurückstehen. Die Crux ist jedoch, dass man sich ein Vorbild aussuchte, das unerreichbar war. Doch sich selbst hohe Ziele gesteckt zu haben kann man den Macher eigentlich nicht vorwerfen, oder?

Archivierte Berichte

Bericht von Mr Creosote (01.05.2004) – Amiga (OCS)

„Yeah ok so its a routine plot“. Mit dieser erfrischenden Ehrlichkeit begrüßt einen Alien Bash II, der Nachfolger eines ebenso unbekannten Freewarespiels. Im Vorgänger ist der Protagonist aus einem Gefängnisschiff der Aliens entkommen - oder sagen wir mal, er wäre, hätte jemand dieses nicht sonderlich gelungene Spiel bis zu Ende durchgehalten. Jetzt will er die Bedrohung durch Völkermord auf dem Heimatplaneten der Aliens ein für allemal beenden. Routine eben.

Das Spiel selbst ist da schon interessanter. Es erinnert sofort stark an den kommerziellen Klassiker Chaos Engine. Besonders der grafische Stil ist sehr ähnlich. Ein gut gewähltes Vorbild. Chaos Engine kam natürlich auch nicht aus dem Nichts, sondern basierte auf Gauntlets Spielidee. Damit ist also auch Alien Bash II eine Gauntletvariante: Man läuft in der Vogelperspektive rum, und schießt Monster ab. Am Ende jeden Levels wartet ein „Generator“ darauf, in langsam schwieriger werdenden Endkämpfen zerstört zu werden.

Ein paar Extras können während der Levels aufgesammelt werden, und mit Geld können zwischen den Levels die üblichen Aufrüstungen erworben werden: bessere Waffen, Handgranaten, Leben usw. Besonderen Wert wurde auf die überaus gelungene Steuerung gelegt. Drei „Modi“ erlauben es einem einzustellen, ob (oder wie) man gleichzeitig laufen und schießen kann.

Ein wichtiger Aspekt der meisten Gauntlet-Klons, der auch bei Chaos Engine einen Gutteil des Spaßes ausmacht, fehlt allerdings leider: der Zweispielermodus. Man muss sich immer allein gegen die bösen Horden durchschlagen.

Davon mal abgesehen kann Alien Bash II sich durchaus an professionellen Standards messen lassen. Im Vergleich zum amateurhaften ersten Teil ist das besonders überraschend! In der Masse langweiliger Freewarespiele ein leuchtendes Beispiel, wie man es richtig macht.

Screenshots

Amiga (OCS)

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