Meinung damals
Leider kann Konamis Action-Rennspiel keinem der beiden Vorbilder das Wasser reichen. Durch die langweilige Musik kommt nie das richtige Biker-Feeling auf
Leider kann Konamis Action-Rennspiel keinem der beiden Vorbilder das Wasser reichen. Durch die langweilige Musik kommt nie das richtige Biker-Feeling auf
Biker Mice From Mars lehnt sich in seinem Spielkonzept eindeutig an das erfolgreiche Rock'n'Roll Racing an. Im Gegensatz zum Original steuert man hier allerdings Motorräder und weitere unorthodoxe Vehikel über mehr schlecht als recht ausgebaute Rennstrecken. Zwar gibt sich das von Konami hergestellte Spiel interessanterweise als „powered by Snickers“ aus, doch es beschleicht einen das latente Gefühl, dass sich die Programmierer über diese lächerliche Schoko-Erdnuss-Pampe lustig machen wollten – mehr hierzu später.
Man wählt zunächst einen Charakter samt Fahrzeug aus, dessen Fahrverhalten einem als vorteilhaft erscheint. Lange Rede, kurzer Sinn: Im Endeffekt entscheidet man sich immer für das Fahrzeug im bewährten Mittelmaß, das sowohl in Geschwindigkeit und Beschleunigung als auch in der Spurlage solide Werte aufweisen kann. Entweder im eher sportlichen Liga- oder im kampfbetonten „Battle“-Modus misst man sich daraufhin mit seinen Gegnern. Neben den recht einfach zu erlernenden Fahrkünsten ist also auch ein gutes Auge vonnöten, um die integrierte Bordkanone effektiv nutzen zu können. Einmal von der Feuersbrunst erfasst, findet sich der Mitspieler auf dem Asphalt wieder. Auf anderen Strecken landet er gemäß der wechselnden äußeren Umstände auch auf anderen Bodenbelägen, wie beispielsweise im goldenen Sand des Standparcours.
Für gute Platzierungen wird man einerseits mit Punkten, die einem schließlich zum Aufstieg in eine höhere Liga verhelfen können, und andererseits mit Geld belohnt. Dieses lässt sich nach den Rennen in einem Gemischtwarenladen wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückführen. Dort kann man wahlweise die Fahreigenschaften des eigenen Gefährtes verbessern lassen oder sich für 2500$ (!!!) ein Snickers kaufen. Warum nur? Wurde zur Zeit der Entstehung dieses Spiels eine nahende Inflation prognostiziert? Soll mit solchen Wunschphantasien eines Süßwarenherstellers die Wertschätzung für dieses klebrige Etwas erhöht werden? Man beginnt zu zweifeln.
Bezüglich Produktpositionierung und Zielgruppe werden sich bald weitere Fauxpas geleistet. Die gelegentlich auftauchenden Snickers-Werbetafeln am Streckenrand hängen ausschließlich in übelsten Gegenden, wo diese Tafeln bestenfalls als Feuerholz für die glimmende Ghetto-Tonne dienen können. Zudem wird das angepriesene Produkt auch von entsprechender Kundschaft konsumiert. Die gleichen verwegenen Halbkriminellen, die andere Verkehrsteilnehmer mit uranhaltiger Munition traktieren und schließlich überfahren, vertilgen nach dem Rennen genüsslich einen braun-rot-blau-weißen Pixelhaufen. Ob dieses Gebilde ein Snickers darstellen soll, sei dahingestellt.
Alles in allem entpuppt sich Biker Mice From Mars als gefundenes Fressen für Freunde der Konsumkritik. Die verzweifelten Versuche einer Firma, durch ein solches Spiel auf Gedeih und Verderb ein Image samt Lebensgefühl aufzubauen, scheitern herrlich schnell. Ich denke jedenfalls heute, wenn ich einen in braunen Kunststoff eingeschweißten, überteuerten Schokoriegel sehe, keineswegs an Motorräder und Krieg auf der Straße, sondern an biedere Hintermänner in der Marketingabteilung, die in steter Furcht um ihren Arbeitsplatz peinliche, zum Scheitern verurteilte Werbeaktionen anleiern. Dass dabei diesmal ein passables Videospiel herausgekommen ist, ist bestimmt nicht diesen Herren zu verdanken.