Damocles: Mercenary II

Firma:
Novagen
Jahr:
1990
System:
Atari ST
Genre:
Adventure
Tags:
Apokalypse / Fliegen / Krimi / Science Fiction
Sprache:
Englisch
Mittlere Wertung:
5/5

Meinung damals

Somit ist Damocles zwar ein sehr ordentliches Game, aber eben nicht das „Überspiel“, das sich vor allem die Fans des Vorgängers erhofften.

Max Magenauer, Amiga Joker 09/90 

Wer Mercenary geliebt hat, der wird auch das neueste Produkt von Novagen zu schätzen wissen. […] Vielleicht sitzen wir ja in 20 Jahren vor unseren Hyperpositroniken und träumen von den guten alten 16-Bittern mit ihren sahnigen Spielen wie Damocles und Konsorten.

Klaus Segel, ASM 10/90 

Damokles [sic!] ist eine gelungene Mischung guter Geschichte, Starglider II und dem Vorgänger, der nun wirklich nicht einfach zu lösen war.

Anatol Locker, Power Play 09/90 

Bericht von Mr Creosote (12.07.2002) – Atari ST

Das 21. Jahrhundert (Tipp: Das soll die Zukunft sein ;)). Interplanetarischer Verkehr ist normal geworden. Viele Planeten in den nahegelegenen Sonnensystemen wurden bereits kolonisiert. Nationen erstrecken sich über ganze Planeten. Einer dieser Planeten-Staaten ist Eris, der fünfte Planet im Gamma-System. Fünf Monde kreisen um ihn. Eine riesige Hauptstadt, viele Handelsstationen, Raumflughäfen – Eris ist eigentlich nichts Besonderes. Zumindest bis sein schreckliches Schicksal bekannt wurde…

Ein riesiger Komet – passenderweise Damocles genannt – hält auf Eris zu! Er wird kollidieren und alles Leben auf dem Planeten auslöschen. All dies wurde vor mehr als 30 Jahren entdeckt. Seitdem konferierte ein planetarisches Komitee über das Problem, veröffentlichte Gutachten und redete, redete, redete. Ohne Ergebnis.

Der einzige, der einen möglichen Rettungsplan entwarf, war ein gewisser Professor Hantzen, der vorschlug, den Kometen mit einer riesigen Bombe zu sprengen. Der Monate vor dem endgültigen Einschlag entschließt sich der Präsident zu einem letzten verzweifelten Schritt: Er heuert einen Söldner an, um Hantzens Plan auszuführen. Dieser Söldner ist der Spieler.

Man erreicht Eris ein ganz klein wenig zu spät. Drei Monate Verspätung sind es, um genau zu sein. Nun sind nur noch drei Stunden Zeit vor der Kollision mit Damocles! Und als ob die Situation noch nicht komplziert genug wäre, ist auch noch Hantzen verschwunden. Außerdem will nicht jeder den Kometen zerstört wissen. Ein Großunternehmen will den „toten“ Kometen als Touristenattraktion nutzen. Eine Umweltschutzpartei will ihn „schützen“. Ein seltsamer mystischer Kult scheint auch ein gewisses Interesse zu haben…

So weit, so schlecht. Doch wenn die Bezahlung stimmt, hat man doch noch nie einen Job abgelehnt, oder?

Damocles (später offiziell mit dem Titel Mercenary 2 gekührt) setzt da ein, wo der Vorgänger aufhörte. Die Spielmechanik und -präsentation sind ähnlich: Als eines des ersten Spiele überhaupt ließ Mercenary den Spieler in einer voll ausgearbeiteten 3D-Welt frei in allen Richtungen herumlaufen mit vollen 360° Freiheit. Richtig, kein Schritt-für-Schritt vorwärts stolpern, keine 90°-Drehungen! Damocles hat sogar noch bessere Grafiken. Alles, was man sieht, sind vollständig modellierte 3D-Objekte, gebaut aus gefüllten Polygonen. Ein Gebäude wird also nicht in einen undefinierbaren Pixelhaufen zerfallen, sobald man sich nähert – es sieht von Nahem so gut aus wie in der Panoramaansicht. Revolutionär zu der Zeit.

Die Steuerung wurde der Spielerperspektive angepasst. Herumlaufen geschieht natürlich mit dem Joystick, aber die etwas komplexeren Steuerungselemente benötigen die Tastatur. Das ergibt absolut Sinn bei der Menge an Befehlen. Neben typischen Adventureaktionen (Dinge aufheben und manipulieren) muss man unter Anderem schließlich auch Fahr- und Flugzeuge steuern. Alles in Allem funktioniert das sehr gut.

Die „Spielwelt“ ist wirklich riesig! Allein auf Eris gibt es 22 Orte. Und wir sprechen hier von einem Sonnensystem mit insgesamt 28 Planeten und Monden, in dem man sich frei bewegen kann. Klar, die meisten Orte sind nicht wichtig. Aber das ist doch wohl nur realistisch, oder? Und die Designer haben sich im Bezug darauf durchaus Gedanken gemacht, und sind zu einer fairen Lösung gekommen: Die wichtigen Gebäude und Plätze sind immer in irgendeiner Weise markiert. Wer würde nicht auf das einzige grüne Gebäude in einer sonst vollständig grauen Stadt zulaufen? Und andersherum: Wer würde nicht bemerken, dass alle 16 Millionen (!) Pyramiden auf Midas identisch sind? Na also.

Auf den ersten Blick scheint Damocles ziemlich linear. Es wird einem immer gesagt, wo man hin soll, und was dort zu tun ist. Man sollte allerdings nicht damit rechnen, auf diese Weise gewinnen zu können. Obwohl selbst das beinahe möglich ist, aber eben nur beinahe. Und das ist natürlich nur der einfachste und uninteressanteste Weg. Insgesamt gibt es fünf Möglichkeiten, das Spiel zu gewinnen, und unendlich viele Möglichkeiten, was man in der Zwischenzeit macht, um dorthin zu gelangen. Das faszinierendste an dem Spiel ist wirklich, einfach die Welt zu genießen: sie zu erkunden, neue Orte zu besuchen, zu handeln – man kann sogar anfangen, sich als Raumpirat aufzuführen ;) Aber ich will hier nicht alles verraten.

Mercenary war schon sehr gut, Damocles übertrifft es noch. Es gab zwei Erweiterungsdisks für das Spiel. Diese waren aber in echt nur Spielstände, die einen an bestimmten Stellen in den alten Spielablauf warfen, und einem jeweils eine zusätzliche Aufgabe stellten. Und es gab auch noch einen wirklichen Nachfolger (zu dem ich allerdings nichts sagen kann).

1995 sollte Damocles sogar noch auf den PC umgesetzt werden (besser spät als nie). Die ersten Screenshots ließen auf nochmals stark verbesserte Grafik schließen, alles sah sehr vielversprechend aus. Doch das Spiel wurde nie veröffentlicht. Trotzdem: Dass es fünf Jahre nach dem ersten Erscheinen zumindest in Erwägung gezogen wurde, zeigt, wie immens populär Damocles war – es hat sich über die Jahre nicht nur wegen seiner revolutionären Technik behauptet, sondern auch wegen seines großartigen, tiefgehenden und fordernden Spielprinzip. Liebhaber klassischer Adventures seien aber gewarnt: Das Fliegen erfordert zumindest grundlegende Geschicklichkeit und man sollte sich auch nicht zu schade sein, ein bisschen was auf dem guten alten „Papier“ mit einem „Stift“ zu „notieren“. Besonders bei den Koordinaten zur Navigation ist das dringendst anzuraten. Sonst findet man sich schnell irgendwo auf dem Ozean wieder, weit und breit nichts als Wasser…

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