Freedom

Firma:
Anonymous
Jahr:
2008
System:
Interpreter (Z-Code)
Genre:
Adventure
Tag:
Textbasiert
Sprache:
Englisch
Mittlere Wertung:
2/5

Bericht von Mr Creosote (15.10.2010) – Interpreter (Z-Code)

Es gibt Spiele, die nicht durch professionelle Umsetzung bestechen, aber ein sehr persönliches Thema behandeln. Freedom ist ein solches Spiel. Es geht um einen Studenten, der unter sozialer Phobie leidet, aber irgendwie in seinem Leben zurechtzukommen versucht. Die Aufgaben, die einem das Spiel, für sich, mögen erstmal nicht sonderlich kompliziert wirken: Nahrungsmittel einkaufen, bei der Buchhandlung fragen, ob die Bestellung angekommen ist und dann noch an einem Treffen an der Uni teilnehmen.

Doch für Jemanden wie diesen Protagonisten können selbst solch alltägliche Aufgaben schnell zu Albträumen werden, nämlich da er in der dauernden Angst lebt, etwas „falsch zu machen“, dass alle um ihn herum ihn plötzlich wütend anstarren und alle ihn ohnehin hassen. Jede Interaktion mit anderen Menschen, egal wie klein und unbedeutend, könnte solche Reaktionen auslösen, ist die Angst – so dass solche Personen mit der Zeit häufig immer unsicherer werden und vereinsamen.

Als Ansatz für ein Spiel ist das eine hervorragende Idee, denn der Horror liegt in diesem Fall im Alltäglichen.

Leider kann die Implementierung dieses Textadventures mit der Idee nicht ganz mithalten. Das Spiel ist sehr kurz und die Probleme, mit denen der Protagonist konfrontiert wird, wirken nicht schlimm genug. In einer Szene soll er beispielsweise im Supermarkt seine Einkäufe bezahlen. Es gibt eine Expresskasse, eine normale Kasse und eine automatische Kasse (zum Selbstscannen). Die Expresskasse ist nur für Kunden mit weniger als drei Teilen gedacht. Stellt man sich in diese Schlange, wird man niedergemacht. Ganz bestimmt eine sehr unangenehme Situation, jedoch hatte der Spieler vorher keine Gelegenheit, überhaupt festzustellen, wie umfangreich seine eigenen Einkäufe überhaupt sind! D.h. es wurden essentielle Informationen vorenthalten, was die Wirkung der Situation deutlich abschwächt.

Die vielleicht stärkste Szene handelt davon, eine Straße mittels Fußgängerampel zu überqueren. Die Straße wirkt sehr breit und mit jedem Schritt hört man mehr bereits aufheulende Motoren, die sich schon wieder für den schnellen Start bereitmachen. Das ist ziemlich realistisch umgesetzt, aber wenn man dieses Phänomen nicht aus dem „wirklichen Leben“ bereits kennt, also ohnehin ähnliche Probleme wie der Protagonist hat, wird man das nicht nachvollziehen können. Man müsste es im Spiel übertreiben: Beispielsweise könnte sich die subjektive Wahrnehmung, wie weit die andere Seite der Straße noch entfernt ist, mit jedem Schritt verändern, so dass man anscheinend niemals wirklich näher käme – so wäre das zu einem wirklich erschreckenden virtuellen Erlebnis geworden.

Auch wenn spielerisch nicht viel Spaß rüberkommt, beschäftigt sich Freedom doch immerhin mit einem wichtigen und interessanten psychologischen Problem. Allein für diese Idee ist es eigentlich schon spielenswert, auch wenn es praktisch sicher ist, dass man von der tatsächlich Erfahrung enttäuscht sein wird.

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Interpreter (Z-Code)

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