Bericht von Adhoc (04.12.2000) – PC (DOS)
Indianapolis 500 ist eine der ersten Rennsimulationen, die mich wirklich in ihren Bann gezogen hat. Dabei ist das Spiel eigentlich relativ simpel: Man kann nur auf dem berühmten „Brickyard“ in Indianapolis fahren und hat auch nur 3 verschiedene Autos zur Auswahl. Aber die ultimative Herausforderung und Motivation ist der Versuch, das komplette 500-Meilenrennen durchzustehen, was etwa 2–3 Stunden reine Rennzeit bedeutet. Und viel zu selten wird man in den Genuss kommen, die karierte Zielflagge zu sehen…
Zuerst sucht man sich ein Rennauto aus. Drei verschiedene Teams stehen zur Auswahl. Der blaue March-Cosworth ist zwar sehr einfach zu fahren, aber man wird kaum ein Rennen mit ihm gewinnen können. Der rote Lola-Buick ist auch recht leicht zu steuern und dazu noch relativ schnell. Mit ihm sind Top-Ten-Platzierungen möglich. Aber wenn man Rennen gewinnen will, muss man den gelben Penske-Chevrolet wählen. Dieses Kraftpaket ist sehr schnell, aber man braucht eine Menge Übung, um heil durch die Kurven zu kommen.
Nachdem man sich entschieden hat, sollte man einige Trainingsrunden drehen. Dabei ist das Auto unverwundbar und man hat ausreichend Zeit, sich an die Eigenheiten dieses 2,5-Meilen-Ovals mit seinen vier Kurven zu gewöhnen. Durch sie muss man sehr genau fahren, ansonsten verliert man durch Abdriften von der Ideallinie zu viel Geschwindigkeit. Die Fahreigenschaften des eigenen Flitzers kann man auf vielerlei Arten verändern. So kann man die Flügel steiler stellen, was mehr Stabilität in den Kurven gibt, aber auf der Gerade zu geringerer Höchstgeschwindigkeit führt. Einfluss auf Topspeed und Beschleunigung kann man durch Veränderungen bei den Gängen erzielen. Weiterhin kann man die Härte der Stoßdämpfer, des Reifendrucks, der Reifenhärte und die ‚Anti-roll-bars‘ einstellen. Jedes Auto verfügt zudem über einen Turbolader, den man aber nicht auf eine höhere Stufe als 7 einstellen sollte, da man sonst zuviel Benzin verbraucht. Ist man mit dem Setup zufrieden, macht man sich daran, einen guten Startplatz zu erreichen. Dazu fährt man 4 Runden mit Höchstgeschwindigkeit um den Kurs. Der Durchschnitt aus allen 4 Runden ergibt dann die Qualifikationszeit und legt somit den Startplatz fest.
Dann heißt es endlich: ‚Gentlemen, starten Sie Ihre Motoren!‘. Man kann zwischen 4 verschiedenen Rennarten auswählen. Als erstes gibt es ein schnelles 10-Runden-Rennen, bei dem das Rennauto keinen Schaden nehmen kann (trifft nur auf das eigene zu; schon jemals Geisterfahrer gespielt und alle Anderen aus dem Rennen gekegelt? ;)) und es auch keine gelben Flaggen gibt (diese verlangsamen das Rennen nach einem Unfall), ein 30-Runden-Rennen (ohne Schaden aber mit Flaggen), ein 60-Runden-Rennen und das volle 200-Runden-Rennen.
Das Oval zu umfahren ist gar nicht so einfach. Insgesamt sind 33 Autos unterwegs und zwischen ihnen gibt es große Geschwindigkeitsunterschiede. Man muss ständig darauf achten, nicht entweder in ein langsames Auto zu krachen oder umgekehrt von den wirklich schnellen Fahrern gerammt zu werden. Also am besten immer ein Auge auf die Rückspiegel haben! Etwa alle 30–35 Runden muss man einen Boxenstopp einlegen, um nachzutanken und neue Reifen aufzuziehen (diese Stopps sollte man vorher üben, sonst schießt man an seiner Box vorbei!). Während des Rennens sinkt kontinuierlich die Zahl der aktiven Fahrer. Einige scheiden mit mechanischen Defekten aus (kann dem Spieler nicht passieren), andere beenden ihr Rennen in spektakulären Crashes (wird dem Spieler sehr oft passieren!), die teilweise mehrere Autos auf einmal aus dem Rennen werfen.
Die besten Szenen kann man sich in der Wiederholung in verschiedenen Kameraperspektiven noch mal anschauen; dabei werden die letzten 20 Sekunden des Rennens wiederholt. So versucht man, Runde um Runde im Rennen zu bleiben – man kann nicht abspeichern! Das ist auch der Grund für so manche Frustration: Es ist ziemlich entmutigend, nach 130 oder mehr Runden in einen Unfall verwickelt zu werden und noch mal von vorne anfangen zu müssen. „Aber beim nächsten Mal schaffe ich es bestimmt!“, denkt man sich dann und genau deswegen spielt man Indianapolis 500 immer und immer wieder. Aber einfach durchkommen und das Rennen auch noch gewinnen sind zwei Paar Stiefel…
Diese großartige Rennsimulation ist ziemlich alt (1989); vom Optischen her darf man sich nicht allzuviel erwarten. Aber die Grafik ist gut genug, um ohne Probleme über die Runden zu kommen. Der Sound der PC-Version ist ziemlich nervig (PC-Gequäke); man sollte ihn besser ausschalten, da man sonst ziemlich schnell zu einer Aspirin greifen muss.
Abgesehen von diesen kleinen Negativpunkten ist Indianapolis 500 eines der ersten wirklich realistischen Autorennspiele, das einem lange Spaß bereiten wird. Und vielleicht bist ja du in der Lage, das Rennen als Sieger zu beenden (ich schaffte es leider nie trotz unzähliger Versuche).