Meinung damals
Für Comic-Fans ein Muß, für den interessierten User preiswert genug!
Für Comic-Fans ein Muß, für den interessierten User preiswert genug!
Bitte lest zuerst den allgemeinen Artikel über die Infocomics.
Lane Mastodon kam durch den Leather Goddesses of Phobos beigelegten Kurzcomic in die Welt, wodurch er „der einzige Infocom-Comiccharakter zum Startpunkt des Infocomics-Projekts“ (Steve Meretzky) war. [„the only Infocom comic book character at the point where the Infocomics project got underway“] Dort rettete er die Erde der 1980er Jahre vor den bösen Leather Goddesses innerhalb weniger Bilder. Diesmal ist er im Jahr 2029 unterwegs. Seinen Status als Superheld erlangte er 10 Jahre zuvor. Somit muss es sich um einen anderen Lane Mastodon handeln, doch im Rahmen dieser Geschichte und wie wenig ernst sie sich selbst nimmt ist das wohl nicht von Belang. Immerhin wird ihm diesmal mehr Raum zur Entfaltung eingeräumt.
Die Erde wird angegriffen. Ein Vergrößerungsstrahl vom Jupiter verwandelt normale Tiere in Monster. Zabor, der Kopf der planetaren Verteidigungskräfte, bittet unseren intergalaktischen Helden, einen Gegenangriff auf die bösen Blubbermen zu starten, während er selbst das Schlimmste auf der Erde zu verhindern versucht.
Grob gesprochen kann man sich als Leser zwischen den Perspektiven Zabors und Lanes entscheiden. Die initiale (die also abläuft, wenn man niemals einen Knopf anrührt) belässt einen bei Zabor, was schonmal gut nahelegt, dann doch mal zum eigentlichen Protagonisten zu springen. Wobei auch Zabors Geschichte nicht schlecht gestaltet ist. Der Plot wird auf sein jeweils momentanes Wissen verengt, bleibt aber trotzdem jederzeit verständlich.
Insofern ist Lane Mastodon das genaue Gegenteil von Gamma Force: Seine Erzählung ist klar umrissen und einleuchtend. Verzweigungen werden entweder für rein optional zwischengeschobene Einsprengsel verwendet (wie beispielsweise Lanes Verwandlung vom Bürohengst zum Superhelden) oder aber um weitere Details zu Vorgängen, die man anderweitig auch in ausreichendem Maße versteht, explizit zu machen. Was man wirklich als „notwendig“ ansehen könnte, hätte man genausogut mit einer kleinen Zwischensequenz der Marke „zur gleichen Zeit auf der Erde“ erzählen können. Was letztlich bedeutet, dies ist der Infocomic, der am wenigsten aus der Verzweigungsstruktur macht. Was, wie in Gamma Force, als Stärke oder Schwäche interpretiert werden kann, je nach persönlichen Erwartungen und Vorlieben.
Inhaltlich handelt es sich um die zu erwartende, hochironische, nostalgische Hommage an Pulp-Geschichten der 1930er-1950er Jahre, vom kantigen Helden bis hin zu den bereits physisch abstoßenden Bösewichten, die in ihrer eigenen Fiesheit schwelgen. Von den bewusst offensichtlichen Wendungen zu Meretzkys scheinbar unschuldigen Anzüglichkeiten. Es passt alles zusammen.
Es stellt sich nur die Frage, wie dieser Stil in den Zeitgeist passte. Klar, Anfang bis Mitte der 1980er Jahre hatte eine große 50er-Jahre-Nostalgie die USA erfasst. Eine Sehnsucht nach scheinbar einfacheren Zeiten, die Ronald Reagan zum Präsidenten machten und harmlose Komödien der Marke Zurück in die Zukunft zu Kassenschlagern machte. Doch in gedruckten Comics wandte sich das Blatt recht bald. Beinahe schon überzogen ernste, düstere Szenarien waren plötzlich „in“. Innerer Monolog wurde nicht mehr eingesetzt, das zu erklären, was die Leser sowieso schon sahen, sondern um die „innere Zerrissenheit“ der Charaktere zu zeigen, die „erwachsenen“ Themen zu unterstrechen. Die Rückkehr des Dunklen Ritters verdrängte Adam Wests Batman in den Köpfen der Fans.
Vor diesem Hintergrund kam Lane Mastodon zur falschen Zeit. In der heutigen, vielfältigeren Zeit, ist die Geschichte recht unterhaltsam, einigermaßen reizend, aber ganz sicher kein Pflichtprogramm.