Bericht von Mr Creosote (11.11.2011) – Interpreter (Z-Code)
Einige Details des Plots bleiben unklar: Der Protagonist, Sohn eines Farmers und anscheinend noch recht jung, aber von unspezifiziertem Alter, macht sich alleine auf den Weg in die Statt, um dort Beeren zu verkaufen. Er möchte seine Eltern mit dem eingenommenen Geld überraschen. In welcher Zeit das Spiel spielt, bleibt offen; wohl eher eine nicht näher definierte Vergangenheit.
Der Spieler darf sich nun auf ein paar kleine Aufgaben freuen: Die Brücke über den ansonsten unüberwindlichen Fluss wurde durch einen Sturm zerstört, dann ist der Obsthändler nicht aufzutreiben, dann findet man ihn, wie er um einen toten (?) Priester trauert. Und damit ist die Sache dann eigentlich auch schon vorbei, ohne den Spieler jemals mit wirklichen Rätseln gefordert zu haben. Und ja, auch die Geschichte ist wirklich so unzusammenhängend; die initiale Motivation wird praktisch sofort über Bord geworfen, als sei sie völlig egal gewesen, allerdings ohne sie mit irgendetwas weniger Banalem zu ersetzen.
Was solche kurzen und simplen Spiele normalerweise versuchen, ist, diese spielerischen und erzählerischen Mängel mit atmosphärischem Schreibstil zu übertünchen. Last Day of Summer versagt diesbezüglich auf ganzer Linie. Die Beschreibungen sind dermaßen kurz, dass sie kaum diese Bezeichnung verdienen. Dies geht sogar so weit, dass fürs Fortkommen essentielle Bewegungsrichtungen einfach mal überhaupt nicht erwähnt werden, was das Spiel gleich mal praktisch unspielbar macht. Interaktionsversuche führen fast ausnahmslos zu Fehlermeldungen (die noch nicht mal vom Erzähler vorgetragen werden, sondern rein technisch sind) – der Parser scheint absichtlich in seinen Fähigkeiten beschnitten worden zu sein.
Doch selbst das dünne Geschichtchen über den Priester und seine Geschichten bleibt nicht nur unklar, sondern auch noch sinnlos: Inwiefern ist das interessant? Was hat das alles mit dem Protagonisten (der noch nicht mal richtig lesen kann, also eher wenig Interesse für geschriebene Märchen aufbringen sollte) zu tun? Warum sucht er überhaupt nach diesem Händler, anstatt einfach auf dem geschäftigen Markt seine Waren selbst zu verkaufen? Nicht, dass das ein interessanteres Spiel geworden wäre, aber immerhin wäre es dann eine nachvollziehbare Erzählung.