Die Grafik wurde zwar überarbeitet, sieht aber reichlich traurig aus. Das Scrolling ruckelt zum Steinerweichen, und der Sound ist auch eher nervig. Ob das Spielprinzip noch State of the Art ist, möge jeder für sich selbst entscheiden…
Alles in allem bleibt, trotz grafisch nur mäßiger Lösung, das gute Spielprinzip von Paradroid, so daß zumindest alle Fans des Originals auf die 16-Bit-Version nicht verzichten sollten, es sei denn, sie besitzen noch einen 64er. Dann sollten sie lieber bei der Urfassung bleiben.
Was unterscheidet ein gutes von einem sehr guten Spiel? Bei einem guten Spiel spielt man deshalb motiviert weiter, um voranzukommen und etwas Neues zu sehen. Beim sehr guten Spiel ist dieser Grund nur zweitrangig. Hier macht das Spielen an sich schon so viel Spaß, daß man so leicht nicht davon loskommt. Paradroid auf dem C64 war ein solches sehr gutes Spiel, und der 16-Bit-Remix Paradroid '90 ist es zum Glück auch. Obwohl ich mir den Spielablauf ein bißchen schneller wünschen würde, hat der Hasch-mich der Roboter nichts an seinem Reiz verloren.
Graftgold schaffte den großen Sprung weg von 8-Bit-Systemen eigentlich niemals richtig. Zwar machten sie eine Menge toller Spiele für den Atari ST und den Amiga, aber die revolutionären und originellen Neuheiten blieben in dieser Zeit aus. Um genau zu sein brachten sie vielfach einfach überarbeitete Versionen ihrer beliebtesten Klassiker heraus. Uridium war erst etwas später dran, aber bei Paradroid hatten sie zumindest die Bescheidenheit, es nicht Paradroid 2 zu nennen.
Und das zu Recht, denn das Spiel ist praktisch identisch mit dem C64-Klassiker. Man steuert eine Art „Metaroboter“, der die Kontrolle über andere Roboter übernehmen kann. Das ist auch nötig, denn das Ursprungsgefährt tut sich schwer, direkte Konfrontationen mit stärkeren Modellen, die deutlich besser gepanzert und bewaffnet sind, zu überleben. Um also die Level von bösen Robotern zu befreien, übernimmt man immer stärkere „Wirte“, und benutzt diese, um den Rest zu zerstören.
Zu diesem Zweck aktiviert man die „Übernahme“-Waffe, die nur auf kurze Entfernung wirkt, und schleicht sich an das Zielobjekt an. Ein einfaches Schaltungslogikspiel (in dem man so vielen Bausteinen wie möglich seine Farbe geben muss) entscheidet über Erfolg oder Misserfolg. Letzteres bedeutet Tod. Ersteres gibt einem dagegen zeitweise die Kontrolle über das neue (stärkere) Modell. Da man jedoch die Kontrolle nur eine begrenzte Zeit halten kann, muss man immer mit einem Auge auf die Uhr schielen, um rechtzeitig zum nächsten Wirt überzuspringen.
Natürlich wurde Paradroid 90 grafisch runderneuert. Allerdings ist das Resultat nicht so beeindruckent. Es sieht gut aus, aber in der doch noch sehr „abstrakten“ Darstellung mit den etwas seltsamen Farben ist die Art und Weise, wie sich die robotersteuernde Drohne an die Wirtroboter heranhängt, das einsame Highlight.
Insgesamt macht dieses Remake sogar etwas weniger Spaß, als das Original. Das liegt daran, dass die Grafik weniger spielerisch relevante Informationen enthält. Im Vorgänger konnte man die ungefähre Stärke eines Gegners direkt aus seiner sichtbaren Nummer ablesen. In diesem Spiel muss man die Modelle rein an ihrer Geometrie identifizieren, und viele sind sich sehr ähnlich. Auch ist der Kontrast der Farben im Übernahmespiel sehr gering, was es einem in der Hektik nicht gerade einfach macht.
Im Endeffekt stellt sich die grafische Überarbeitung also eher als Fluch, denn als Segen heraus. Nach entsprechender Eingewöhnungszeit macht Paradroid 90 natürlich Spaß, aber die Qualität des Originals wird nicht erreicht.