Prisoner of Ice

Firma:
Infogrames
Jahr:
1995
Systeme:
PC (DOS) / PC (VGA) / PC (SVGA)
Genre:
Adventure
Tags:
Apokalypse / Umsetzung eines anderen Mediums / Sonstige Fantasy / Horror
Sprachen:
Französisch / Englisch / Deutsch
Mittlere Wertung:
3.5/5

Meinung damals

Erfreulicherweise stimmt nicht nur die grafische und akustische Seite des Edel-Adventures, man hat auch das eigentliche Spiel nicht vergessen. Die Mehrzahl der Puzzles ist durch Nachdenken anstatt ausprobieren zu lösen, die zeitkritischen Sequenzen werden durch automatisches Abspeichern entschärft und die Story bleibt bis zum Schluß spannend. Allerdings könnte die Spieldauer deutlich länger sein – von zwei oder drei haarigen Stellen abgesehen dürften Profis innerhalb eines Wochenendes den Abspann sehen. Für mich ist Prisoner of Ice trotzdem eines der besten „ernsten“ Adventures, die es momentan gibt.

Jörg Langer, PC Player 7/95 

Die Story ist wirklich packend, die Atmosphäre stimmt, und durch die hochauflösenden Grafiken in Verbindung mit der gekonnt arrangierten Musik entsteht tatsächlich das ersehnte Spielfilm-Feeling, das sich bei mir das letzte Mal während der exzessiven Wing Commander 3-Sessions eingestellt hat.

Petra Maueröder, Play Time 7/95 

Doch so gut die Präsentation auch gelungen ist, das eigentliche Spiel bietet kaum Neues und strotzt vor allem in Sachen Story voller Klischees. Professoren werden entführt und Töchter sind traurig, der gehaßte Vorgesetzte gehört zum bösen Geheimbund und die Oberfiesen sind wie immer Nazis. Wer sich daran nicht stört, dem präsentieren sich teils schöne, teils auch unlogische Rätsel in einem geradlinigen Adventure, in dem wir zum Glück immer wissen, was als nächstes zu erreichen ist. Netterweise entfallen umständliche Try-&-Error-Sessions, da sich in unserem Inventory normalerweise nie mehr als fünf Gegenstände befinden. Adventure-Freunde und solche, die es werden wollen, müssen zuschlagen – die LucasArts-Klasse wurde jedoch wieder verfehlt.

Knut Gollert, Power Play 7/95 

Bericht von Mr Creosote (12.07.2003) – PC (DOS)

Prisoner of Ice ist für mich etwas Besonderes, weil es eines der letzten drei Spiele war, die ich für „Vollpreis“ gekauft habe. Sofort als es rausgekommen ist, habe ich es bestellt. So schnell, dass es noch keine Lösungen dafür gab. Ja, damals hatte man noch keinen Internetzugang, und selbst wenn, hätte man keine Cheatseite, -newsgroup oder -mailbox gefunden. Die einzige Quelle waren Spielezeitschriften. Und die nächste war erst in drei Wochen zu erwarten. Nicht, dass ich normalerweise Lösungen für Adventures benutze, aber es gibt doch eine gewisse Sicherheit, eine in der Nähe liegen zu haben…

Tauchen!
Tauchen!

Wie sich herausstellte, brauchte ich keine. Das Spiel war am Sonnabend in der Post, am Sonntagabend war ich durch. Nein, ich hatte nicht die Nacht durchgespielt. Das Spiel ist einfach nicht länger als 5 Stunden – vielleicht weniger. Doch bevor es weitergeht, die Werbung.

Der amerikanische Leutnant Ryan ist Teil der Besatzung eines britischen U-Boots, das 1937 auf einer Rettungsmission in der Antarktis ist. Alles, was sie noch von der wissenschaftlichen Expedition vorfinden, ist ein einziger Überlebender, der nur zusammenhangloses, verrücktes Zeug redet, und ein paar Kisten. Als ob das nicht schon gereicht hätte, werden sie auch noch von einem deutschen Flugzeug angegriffen. Die Systeme sind beschädigt, und die geheimnisvolle Fracht beginnt zu tauen… und kurz darauf wird der Kapitän auch schon von einem schrecklichen Monster verschlungen! Nur Ryan kann die Nazis, die sich der Macht der Großen Alten bedienen, aufhalten. Oder benutzen andersrum vielleicht die bösen Götter etwa die Nazis, um wieder auf die Erde zurückzukommen?

Nazioffizier und Monsterhandlanger
Nazioffizier und Monsterhandlanger

Die Story klingt besser, als sie im Endeffekt umgesetzt ist. Die Lovecraft’schen Motive (die „Prisoners“ in der Antarktis sind aus At the Mountain of Madness) sind für sich gesehen gut umgesetzt, aber die Mischung mit Nazis und Zeitreisen ist dann doch etwas krude. Vor allem die Verwandtschaftsbeziehungen und das relative Alter der Personen sind etwas sehr konfus in der Beziehung.

Und damit kommen wir wieder zurück zur Frage des Gameplays. Prisoner of Ice missachtet die wichtigste aller Regeln für Adventures: Der Hauptspaß liegt darin, zu sehen, was passiert, wenn man vom Lösungsweg abkommt. Dieses Spiel unterhält einen in solchen Fällen nicht. Es wirft einem nur ein stereotypes „das geht nicht“ (selbst, wenn man etwas Sinnvolles probiert hat) entgegen. Nur der vorgesehene Weg steht einem offen, und der ist vollkommen linear und absolut einfallslos!

Oh, nein, was bloß tun?
Oh, nein, was bloß tun?

Linear von daher, dass man beispielsweise in einem Raum drei Dinge erledigen muss, diese aber nicht etwar in beliebiger Reihenfolge abarbeiten kann, sondern nur in der vorbestimmten (selbst wenn sie nicht kausal zusammenhängen). Einfallslos, weil die Rätsel meistens vollkommen offensichtlich sind („Benutze Schlüssel mit Schloss“) und manchmal völlig unlogisch oder bestehen nur aus Pixelsucherei. Später im Spiel gibt es überhaupt keine Rätsel mehr. Dann läuft man nur noch von Raum zu Raum ohne überhaupt etwas zu tun. Der Inbegriff: Man wird in eine Höhle „teleportiert“, die vollkommen leer ist. Es gibt einen einzigen Ausgang, und der ist durch eine Gittertür blockiert, die sich nicht öffnen lässt. Doch was ist das? Da hängt ja ein Ring an der Wand! Was könnte man damit bloß machen…? Vielleicht darauf klicken, weil es das einzige Objekt ist? Super, hat geklappt! Welch eine Überraschung!

Prisoner of Ice ist beinahe perfekt repräsentativ für die letzte Generation der Adventurespiele. Sie waren technisch fortgeschritten: hohe Auflösung (man kann wählen zwischen 320x200, wofür man 4 MB RAM braucht, und 640x400, was den doppelten Speicher voraussetzt), vollständige Vertonung in Sprachausgabe (die Vorzüge des CD-ROM), einfache Mausbedienung (ein Klick für alles). Der „Geist“ fehlt allerdings.

Schöne Rückblende
Schöne Rückblende

Die hybriden Grafiken sind eine Mischung aus sehr gut gezeichneten Hintergründen und gerenderten Sprites. Die Charaktere laufen alle, als hätten sie einen Stock verschluckt. Und wegen den unterschiedlichen Stilen scheinen sie immer zu schweben, und nie den Boden zu berühren. Wieder mal ein Beweis, dass Technologie nicht alles ist, sondern viel wichtiger, wie man sie nutzt.

Davon mal abgesehen ist es vor allem inhaltlich genau das, was die Adventures der CD-ROM-Generation ausgemacht hat: der Mangel an spielerischem Inhalt. Der Erzählstil ist unterdurchschnittlich, und das trotz der halbwegs gelungenen Story, denn es gibt nur diese Story und nichts anderes. Die Charaktere sind dünner als ein Blatt Papier. Nein, das ist es nicht, was Adventurefans wollen!

Irgendwie ist Prisoner of Ice ja ein unterhaltsames Spiel, da es immerhin niemals mit Sackgassen oder Steckenbleiben frustriert. Doch andererseits kann ich mich des Gefühls nicht erwehren, dass genau diese Art von Spielen das Genre letztlich getötet hat…

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PC (DOS)

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