Soccer Kid

Firma:
Krisalis
Jahr:
1993
System:
Amiga (OCS)
Genres:
Sport / Action
Tags:
Cartoon & Comic / Humor / Science Fiction
Sprachen:
Englisch / Deutsch / Französisch / Italienisch
Mittlere Wertung:
4/5

Meinung damals

[…] nicht mehr und nicht weniger als eines der besten Amigagames des Jahres!

Carsten Borgmeier, Amiga Joker 10/93 

Eine neuzeitliche VGA-Karte vorausgesetzt, geben die Umsetzungen aus dem Amiga- und Videospiele-Lager technisch sogar eine tadellose Figur ab. […] Insgesamt erreicht Soccer Kid nicht ganz den spielerischen Schmiß eines Cool Spot, wirft für Jump-and-Run-Liebhaber aber genug Lustmomente ab.

Heinrich Lenhardt, PC Player 09/94 

Jeder Geschicklichkeits- und Fußballfreund sollte sich unbedingt diesen Knaller ins Tor legen.

Sönke Steffen, Power Play 11/93 

Bericht von Mr Creosote (09.10.2021) – Amiga (OCS)

Wann wird einem das Jump’n’Run-Genre eigentlich langweilig? Schließlich wurde es bereits in den 80er Jahren so ziemlich perfektioniert. Wie können Neuankömmlinge sich da noch abheben? Thema und Stil können helfen. Oder natürlich ein spielerisches Gimmick. Soccer Kid, ursprünglich unter dem viel trefferenden Namen Football Kid entwickelt, schlägt sich diesbezüglich gut.

Krisalis brachte das Spiel im Herbst 1993 heraus, womit sie eventuell etwas zu früh dran waren, da die Fußballweltmeisterschaft noch 8 Monate in der Zukunft lag. Also vor dem weltweiten Enthusiasmus. Doch angesichts des Plots (ja, es gibt eine Handlung!) passte es wieder: Die zerbrochenen und in der Welt verstreuten Teile des Weltmeisterschaftspokals müssen wiedergefunden und vor einem bösen Comedy-Alien gerettet werden.

Ein scheinbar unwichtiges, aber lustiges Feature erwartet einen direkt nach dem Start: die Wahl der Trikotfarben. Einfach programmiert, großer Effekt! Überhaupt ist die Spielfigur ein Volltreffer. Gut animiert, ausdrucksstarker Riesenkopf – dem schaut man gerne das ganze Spiel zu.

Auch das grafische Leveldesign zeigt sich abwechslungsreich. Man beginnt seine Reise in England, dann verschlägt es Soccer Kid nach Italien, Russland, Japan und schließlich in die USA. Die höchst clichébeladenen Cartoonrepräsentationen der Länder sind allseits schön anzusehen, selbst wenn thematisch gesehen nicht jedes Land direkt nachvollziehbar ist. England und Italien sind und waren natürlich führende Fußballnationen und die USA waren immerhin Gastgeber der bevorstehenden Weltmeisterschaft aber wie kommt man bitte auf Russland und Japan? Warum nicht Brasilien, Argentinien oder der damalige Weltmeister Deutschland?

Spielerisch wird dieser Anspruch von Abwechslung allerdings nicht eingehalten. Die prinzipiellen Elemente bleiben jeweils die gleichen. Ob man über ein russisches Schlachtschiff hüpft oder einen japanischen Hochgeschwindigkeitszug rennt, sich durch das ländliche England oder die amerikanische Wüste grätscht, macht was die effektiven Hindernisse angeht keinen entscheidenden Unterschied. Selbst ein italienischer Kellner und ein Ureinwohner mit Tomahawk verhalten sich verdächtig identisch – doch die großen, schön gestalteten Sprites lassen den Spieler das dann doch schnell verzeihen. Immerhin die Landesendgegner haben jeweils ihr ganz eigenes Verhalten.

Und dann ist da eben noch, jenseits des optischen Stils, das Gimmick. Soccer Kid hüpft und rennt nicht nur, sondern vollführt Ballkunststücke. Man springt nicht den Gegnern auf die Köpfe, sondern man entledigt sich ihrer mit gezielten Balltreffern. Doch auch darüber hinaus ist der Ball von Bedeutung, um beispielsweise Gegenstände an ansonsten unzugänglichen Plätzen aufzusammeln.

Das Repertoire umfasst diverse verschiedene Schüsse und akrobatische Tricks, die allesamt von der durchdachten Steuerung gut ausführbar gemacht werden. Die komplexeren erfordern angemessene Geschicklichkeit und Timing. Die Höhe der Schüsse zu variieren, was praktisch permanent notwendig zum Weiterkommen ist, ist also einfach. Ein Fallrückzieher dagegen gelingt nicht immer (ganz wie im echten Leben…), aber streng genommen braucht man ihn auch niemals. Wenn man nicht gerade auf Bonuspunkte aus ist.

Apropos Bonus, man kann die Levels zwar allesamt durchspielen, ohne jemals nach oben oder unten zu schauen. Doch versteckte Extras sind zum Gewinnen trotzdem notwendig, denn nur mit einem vollständigen Sammelkartenset erhält man die Gelegenheit, ein Pokalstück zu erlangen. Der diesbezüglich Bonuslevel ist leider recht einfallslos gestaltet, aber davon abgesehen ein gutes Konzept, die Spieler zum Erforschen anzuhalten.

Die gute Grafik und die Alles in Allem faire Levelgestaltung machen Soccer Kid zu einem der wenigen Jump’n’Runs, die ich relativ regelmäßig immer mal wieder anwerfe. Einfach nur, um ein bisschen mit dem Ball zu spielen. Ohne den Anspruch, möglichst wenige davon zu verbrauchen. Ohne den Anspruch, systematisch die Sammelkarten zu bekommen. Einfach nur, um die schönen Welten anzuschauen. Selbst wenn ich dann früher oder später scheitere (meist früher), entsteht dabei kein Frust. Es ist einfach ein allseits liebenswertes Spiel.

Archivierte Berichte

Bericht von Mr Creosote (17.11.2000) – Amiga (OCS)

Wir schreiben das Jahr 1994, das Jahr der Weltmeisterschaft! Natürlich wollen alle Mannschaften gewinnen. Aber es gibt noch einen andere Kreatur, die den Pokal besitzen will: der böse Alien „Scab“. Er durchsucht die Galaxie nach Trophäen für seine Sammlung. Deshalb stiehlt er diese. Aber als er versucht, den Pokal auf sein Schiff zu beamen, stößt dieser mit einem Kometen zusammen und zerbricht in fünf Teile, die alle zurück auf die Erde fallen, aber jedes in einem anderen Land landet. Es wäre ein trauriges Finale ohne die ultimative Trophäe, und deshalb entschließt sich Soccer Kid (Was ist das eigentlich für ein Name? Seine Eltern waren wohl high oder sowas!), die verlorenen Teile zu finden.

Seine Ausrüstung ist dabei sehr beschränkt: Bekleidet mit normalem Fußballzeug (der Spieler kann dessen Farben wählen) hat er nur seinen Fußball mitgenommen. Aber der ist eigentlich sogar seine mächtigste Waffe. Wenn er auf einen seiner zahllosen Gegner trifft, schießt er einfach den Ball, so dass dieser der bösen Typen trifft und ihn tätet. Manche Gegner müssen natürlich mehrmals getroffen werden.

Soccer Kid ist nicht nur ein Durchschnittsspieler, sondern er hat ein riesiges Talent für Tricks mit dem Ball. Hohe und tiefe Schüsse sind nur die Grundlage – er beherrscht mit ein bisschen Übung auch Hackentrick, Kopfbälle, und sogar Fallrückzieher.

Das Spiel ist in fünf Länder aufgeteilt. Nachdem man ein Drittel eines Landes durchgespielt hat (also zwei lange Level), gibt es in einem Bonuslevel die Möglichkeit, ein Pokalteil zu finden. Dieses Level ist aber nur zugänglich, wenn man vorher alle „Sammelkarten“ eingesammelt hat. So wird sichergestellt, dass man auch wirklich die gesamten Levels anguckt. Für den Fall, dass man trotzdem mal eine Karte übersehen hat, gibt es in jedem Land noch eine zweite Chance, denn jedes besteht aus vier Levels.

Das Umfeld und die Gegner sollen landestypisch sein. Neben England besucht Soccer Kid auch Italien, Russland, Japan und die USA. Es gibt also eine gewisse Bandbreite an Levels, die sich nicht wirklich wiederholen.

Dies ist ein überdurchschnittliches Jump ‚n‘ Run wegen eines einzigartigen Elements: dem Ball. Normalerweise tötet man die Gegner durch Sprünge auf den Kopf oder erschießen. Ok, man könnte auch dies hier „erschießen“ nennen, aber eigentlich ist es völlig anders. Der Ball ist immer in Bewegung, er kommt zurück nachdem er ein Ziel getroffen hat, er springt nach hohen Schüssen auf und so weiter. Und obwohl man theoretisch eine unbegrenzte Anzahl an Bällen zur Verfügung hat, wird man trotzdem vorsichtig sein, denn wer will sich schon die Bonuspunkte für geringen Verbrauch entgehen lassen?

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