Bericht von Mr Creosote & Elwood (28.01.2011) – C64
[Mr Creosote] Space-Pilot besprechen wir heute mal auf Elwoods Wunsch hin – er hat zu diesem Spiel eine besondere Beziehung. Vielleicht willst du das kurz erläutern?
[Elwood] Nun… also es war Weihnachten… sagen wir mal so um 1987 rum. Ich bekam damals zu Weihnachten einen C64 mit Datasette und 2–3 Spielen. Eins davon war Space-Pilot (eins der anderen übrigens P.C. Fuzz)… Ich habe das Spiel damals rauf und runter gespielt – ulkigerweise meine Mutter auch. Wir haben uns zumindest für ein-zwei Wochen eine ziemliche Jagd auf den Highscore geliefert. Man sollte ergänzen, dass meine Mutter vorher nie ein Computerspiel gespielt hat und danach mal bestenfalls Mah Jongg und Konsorten.
[Mr Creosote] Die „ersten“ Spiele sind ja immer etwas ganz Besonderes… allerdings seltsam bzgl. deiner Mutter, denn das Spielprinzip ist jetzt nicht unbedingt das typische Einsteiger- oder gar Frauenspiel: Es handelt sich um eine inoffizielle Umsetzung des Spielautomaten Time-Pilot.
[Elwood] Ja… das ist untypisch für meine Mutter, aber zumindest für eine Zeit war sie da definitiv mit am Start. Was allerdings doch eher für die Kategorie „Einsteigerspiel“ spricht ist das simple Spielprinzip. Man weiß recht fix, wie das Spiel anzugehen ist und kommt durch Übung kontinuierlich weiter.
[Mr Creosote] Worum geht’s also? Ohne genannten Anlass oder explizite Vorgeschichte fliegt man mit seinem Jet durch fünf verschiedene Zeitzonen und ballert die jeweils zeittypischen Gegner ab.
[Elwood] Ich meine mich zu erinnern, dass es eine vage Rahmengeschichte gibt… Ich glaube, dass der Anlass der launigen Schieß-Zeitspring-Nummer das Retten anderer Piloten ist. Der geneigte Daddelautomatenquäler sieht darin freilich nur Punkte, die man durch Rammen einsackt.
[Mr Creosote] Zumindest in den ersten vier Epochen gibt es auch jeweils ein paar Fallschirmspringer „einzusammeln“, was Punkte bringt. Schade allerdings: Es besteht nicht die Gefahr, sie versehentlich selbst abzuschießen. Das hätte es noch etwas interessanter gemacht. Wie empfandest du die unterschiedlichen Gegnertypen?
[Elwood] Ich hatte das Spiel irgendwie einfacher in Erinnerung… Und vor Allem hatte ich die Unterschiede als ausgeprägter im Sinn. Spätestens ab 1970 wird es aber anstrengend: Da sind dann Lenkraketen im Spiel. Diese empfinde ich als deutlich größeres Problem als die eigentlichen Gegner.
[Mr Creosote] Ja, die eigentlichen Gegner sind sich recht ähnlich: Ob nun Doppeldecker, Jets, Hubschrauber oder UFOs – unterschiedlich ist eigentlich nur das Sprite und die Geschwindigkeit ist leicht verschieden. Die Bewaffnung ist ebenfalls nicht so unterschiedlich. Klar, die Lenkraketen sind gefährlich, aber normale Raketen und Bomben sind effektiv das gleiche.
[Elwood] Naja… Bomben fallen eigentlich nur runter und man kann sie etwas besser abschießen. Ich bemerke außer den von dir genannten Unterschieden aber noch welche in der Wendigkeit. Das glaube ich zumindest… Die Hubschrauber scheinen etwas abrupter die Richtung wechseln zu können. Auch die UFOs… glaube ich. Aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. Die Flugzeugtypen müssen ja alle erst noch drehen.
[Mr Creosote] Bezüglich des Schwierigkeitsgrads: Das kann ich kaum beurteilen. Das Spiel ist zu schwierig für mich, aber das geht mir bei den meisten Actionspielen so. Ganz gut gefällt mir, dass die Flugbahnen der Gegner nicht völlig willkürlich sind. Zumindest werden Flugformationen grob angedeutet.
[Elwood] Darf ich an dieser Stelle – das ist meiner Meinung nach nämlich wichtig zur Beurteilung des Schwierigkeitsgrades – mal nach deinem „Setup“ fragen? Also womit hast du gesteuert?
[Mr Creosote] Tastatur
[Elwood] Okay… Mit der Tastatur halte ich das Spiel auch für reichlich unspielbar schwer. Optimal ist die Steuerung per Joystick – aktuell habe ich mit Gamepad gespielt. Das ist nicht so ganz optimal, geht aber auch ganz gut. Ich selbst muss aber auch gestehen es jetzt nicht mehr bis in den letzten Level geschafft zu haben. Da musste ich in meinen Erinnerungen graben. Damals allerdings habe ich es sogar geschafft mehrfach durchzuspielen – nach 2001 kommt übrigens wieder 1919.
[Mr Creosote] Zur Erinnerung: „2001“ ist natürlich das „futuristische“ Level (also das mit den UFOs), denn das Spiel ist ja von 1984! Jedes Level endet mit einem „Endgegner“, der allerdings jeweils recht unspektakulär geraten ist: Ein nur leicht größerer Sprite, den man gerade mal fünfmal treffen muss.
[Elwood] Ja, da muss ich aber direkt mal klugscheißen: Das Spiel kam 1983 raus, das Ursprungsspiel sogar 1982. Aber das ändert natürlich nichts daran, dass es sich bei 2001 um die Zukunft handelt. Aus heutiger Sicht natürlich die Vergangenheit – UFOs hat ja jeder in der Garage stehen heutzutage. Witzigerweise sind aber schon die Düsenjäger Zukunftsmodelle. Das muss ja aber auch so sein. Unser kleiner Raumpilot sitzt schließlich in so einem Gerät und da 1983 die Zeitreise noch nicht ganz serienreif war, musste natürlich der Ausgangszeitpunkt des Spiels in die Zukunft gelegt werden: nach 1984 eben – und erinnern wir uns nicht alle gern daran zurück? Die olympischen Spiele in Los Angeles, Duran Duran führen die Charts mit Wild Boys an, der VfB Stuttgart wird Deutscher Meister – und natürlich die Zeitmaschine für den Hausgebrauch von Konami, der Renner im Weihnachtsgeschäft!
[Mr Creosote] Mit „dem“ 1984 (d.h. dem Roman) hat das Spiel dagegen nichts zu tun. Es ist ein ziemlich technik- und fortschrittsgläubiges Spektakel. Ist dir übrigens klargeworden, wie die grafische Perspektive zu verstehen ist?
[Elwood] Klar – die Erde gibt und gab es nicht! Man kann endlos in den Sinkflug gehen und keine Tannenwipfel weit und breit!
[Mr Creosote] Gravitation gibt es allerdings: Die Fallschirmspringer fallen nach „unten“. Interessant auch der Blick auf die Sprites: Fliegt man nach oben oder unten, sieht man sich von oben – in horizontaler Richtung aber von der Seite.
[Elwood] Dafür gibt es bestimmt eine logische Erklärung. Vermutlich… eine Vereinfachung des physikalischen Modells zur Steigerung des Spielspaßes.
Wir befinden uns hier auf der Ebene eines klassischen Arcadeautomaten. Die Steuerung (welche ja über die Rotation des eigenen Vehikels geschieht) ist durchaus nicht so üblich für die damalige Zeit.
[Mr Creosote] Ja, normalerweise steuert man ja einfach in die Richtung, in die man fliegen möchte. Das Modell hier gefällt mir aber ganz gut. Fehlt eigentlich nur noch der Sound, oder?
[Elwood] Ach, da kann ich gar nicht soviel zu sagen. Den hatte ich abgestellt. Einmal hatte ich das vergessen… da setzte es halt bliep und bumm. Ich glaube ich kann da nicht soviel beitragen. Hast du dich da ein wenig eingehört?
[Mr Creosote] Da gibt’s tatsächlich einfach nicht mehr. Sehr unspektakulär. Aber, wie du ja bereits zu Recht bemerkt hast, gab es damals ja zum Glück noch gute Musik im Radio ;)
[Elwood] Nun… im Erscheinungsjahr kam ja auch das legendäre Codo von DÖF heraus. Auch ansatzweise passend… ein Außerirdischer der Liebe zur Erde bringt.
[Mr Creosote] Vergessen wir nicht Major Tom von Peter Schilling: Ein einsamer Astronaut auf Weltraummission, von der er niemals mehr zurückkehren kann.
[Elwood] Aber kommen wir mal zum Kern der Sache: Das Spiel war dir zu schwer – ist es deswegen nun schlecht?
[Mr Creosote] Nein, bestimmt nicht. Es ist simpel, aber Alles in Allem gut gemacht. In der anderen Richtung fehlen mir allerdings originelle Ideen und Abwechslung.
[Elwood] Da verweise ich auf die Steuerung. Damals war das originell!
[Mr Creosote] Gut, aber meine Beurteilung basiert darauf, wie ich das Spiel heute empfinde. Und da muss ich einfach sagen: Space-Pilot ist guter Durchschnitt, aber nicht mehr.
[Elwood] Ja, da kann ich dir durchaus zustimmen. Ich kann das aber auch durchaus nach heutigen Maßstäben noch gut einordnen. Man kann da schnell mal eine Runde zwischendurch spielen.
Für die damalige Zeit war das technisch im Übrigen gar nicht übel.
[Mr Creosote] Mehr als die „schnelle Runde“ darf man natürlich nicht erwarten – aber dafür gibt’s von uns eine Empfehlung!