Star Wars: Rebel Assault

Firma:
LucasArts
Jahr:
1993
Systeme:
PC (DOS) / PC (VGA)
Genre:
Action
Tags:
Umsetzung eines anderen Mediums / Fliegen / Science Fiction / Krieg
Sprache:
Englisch
Mittlere Wertung:
3/5

Meinung damals

Sicher: Gewitzte Programmierer werden irgendwann noch ganz andere Sachen auf die Silberscheibe packen. Doch augenblicklich gibt es nichts Vergleichbares, oder habt Ihr z.B. schon mal erlebt, wie man unter einem imperialen Walker hindurchfliegt? Schaut’s Euch an – Ihr werdet mir recht geben. Die Höchstnote in dieser Kategorie ist fast schon nicht gut genug.

Klaus Trafford, ASM 1/94 

Rebel Assault läßt alle Mitbewerber auf dem Sektor CD-ROM geradezu lächerlich aussehen. Angefangen bei der herausragenden Grafik, über den hinreißenden Sound bis zum gelungenen und für CD-ROM einzigartigen Gameplay, kann Rebel Assault mehr als überzeugen. […] Eine neue Ära der Computerspiele zeichnet sich ab!

Oliver Menne, PC Games 1/94 

Weihnachten war dieses Jahr am 20. November, dem Tag, an dem ich das fertige Rebel Assault in mein CD-ROM schieben konnte. Auf so ein Produkt habe ich schon lange gewartet. Die vielbeschworene Allianz von Hollywood und Computerspiel ist mit Rebel Assault endlich da. Es spielt sich wirklich wie ein interaktiver Film.

Boris Schneider, PC Player 1/94 

Das ist Kino hautnah zum Miterleben: Rebel Assault gehört zu den Actionglanzlichtern für den PC und ist genau das richtige um Zuschauer zu beeindrucken. Grafisch und akustisch vermischt Rebel Assault geschickt die Grenzen zwischen Leinwand-Epos und Computerspiel. […] Wenn es einen Grund gibt, sich ein CD-ROM für den PC zuzulegen, heißt dieser Rebel Assault.

Michael Hengst, Power Play 1/94 

Bericht von Mr Creosote (03.05.2014) – PC (DOS)

Um eine „Killer Application“ zu werden, muss man etwas bieten, das idealerweise vorher einfach nicht möglich gewesen wäre. Rebel Assault kann für sich zweifellos in Anspruch nehmen, eines der drei Spiele zu sein, die CD-ROM-Laufwerken zu ihrem großen Durchbruch verhalfen. Seine Mischung aus kleinen Clips aus den Originalfilmen und qualitativ hochwertigen, neuberechneten Szenen… „ähnlicher“ Art, war vorher in diesem Maße tatsächlich ungekannt gewesen. Dabei war es gar nicht das erste große Krieg-der-Sterne-Spiel des Jahrzehnts gewesen. X-Wing war ihm etwa 9 Monate zuvorgekommen. Doch auch wenn es die Fachpresse beeindruckt hatte und zu einem relativen Bestseller geworden war, hatte es doch nicht die große Massenwirkung von Rebel Assault erreicht, das wohl einfach dem „Feeling“ der allgemein geliebten Filme näher kam.

Wie war das also mit dem „Feeling“? Das Spiel erzählt im Prinzip einfach die Filmgeschichte nach, allerdings zugegeben reduziert auf ein paar zentrale Actionszenen: Ein junger Mann schließt sich den Rebellen an, verdient sich als Raumschiffpilot seine Sporen und zerstört schließlich den schrecklichen Todesstern. Es ist zu hoffen, dass das als Alternativversion zu den Filmen gemeint war, anstatt als Nachfolger, denn wie dumm müsste dieses Imperium denn wohl sein, dass es einfach den gleichen Todesstern inklusive des offensichtlichen Designfehlers des Lüftungsschafts, durch den man das gesamte Schiff zerstören kann, nochmal baut? Sinn ergibt das überhaupt nicht, aber andererseits sind dies natürlich genau die Szenen, die die Fans nachspielen – oder „miterleben“ – wollen.

Nun haben Massenwirkung und der Status als Killerapplikation aber auch eine mindestens dunkelgraue Seite: Die Massen lassen sich nur begeistern, wenn ein Spiel simpel genug ist, intuitiv verstanden zu werden. Konsequenterweise reduziert Rebel Assault deshalb die Interaktion auf das geringstvorstellbare Minimum. Es ordnet sich in ein Genre ein, das man normalerweise in den Spielhallen verortet – das Ballerspiel auf Schienen. Es hätte wohl niemanden überrascht, wenn in der Packung noch eine Lichtpistole gelegen hätte.

Beinahe alle 15 Szenen drehen sich darum, dass ein Schiff sich beinahe vollautomatisch über den Bildschirm bewegt, während der Spieler verzweifelt versucht, mit seinem Fadenkreuz unvorhersehbar über den Bildschirm zuckende Ziele anzupeilen und möglichst hochfrequent den Feuerknopf zu malträtieren. Über das Schiff selbst hat man nur wenig Kontrolle, trotzdem soll man durchaus immer mal wieder Hindernissen ausweichen. Doch wenn das Spiel entscheidet, dass eine Linksdrehung weg vom heranrauschenden Asteroiden nicht möglich ist, dann ist sie nun mal nicht möglich. Ganz ähnlich läuft es bei Angriffen auf stationäre (oder quasi-stationäre, d.h. riesige Schiffe) Ziele, bei denen man den ebenfalls keine Wahl hat, aus welchem Winkel man den Anflug wagt, wie schnell man sich nähert usw. Man könnte beinahe sagen, dass das Spiel einen nicht gerade in den Pilotensitz hineinversetzt.

Was war es denn dann stattdessen, das die Leute in Massen die Geschäfte stürmen ließ? Es war das „Multimedia“-Zauberwort: die Originalmusik, die aus den Lautsprechern tönte, während vorgerenderte Grafik weich über den Bildschirm floss. Nur dass jene Grafik natürlich nicht sonderlich gut gealtert ist. Fairerweise muss man erwähnen, dass Rebel Assault auch die erste Generation spezialisierter 3D-Grafikkarten unterstützte, die alles schon etwas weicher aussehen ließen, als man es mit den heutzutage üblichen Emulatoren oder auf Screenshots zu Gesicht bekommt. Doch was einem vorgesetzt wird ist und bleibt trotzdem ein recht geschmackloser Mix aus ganz nett gerenderten Objekten und seltsam verwaschenen Hintergründen, der einem praktisch keinerlei Gefühl für Tiefe und Perspektive vermittelt – was sich sogar spielerisch das ein oder andere Mal als ernsthaftes Hindernis entpuppt. Animationen gibt es sogar praktisch überhaupt nicht; stattdessen werden die Objekte einfach starr über den Bildschirm geschoben. Und wenn dann doch mal etwas ausnahmsweise animiert wird, wie beispielsweise in der einsamen Mission zu Fuß, dann sieht das schon extrem steif aus.

Das alles darf man nun nicht falsch verstehen – das Spiel war schon zu Recht ein Bestseller. Es hat zu Recht den Ruf des Bahnbrechenden. Es wird zu Recht auch heute noch als Klassiker angesehen. Doch genauso muss man eingestehen, dass all diese Gründe historischer Natur sind. Es handelt sich um das historisch vielleicht am wenigsten zeitlose Spiel. In diesem Sinne ist es damit praktisch das Gegenteil von X-Wing, wenn man es sich mal genauer durch den Kopf gehen lässt.

Box

PC (DOS)

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