The Carl Lewis Challenge ist ein Spiel, das mit Ausnahme von ein paar Ungereimtheiten, wie z.B. einer schlechten Kollisionsabfrage bei den 110 Meter Hürden, überzeugen kann. Doch begeisterte Sesselleichtathleten werden sich davon nicht schrecken lassen.
Dean Lesters Carl Lewis Challenge setzt neue Maßstäbe hinsichtlich des Managementparts. Einfache Benutzerführung und ausgetüftelte Trainingsmodi lassen dem Coach unerwartet viel Freiraum für eigene Kreationen. Im Stadion angekommen, schaut Carl Lewis schon etwas müder aus der Wäsche. […] Alles in allem ein nettes Sportspiel mit faszinierendem Trainingsmodus. Sportspielfreunde sollten reinschauen.
Bericht von Mr Creosote (18.08.2012) – Amiga (OCS)
Carl Lewis mag der Leichtathletikstar der 1980er Jahre gewesen sein, doch in den 90er Jahren begann sein Stern rapide zu sinken. Für die Olympischen Spiele im Jahr 1992 qualifizierte er sich nur noch für seine Lieblingsdisziplin, den Weitsprung (und gewann diesen Wettbewerb immerhin). Auf den Sprintstrecken gehörte er anscheinend nicht mehr zur Weltspitze. In der 4x100m Staffel war er dabei und gewann Gold, doch es war wohl eher so, dass er (gemessen an seinen eigenen früheren Leistungen) den Sieg nicht verhinderte. Er entwickelte sich also langsam zum Relikt. Gar nicht mal so anders als das Spiel, dem er seinen Namen spendierte.
So könnte man es (jetzt bezogen auf das Spiel) bezeichnen, da Carl Lewis Challenge überhaupt nichts Neues zu bieten hat. Bis zu vier Spieler können sich in fünf Leichtathletikdisziplinen messen: 100m Sprint, 110m Hürden, Speerwurf, Hochsprung und Weitsprung. Das spielt sich alles genau so, wie man es aus Sportspielen seit den frühen 80er Jahren kennt: Man rüttelt wild am Joystick, so dass der Bildschirmsportler gute Leistungen bringt. Dieses Spiel bietet zwei weitere Bedienungsoptionen, eine stellt Rhythmus, die andere Timing ins Zentrum. Doch keine davon bietet auch nur ansatzweise die gleiche sportlich-schweißtreibende Erfahrung.
Der Mehrspielermodus ist leider sehr ungeschickt umgesetzt. Die Spieler treten immer einzeln und nacheinander an – gegen computergesteuerte Gegner. Qualifizieren sich alle menschlichen Spieler fürs Finale, können sie immer noch nicht direkt gegeneinander antreten. Stattdessen werden vier Rennen mit jeweils drei Computersportlern ausgetragen. Die Konkurrenz dreht sich also nur darum, die Zeit der mitspielenden Freunde zu schlagen; die Befriedigung, in direkter Konfrontation als Sieger hervorzugehen, gibt es nie.
Bevor all das losgeht, können die Spieler immerhin ihre Athleten durch ein fünfwöchiges Trainingslager schicken. Pro Sportler kann ein individueller Trainingsplan erstellt werden, der sich aus unterschiedlichen Trainingsmethoden in unterschiedlichen Intensitäten und Umfang zusammensetzen kann. Immer natürlich mit dem Ziel, die Fähigkeiten zu optimieren, so dass der folgende Actionteil einfacher wird. Dieser Teil des Spiels ist jedoch quälend öde. Man guckt auf eine einzige Tabelle voller Zahlen, ändert die eine oder andere und sieht dann dabei zu, wie so die Entwicklung ist. Theoretisch kann man sogar nur diesen Teil spielen und dann die eigentlichen Wettkämpfe komplett simulieren lassen. Aber wer bitte würde sich das antun? Und warum?
Sportmanagement kann durchaus Spaß machen. Diverse Fußballmanagerspiele kommen einem da ja sofort in den Sinn. Im Leichtathletikbereich könnte das ebenfalls funktionieren: Seinen eigenen Sportler langsam hochzupäppeln und so zum Sieg zu führen, könnte wirklich sehr befriedigend sein. Carl Lewis Challenge gelingt dieser Brückenschlag jedoch nicht. Und eben selbst der Actionteil bietet nichts Neues. Alles schon zur Genüge gesehen und es ist auch noch kurz und einfach. Was die sehr guten Animationen und die einprägsame 80er-Jahre-Titelmusik nutzlos macht. Schade für einen solch klangvollen Namen. Geben wir ihm einfach mal einen nostalgischen Bonuspunkt für den immerhin ernstgemeinten Versuch.