Tiny Dungeons

Firma:
RetroSouls
Jahr:
2022
System:
ZX Spectrum
Genre:
Rollenspiel
Tags:
Roguelike / Schwerter & Magie
Sprache:
Englisch
Mittlere Wertung:
4/5

Bericht von Mr Creosote (19.04.2025) – ZX Spectrum

Die meisten Roguelikes sind heutzutage streng genommen Roguelites. Sie picken sich also diejenigen Aspekte aus der Gesamtdefinition des Genres heraus, die ihnen gerade zusagen. Und das Interessante ist, was sie jeweils für den unverzichtbaren Kern halten. 2021 konzentrierte man sich in Rogue64 auf zufällig generierte Dungeonlevels und Objektidentifikation. Gerade mal ein Jahr später setzt %Tiny Dungeons% auf vordefinierte Levels, verschiedene Charaktere und Gegnertypen.

Die ersten paar Levels verlaufen ziemlich locker. Man greift Monster an und überwältigt sie im Nahkampf. Oder probiert auch mal die Zaubersprüche aus, bevor sie überhaupt zu nahe kommen können. Zahlreiche Schatztruhen versorgen einen mit Lebensenergie, Schilden oder Mana. Teleporter und verschlossene Türen halten einen auf der richtigen Spur.

Doch dann schleicht sich, beinahe unbemerkt, der Schwierigkeitsgrad heran. Und überfällt einen aus dem Schatten. Gegner mit Fernkampffähigkeiten tauchen auf. Einige rufen sogar weitere Monster herbei. Es geht nicht mehr nur darum, wer zuerst zuschlägt. Die rundenbasierten Kämpfe werden ziemlich taktisch. Plötzlich ergibt es Sinn, dass man als Spieler zwischen drei Charakteren wechseln kann: dem muskelbepackten Krieger, dem feuerballwerfenden Magier und dem dazwischen angesiedelten Schurken. Welchen Feinden stellt man sich in welcher Form entgegen? Welche hält man besser auf Abstand, welche verwickelt man in Handgemenge? Wie vereinzelt man diese wartende Gruppe? Kann man vielleicht außerhalb der Sichtweite vorbeischleichen, sich neu mit Ausrüstung versorgen und dann von hinten Angreifen?

Ohne allzu viel Breite durch zahlreiche Ressourcen aufzubauen verliert %Tiny Dungeons% seinen lockeren ersten Eindruck recht schnell. Hier geht es eben nicht nur darum, immer und immer wieder in die Gegner hineinzulaufen, bis sie umfallen. Braucht es dafür verschiedene Waffen, Rüstungen? Nein. Unterschiedliche Zaubersprüche? Nein. Magische Tränke? Gibt es ebensowenig. Besondere Fertigkeiten der Helden? Sorry, auch nicht zu finden. Die Kämpfen befinden sich nicht auf der Komplexitätsstufe eines Tales of Maj'Eyal, aber die üblichen Diablo-Klone überflügeln sie locker.

Die scharfe Grafik bietet dabei einen guten Überblick und die unterschiedlichen Bodenbeläge sind gut erkennbar. Die kleinen Animationen sind nicht nur schön anzusehen, sondern lenken die Aufmerksamkeit auch immer wieder auf die gerade wichtigen Teile des Bildschirms. Essentielle Informationen werden permanent angezeigt, ohne dafür zu viel Platz wegzunehmen. Weitere Bildschirme, wie beispielsweise fürs Inventar, sind nicht einmal notwendig. Die Bedienung per Tastatur ist sofort überschaubar, selbst wenn Tastendrücke leider nicht immer zuverlässig registriert werden, wenn man zu schnell hineinhaut. Dadurch wird der Spielablauf etwas langsam, die an sich effiziente Bewegung eingeschränkt.

Und doch ist jedes Level ein kleines Puzzle. Klar, ein bisschen Glück gehört auch dazu, da die virtuellen Würfel über Treffer und Schadensmenge bestimmen. Doch jedes Mal, wenn es heißt „level failed“ (was mit dem freundlichen Angebot, das Level neu zu starten einhergeht; auf „permadeath“ wird verzichtet), dann bleibt das klare Gefühl, selbst einen Fehler gemacht zu haben, der dieses Scheitern ausgelöst hat. Was dann, anders als Pech, einen neuen Motivationsschub auslöst, es immer und immer wieder zu versuchen!


  1. Roguelike:

    Untergruppe der Rollenspiele, zurückgehend auf Rogue. Typische Merkmale sind zufällig generierte Dungeons, „Permadeath“ (d.h. beim Tod der Spielfigur werden eventuelle Speicherstände automatisch gelöscht) und rundenbasiertes Spielprinzip.  ↩︎

  2. Dungeon:

    Unterirdisches Verlies, in das der Spielercharakter hinabsteigt, und in dem Monster hausen und Schätze zu finden sind.  ↩︎

Screenshots

ZX Spectrum

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