Traffic

Firma:
Dan S. Yu
Jahr:
2024
System:
Interpreter (Z-Code)
Genre:
Adventure
Tags:
Science Fiction / Textbasiert
Sprache:
Englisch

Bericht von LostInSpace (03.10.2024) – Interpreter (Z-Code)

Dichter Verkehr rollt über die große Kreuzung in einer amerikanischen Stadt. Ein im Prolog vorgestellter Physiker, der sich auf einem kurzen Botengang befindet, wartet auf eine grüne Ampel an der Elm Street. Wobei der Name wohl keine Anspielung auf den Film mit Freddy Krüger sein soll: Dies ist nämlich kein Horrorspiel. Traffic ist zeitlich gesehen nicht mal eine lineare Geschichte, sondern eigentlich nur eine Momentaufnahme.

Das klingt erstmal verworren. Aber dahinter steckt eine pop-wissenschaftliche Annahme, dass Schicksale verschiedener Menschen quanten-verschränkt sind. Soll heißen, dass Personen in unterschiedlichen Situationen (Orten) durch ihre Entscheidungen Einfluss aufeinander ausüben. Der Gamechanger ist dabei, dass durch entsprechendes Vorwissen bezüglich der weiteren Entwicklung der Geschichte, bewusst das eine oder andere Ergebnis herbeigeführt werden kann. Hauptfiguren sind zufällige Passanten, ein Taxifahrer, ein Businessmann, ein Schulmädchen, ein Baby im Kinderwagen und sogar ein Hund. Aus welchem Blickwinkel sich die Geschichte entspinnt, liegt am Spieler. Insgesamt drei verschiedene Pfade führen schließlich zum gleichen Ende.

Der Spielablauf ist daher das Observieren der Abläufe, die in diesem Fall sehr eindeutig sind: Man wird an der Kreuzung direkt von einem Auto tödlich übergefahren. Um dies zu vermeiden, klinkt man sich in das Bewusstsein der umliegenden Personen ein, indem man sie über Parser-Kommandos beobachtet oder mit ihnen zu interagieren versucht. Dabei gelangt man früher oder später über verschlungene Wege wieder zur gleichen Ausgangssituation. Es sei denn, man erreicht währenddessen besondere Schlüsselmomente, die bei der nächsten Wiederholung einen Einstieg in ein etwas verändertes Szenario bieten.

IFComp 2024 

Lustig fand ich, dass man im Zuge dieser Erkundung eintausend-und-ein Tode stirbt. Versucht man jedoch der Schleife zu entkommen – also quasi aus eigener Kraft dem Schicksal zu entrinnen – was in diesem Fall eine kriminelle Tat war, sterbe ich zwar nicht, komme aber ins Gefängnis: Game Over. Welche Ironie. Am Anfang verwirrt außerdem der Punktezähler, der konstant auf 0 bleibt. Ich dachte erst, dass man erst Punkte bekommt, sobald man aus einer dieser sich wiederholenden Schleifen entkommen ist. Dem ist nicht so. Das Spiel beginnt und endet mit 0 Punkten. Ob dies Absicht oder einfach mangelnde Zeit war, um die Deadline des IFComp-Wettbewerbs zu schaffen, ist mir nicht bekannt.

Gut hat mir gefallen, dass die Personen und Schauplätze über den Parser recht umfassend erkundbar sind. Man bekommt eine witzige Reaktion auf fast jede noch so absurde Handlung. Und neben einem gewissen Sprachwitz – das neue Apple Handy wird zum Pineapple 16XL – wurde an stimmungsfördernde Einschübe gedacht, so dass Personen zum Beispiel ungefragt die eigenen Handlungen kommentieren. Also ist dies sicherlich kein Spiel zum Gruseln, sondern ein angenehm oberflächlich bleibender Abstecher in die Gefilde nerdig-physikalisch verdrehter Tagträume.

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Interpreter (Z-Code)

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