Bericht von Mr Creosote (11.05.2017) – Amiga (AGA)

Irgendwann sind die Vorwände, zwei Menschen sich prügeln zu lassen, erschöpft. Zumindest, wenn man sein eigenes Spiel vom Rest abgrenzen möchte. Wer braucht schon noch ein Turnier, in dem die Kämpfer rund um die Welt reisen? Genau. Tube Warriors lässt in U-Bahnstationen die Fäuste fliegen. Seltsam? Ja, klar.

Effektiv machen die Parallax-gescrollten-Stationen (mit jubelnden Zuschauern im Vordergrund und Zügen, die durchfahren, aber nie anhalten, im Hintergrund) natürlich keinen spielerischen Unterschied. Trotzdem erkämpft sich das Spiel damit schonmal einen Startbonus beim Spieler.
Einen Bonus, den das Spiel jedoch sehr schnell verspielt. Erstens ist es was die Spielvariation angeht sehr dünn ausgestaltet. Außer einzelnen Zweispielerduellen gibt es nur einen Spielmodus: die übliche Aneinanderreihung von Einzelbegegnungen. Den eigenen Kämpfer kann man nicht wählen, genausowenig die Gegner oder die Station (letztere beide werden automatisch bestimmt, aber anders als bei der eigenen Figur existieren zumindest mehrere). Unterliegt man in einem Kampf, ist es direkt aus. Man muss sofort von vorne neu anfangen.

Noch viel schlimmer ist jedoch, dass der eigentliche Kern des Spiels, das Prügeln, ist völlig verhunzt. Es fehlt jegliches Gefühl für physischen Kontakt. Die Personen bewegen sich nahtlos übereinander her. Schläge und Tritte treffen manchmal ins Ziel, wenn man das nie gedacht hätte, andererseits aber keinen Kontakt herstellen, wenn es wie eine sichere Sache wirkte. Due Steuerung ist so ungenau, dass es rein vom Glück abhängt, ob die geplante Aktion nun überhaupt ausgelöst wird oder nicht. Das vielleicht bescheuertste Detail, das jedoch sehr repräsentativ ist: Um sich nach links oder rechts zu bewegen, muss man den Joystick wiederholt in jene Richtung drücken, denn jede Bewegung löst nur einen einzigen, winzigen Schritt aus.
Was bringt das gerenderte Intro (das ohnehin nie mehr auftaucht) oder das Parallaxscrolling, wenn das Spiel Schrott ist? Grafiktechnologiedemos ersetzen nicht das Testen. Besonders, wenn man gegen eine starke Konkurrenz antritt.